1. Diözesanversammlung

Freitag, 1. Jänner 2010

1. Diözesanversammlung

Vom 22. - 24. Oktober 2009 fand die erste Diözesanversammlung in Wien statt – in einem Ausmaß, wie es bisher noch keine gab. 1200 Delegierte aus den Pfarren, verschiedenen Gruppierungen, Ordensgemeinschaften waren eingeladen, darunter auch vier aus Aspern. Gemeinsam mit unserem Pfarrer, mit Viktoria Jakubowski als Jugendvertreterin (Markus Pories war entsandt von der Berufsgemeinschaft der PastoralassistentInnen) war ich von unse- rem Pfarrgemeinderat delegiert worden. Das Motto lautete, „Apostelgeschichte 2010 – wir können nicht schweigen“.

Meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Gleich zu Beginn (nach dem feierlichen Einzug unseres Erzbischofs mit der Bibel) ließ mich eine Aussage Kardinal Schönborns bei seinem Eröffnungsreferat aufhorchen: „In der Kirche gibt es Heuchelei.“ Eine Erkenntnis, die öffentlich von einem hohen Würdenträger ausgesprochen wurde, überraschte mich. Ich war gespannt, wie es weitergehen würde.

Meine Überraschung war groß, mit welchem Mut und auch tiefer Sorge die „heißen Eisen“ in der Kirche, wie Zölibat, Geschiedene/ Wiederverheiratete, „viri probati“ (= bewährte, verheiratete Männer zur Priesterweihe zuzulassen) von den Delegierten vorgebracht wurden; es wurde auch immer wieder darauf hingewiesen, dass so viele Pfarren keinen Priester mehr haben bzw. keinen nachbekommen werden – besonders davon betroffen ist das Vikariat Nord (Weinviertel), wo jeder Priester bereits 2,8 Pfarren betreuen muss. Die Aussagen wurden immer wieder mit kräftigem Applaus untermauert. „Wien ist uns näher als Rom, Herr Bischof“, meinte zum Beispiel auch einer der Teilnehmer.

Kardinal Christoph Schönborn erklärte mehrmals, er höre die Anliegen und Sorgen aus den Pfarrgemeinden, er überhöre auch nicht den starken Applaus dazu. Er möchte in Zukunft mehr mit den Bischöfen der Weltkirche darüber reden. Er möchte auch bewusster auf die Menschen zugehen, ihnen zuhören und ihre Freuden und Sorgen wahrnehmen, damit sie erkennen, dass sie in der Kirche willkommen sind.

Die Kirche muss barmherzig werden, so wie Jesus es vorgelebt hat. Der Herr Kardinal drückte auch sehr seine Wertschätzung den Christinnen und Christen gegenüber aus, die in den Pfarrgemeinden mit viel Engagement und Begeisterung sehr viel leisten, die ein Pfarrleben erst ermöglichen.

Auch die gesamte Organisation dieser Versammlung hätte durch nichts überboten werden können, sie war perfekt. Die 1200 Delegierten wurden auch bestens bewirtet, fast ohne Wartezeit, ruhig, jeder fand einen Platz in einem der aufgebauten und beheizten Zelte, es blieb Zeit, einander zu begegnen, miteinander zu reden, Erfahrungen auszutauschen.

Die „gemeinsam an einem Strang ziehend“ anmutende und lockere Atmosphäre aller Beteiligten, sowohl der Bischöfe als auch der Delegierten, hat in mir ein wenig Aufbruchstimmung ausgelöst. Es gilt abzuwarten, ob es schöne Worte waren oder ob auf die Worte auch Taten folgen. Ob unsere Kirche endlich in Bewegung kommt und für viele Menschen ein Ort der Zuflucht, der Kraft, des Trostes wieder wird und ist – es kann und muss doch möglich sein, dass unsere Bischöfe ohne den Blick nach Rom in Selbstverantwortung für unsere Gemeinden tätig werden; ich bin überzeugt davon, dass sie dann auch bald Unterstützung von den Verantwortlichen anderer Diözesen bekommen würden. Das sind meine Hoffnungen für die Zukunft nach der Diözesanversammlung.

Christina Röder
Stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderates


Apostelgeschichte 2010

Freitag, 1. Jänner 2010 bis Freitag, 19. April 2024

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