„Gott baut ein Haus, das lebt”

Dienstag, 1. Jänner 2013 – 10:55

Wozu braucht Gott die Pfarre (Aspern) hier und jetzt?

Der erste Teil dieser Überschrift stammt aus einem Lied, das wir im Jahr 1999 als Motto für die Weihe der erweiterten Pfarrkirche St. Martin gewählt haben.

Der zweite Teil war schon im Pfarrblatt vom November 2010 Thema: Damals war gerade die dritte Diözesanversammlung im Stephansdom vorbei und die Frage stand im Raum: Was heißt das konkret für eine Pfarre? Wie verwirklichen sich die Grundsätze der Initiative „Apg 2010“ (heute heißt sie Apg 2.1 – denn 2010 ist ja schon vorbei) im täglichen Leben?

Zur Erinnerung ein paar Eckpunkte von damals:

  • „Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen als ob nichts gewesen wäre“ (Kardinal Schönborn). Auf allen Ebenen wird Veränderung passieren.
  • „Mission first!“ (Schönborn) – Die grundlegende und erste Anforderung ist die Verkündigung der frohen Botschaft. Die Kirche/ die Diözese/die Pfarre darf bei allen „internen“ Problemen die „Welt“ um uns herum nicht aus den Augen verlieren.
  • „Masterplan“ – kein „Rasterplan“, der die Pfarrgrenzen am Reißbrett neu zieht, sondern ein Plan, der im Blick auf den „Meister“ der Kirche fragt: wozu braucht Gott hier und jetzt unsere (Pfarr-)Gemeinde?

Seither sind nun mehr als zwei Jahre vergangen, und manche meinen vielleicht, wir sind doch wieder zur Tagesordnung übergegangen. Aber der Erneuerungsprozess der Diözese geht weiter: Im September sind die sogenannten „Leitlinien“ für diesen Prozess veröffentlicht worden, die eine ganze Reihe von Vorgaben machen, in welche Richtung und innerhalb welcher Grenzen (wie Leitlinien im Straßenverkehr) es weitergehen wird. Dabei soll die Entwicklung – in dieser Reihenfolge – zwei Schwerpunkte haben:

  1. „Jüngerschaft“ – Wie bleiben wir „unserer Sendung auf der Spur“ (Hirtenbrief Kardinal Schönborn 2011)? Wie können wir immer mehr in die Schule Jesu gehen? In der Gemeinschaft, im gemeinsamen Beten und Feiern, in der Verkündigung der frohen Botschaft und im Dienst am Nächsten, an den Notleidenden?
  2. Welche Strukturen braucht es in Zukunft dafür? Hier wird es eine grundlegende Umgestaltung der Pfarrstruktur geben: Mehrere bisherige Pfarren werden in Zukunft als (selbstständige) Filialgemeinden zu einer großen Pfarre zusammengefasst. Das hauptamtliche Personal (Priester, Diakone, PastoralassistentInnen) wird auf dieser Pfarr-Ebene eingesetzt und soll gemeindeübergreifend arbeiten.

Markus PoriesMich persönlich hat dieses Thema so sehr interessiert und herausgefordert, dass ich mich für eine Stelle im Pastoralamt der Erzdiözese beworben habe, die sich mit diesem Thema beschäftigt. So bin ich seit 1. November 2012 mit 20 Stunden im „Referat für pastorale Strukturentwicklung“ tätig und nur mehr mit 20 Stunden in der Pfarre Aspern. Ab Herbst 2013 werde ich dann voll ins Pastoralamt wechseln. Was wird der Erneuerungsprozess der Diözese für unsere Pfarrgemeinde von Aspern heißen? Sollen wir noch größer werden?

Ich denke, dass wir in Aspern einige Punkte der Leitlinien schon verwirklichen: Es gibt bei uns drei Gemeinden in einer Pfarre: St. Martin, St. Katharina und die polnische Gemeinde, die alle eine gewisse Selbstständigkeit besitzen und unter dem gemeinsamen Dach der Pfarre Aspern als Gemeinden aus „lebendigen Steine“ leben.

Alle drei Gemeinden sind im Pfarrgemeinderat durch das „Filialwahlmodell“ fix vertreten und sorgen gemeinsam für das größere Ganze der Pfarre.

KirchenerweiterungAber ein „Haus aus lebendigen Steinen“ ist nie fertig gebaut, es braucht immer wieder Um- oder Zubauten, um den Anforderungen seiner Bewohner zu entsprechen. So, wie unsere Pfarrkirche vor 13 Jahren erweitert wurde oder so, wie vor mehr als 16 Jahren das Seelsorgezentrum St. Katharina zusätzlich „angemietet“ wurde, wird es wohl auch in Zukunft weitergehen. Natürlich ist noch nicht klar, in welche Richtung der „Zubau“ unseres Hauses aus lebendigen Steinen gehen wird, aber die Herausforderungen stehen vor der Tür: Wie wird die Kirche im riesigen Neubaugebiet „Seestadt Aspern“ präsent sein? Wie können wir solidarisch mit kleinen Nachbarpfarren (wie z.B. St. Claret-Ziegelhof) zusammenarbeiten, die immer kleiner werden? Und vor allem: Wie erfüllen wir den grundlegenden Auftrag der Kirche ganz konkret in Aspern, nämlich in Wort und Tat die frohe Botschaft zu verkünden?

Noch Zukunftsmusik: Kirche in der Seestadt Aspern?In vielen Bereichen (Liturgie, Caritas, Sorge für Kinder …) sind wir da schon auf einem guten Weg, vieles ist noch offen. Somit bleibt uns nichts anderes übrig, als gemeinsam mit der ganzen Kirche von Wien unseren Weg weiter zu gehen und die Frage nicht aus den Augen zu verlieren: Wozu braucht Gott die Pfarre Aspern hier und jetzt? Oder, wie es in der fünften Strophe heißt: „Gott baut ein Haus, das lebt, er selbst weist dir die Stelle in Ecke, Mauer, Schwelle, da, wo du nötig bist.“

Mag. Markus Pories
Pastoralassistent


 

Die diözesanen Leitlinien zum Download.

Wenn Sie Anmerkungen oder Fragen zum diözesanen Entwicklungsprozess „Apg 2.1“ haben, bitte um Nachricht: strukturentwicklung@edw.or.at

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