(K)ein Platz in der Herberge

Dezember 2016

Jedes Jahr wird die Krippe in der Pfarrkirche anfangs Dezember aufgestellt, aber die weihnachtlichen Figuren wie das Christkind, die Hirten und Könige fehlen noch. Nur zwei holzgeschnitzte Figuren sind aufgestellt: die schwangere Maria auf dem Esel, der von Josef geführt wird.

Sie sind unterwegs zur Volkszählung nach Bethlehem, dort wird das Kind zur Welt kommen. Aber sie finden keinen Platz, die Herbergen bleiben für sie verschlossen.

Trocken kommentiert dies der Evangelist Lukas und erklärt, warum Jesus in einer ärmlichen Krippe zur Welt kommt. „Weil in der Herberge kein Platz für sie war“.

Oft haben wir bei der Krippenandacht das Lied vom hartherzigen Wirten und vom abweisenden Herbergsvater gesungen:

Josef und Maria auf dem Weg nach Betlehem Wer klopfet an? - ‚O zwei gar arme Leut!‘
Was wollt ihr dann? ‚O gebt uns Herberg heut! O, durch Gottes Lieb‘ wir bitten, Öffnet uns doch eure Hütten!‘
O nein, o nein! ‚So lasset uns doch ein!‘
Es kann nicht sein. ‚Wir wollen dankbar sein!‘
Nein, es kann einmal nicht sein, Da geht nur fort, ihr kommt nicht rein.

Dabei ist es Christenpflicht, Fremde aufzunehmen: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt“, heißt es im Hebräerbrief.

Freilich können wir nicht alle Millionen bei uns in Österreich aufnehmen, so lautet das Killer-Argument. Aber wir haben es versucht, wenigstens für drei Familien und zwei junge Männer eine Herberge in der Pfarre anzubieten.

Seit einem Jahr haben zehn Afghanen und fünf Syrer in unserer Pfarre eine Herberge gefunden. Und es ist erstaunlich gut gegangen: Es gab Deutschkurse und Integration, die Kinder besuchen den Pfarrkindergarten und fühlen sich dort sehr wohl, für unsere Syrer haben wir sogar eine Wohnung gefunden und im Pfarrhof und Pfarrzentrum gibt es zwei neugeborene Buben, aber nicht in einer Krippe sondern in einer sicheren und beheizten Unterkunft.

Letztlich ist das die Botschaft von Weihnachten: Dass Gott für uns alle einen Platz hat in seinem Herzen, dass er uns annimmt ohne Ausnahme, und uns Herberge und Geborgenheit schenkt. Und weil Gott so zu uns ist, bleibt für uns die große Herausforderung von Weihnachten: Fremden eine Herberge anzubieten und Gäste aufzunehmen.

Georg Stockert

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