Keine heilige Familie

April 2021

Vor 50 Jahren wurden in unserer Erzdiözese Wien die ersten sieben Diakone geweiht. Im Lauf der Jahre folgten mehr als 300 Männer, die diesen Dienst in der Kirche von Wien übernommen haben. Das Jubiläum ist Anlass, dass Katharina ihre Eindrücke als Ehefrau eines Diakons und Roman über seinen Dienst hier in der Pfarre Aspern niederschreiben.

Vor rund 25 Jahren, zum Fest der Heiligen Familie Ende Dezember, sind mein Mann und ich zusammengekommen. Eine Vorsehung? Ganz so heilig wie man vielleicht annehmen könnte geht es in unserer Familie meistens nicht zu. Wie jede Familie lieben wir uns, streiten wir, sind wir stur, hören einander zu, helfen einander, verstehen wir uns manchmal so überhaupt nicht … Die ganze Bandbreite an Emotionen, die eine Familie eben ausmacht.

„Und was macht dann eine Familie mit einem Diakon aus?“, bin ich schon öfter gefragt worden. Meine Antwort lautet ganz klar: „Ein hohes Maß an Flexibilität.“ Familientreffen verkürzt durch eine Sterbebegleitung im Krankenhaus oder das Streitschlichten unter den Kindern unterbrochen durch ein Trauergespräch am Telefon mitten im Wohnzimmer.

Das verlangt viel ab. Diese Flexibilität können wir aber auch als Vorteil für die Familie nutzen. So anstrengend diese oft spontanen Planänderungen und viele Abend- oder Wochenendtermine sind, so angenehm ist das Dasein-Können unter der Woche im Schulund Familienalltag.

Die Freude überwiegt auch, wenn Freunde anrufen und meinen Mann bitten, ihre Kinder zu taufen oder ihren Kindern, die man mit aufwachsen gesehen hat, bei der Eheschließung zu assistieren. Und als mir eines meiner Kinder erzählte, dass es immer einen Freund haben wird, nämlich Jesus, habe ich gewusst, dass es richtig war, zu dieser Berufung zu stehen.

Katharina Dietler

Eine familiäre Berufung, die auf das Dienen verweist

Der Diakonat ist in erster Linie ein innerer Weg. Er ist eine Berufung, die meine Beziehung zu Gott weiterentwickelt und im Gebet vertieft, ein Weg der Nachfolge – unter vielen anderen. Mitte 20 habe ich die Sehnsucht verspürt, genau diesen Weg zu gehen. Meine Familie und die Kirche haben mit mir diese Berufung beinahe zehn Jahre geprüft, bestätigt und mich schließlich durch das Sakrament der Weihe gestärkt. Nach sieben Jahren in dieser Aufgabe sehe ich die Schwierigkeit in der Wahrnehmung des Diakonats wie Papst Franziskus: „Wir müssen jedoch achtgeben, die Diakone nicht als halbe Priester und halbe Laien zu betrachten. Und auch die Meinung, der Diakon sei eine Art Vermittler zwischen den Gläubigen und den Hirten, ist nicht in Ordnung. Er ist auch keine Hilfe, die der Priester für dieses oder jenes hat. Vielmehr ist der Diakonat eine familiäre Berufung, die auf das Dienen verweist. Der Diakon ist – sozusagen – der Hüter des Dienens in der Kirche.“

Es gibt keine spezifischen Ämter, die Diakone ausüben. Es gibt nur das Dienen: In Verkündgung und Caritas. Das soll auch im Gottesdienst zum Ausdruck kommen. Als Diakon möchte ich der Kirche und mir selbst bewusst halten: Unser aller Aufgabe ist eher das Füße- als das Kopfwaschen. Ebenso wichtig ist, sich selbst die Füße waschen zu lassen.

Roman Dietler

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