Kiew - ich komme!

Juni 2018

Die Überraschung war groß, als ich von der Caritas zur Ukrainereise eingeladen wurde – doch sie kam nicht zustande.

Aber Vera Koshyl bereitete ein Fest vor, viele „ehemalige Teilnehmer und Teilnehmerinnen“ unserer 14 Kinder–Ferienaktionen waren eingeladen. Seit der letzten 2008 sind schon 10 Jahre vergangen! Die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit vielen „Ehemaligen“ war da!

Meine Familie unterstützte mich: „Mama, du fliegst!“ … und mein Sohn begleitete mich.

Vera empfing uns mit einem schönen Blumengesteck und brachte uns zum Kinderheim. Bei der Hausführung sahen wir ein neues Krankenzimmer, in dem ein Kind mit Pfleger untergebracht werden kann.  So kann ein ungeliebter Spitalsaufenthalt eingespart werden.

Im 3. Stock wohnen die Jugendlichen, die im Heim an einem Jobtraining für sechs verschiedene Berufe teilnehmen können.

Dann endlich in den 4. Stock – ziemlich beschwerlich für mich – aber eine große Überraschung – eine dichte Menschenmenge, bekannte und unbekannte Gäste, ein Arzt, Lehrerinnen und Mitarbeiter, die Kinder und
auch zwei wichtige Herren vom städtischen Sozialamt und der Bezirksvorsteher, die wir begrüßten. Am Ende des langen Ganges war ein rotes Band gespannt und mit blumengeschmückten Scheren durfte ich gemeinsam mit Vera Iwanowna Koshyl und den beiden Politikern das Band zerschneiden und damit den sehr schön renovierten 4. Stock eröffnen. Im großen Raum gab es Begrüßung, musikalische Darbietungen der Kinder und Jugendlichen sowie die Festreden der Politiker. Dann kam meine kurze, russische Rede mit Geschenküberreichung und Grüßen von der Pfarre Aspern.

Beim anschließenden Buffet umringten mich erwachsen gewordene Ferienkinder überschwänglich und dankbare Familien begrüßten mich mit Küssen. Jetzt hatte ich Gelegenheit, die 21 mitgebrachten Briefe (teilweise mit Geldspenden) zu überreichen.

Endlich gingen wir zur Kindergruppe in den großen Aufenthaltsraum. Die Kinder zeigten uns, was ihnen wichtig schien. Der vierjährige Nikolai ergriff die Hand meines Sohnes, führte ihn herum und ließ ihn bis zum Abschied nicht mehr los.

Die knapp 4-jährige Nastja fiel mir auf: dünn, blass, ernst – Vera gab Auskunft: Die Kleine musste der Mutter abgenommen werden, sie ist schon zwei Monate da, weinte lange und hat bis heute noch nicht gelacht. Vera gab ihr eine kleine Blume, die sie zu mir bringen sollte … streckte sie mir entgegen und stammelte „Mama Aspern“ und lächelte das erste Mal! Die Fotoapparate blitzten, um diesen Moment festzuhalten. Nastja machte mich glücklich!

Alexandra, zwölf Jahre, die Große aus der Gruppe, wünschte sich, dass wir wiederkommen sollten: „Ich bin sicher noch da, wenn ihr wiederkommt, mich will niemand, ich bin schon zu alt.“ Wir haben ihr Hoffnung gemacht. Vera hat den Plan, dass sie ins Familienhaus kommt, das zum Projekt „Fonds Aspern“ gehört.

Der Abschiedsmoment war gekommen: Die Kinder umringten uns und freuten sich nochmals über mitgebrachte Naschereien, die sympathischen Mitarbeiterinnen und Andrej, ein ehemaliges Heimkind und heute die männliche Stütze des Hauses, begleiteten uns zum Ausgang.

Vera brachte uns zum Flughafen, wo wir noch ein herzliches Treffen mit der Ärztin und der Dolmetscherin hatten, die in den 90er Jahren Ferienkinder bei uns betreuten. Der kurze Besuch im Kinderheim Aspern/Kiew war für uns interessant, berührend und vielleicht wiederholbar! Genug Motivation besteht, dieses gute Caritas-Projekt weiter zu unterstützen. So lange ich Mithilfe finde, werde ich weiter helfen.

Helga Tippel

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