Abschiedsworte von Pfarrer Cliff Pinto

Dezember 2021

Abschiedsworte von Pfarrer Clifford Gratian Pinto an Pfarrer Georg Stockert

Auf Wiedersehen Exzellenz!*

Clifford Pinto in Aspern - 1999Es war mein zweites Jahr in Österreich, als ich 1996 für die Pfarre Aspern bei dir als Kaplan bestellt wurde. Ein Zusammenleben, das drei Jahre lang dauern sollte. Ich war noch frisch geprägt von meinen Missionserlebnissen in Indien. Der Empfang war ziemlich kalt und ein paar Monate war es sehr herausfordernd, mich in unserem Zusammenleben und in deinem Pastoralteam zu behaupten. Damals war Sr. Karin Weiler CS Pastoralassistentin, und es war wohl ihr Verdienst, uns menschlich näher zusammenzuführen (und damit den Keim für eine spätere Freundschaft zu legen). Danach war das Leben in Aspern schön. Es begann damit, dass du mich mit „Eminenz“ angesprochen hast, und ich dir mit „Exzellenz“ geantwortet habe. Ich habe dich weiterhin die ganze Zeit über gesiezt und versucht, meine Rolle als Kaplan respektvoll und überzeugend zu erfüllen.

Heute bin ich so stolz, dass ich durch deine „Asperner Schule“ gegangen bin und meine Berufung anders sehe, als ich vorher getan habe. Es war learning by seeing. Deine unermüdliche Arbeit als Pfarrer, deine selbstbewussten Entscheidungen, deine berühmten Hausbesuche, dein Verzicht aufs Auto und dass du überall mit dem Fahrrad hingefahren bist, wo immer es möglich war. Dass du mir Liturgie nahegebracht und mir mein Priestersein wieder bewusstgemacht hast. Dass du mich einfach gefordert hast, mich überall mitgenommen und mir Freiheiten gegeben hast – und auch wenn da Fehler passiert sind, du hast es mir nie übelgenommen.

Aspern war gerade zu meiner Zeit ein Zuzugsgebiet mit vielen jungen Familien und vielen neugeborenen Kindern.  Unser Eifer war groß. Wer am meisten tauft, wer die 100. Taufe des Jahres zuerst erreicht; wer die meisten Geburtstagsbriefe austeilt und wer für wie viele die Pfarrnachrichten in den Briefkasten einwirft; oder wer am meisten in der Sternsingerkassa hat. Es war ein gesunder Konkurrenzkampf, der unsere Leistungen beflügelte.

Unser legendäres am Samstag essen gehen, mein morgendliches, von dir so genanntes Room-Service, wo ich für dich Kaffee kochen durfte, unsere Besuche beim Lahodny, das gesellige Beisammensein mit dem Kirchenchor nach den Proben, der gemeinsame Aufbau des Seelsorgezentrums St. Katharina – das alles machte mich zum rasanten Kaplan von Aspern.

Exzellenz, nach intensiven drei Jahren mit dir durfte ich sechs Jahre in Bernhardsthal und seit 2005 hier am Rennweg als „selbst ein Pfarrer“ wirken. Was mich trägt – nach wie vor –  das ist das von dir Gelernte. Du warst – du bist – ein Vorbild, warst mir ein Bruder und später ein guter Freund. Danke, dass wir bis zum vergangenen Sommer Monat für Monat für einen Austausch zusammenkommen durften, per Du und auf Augenhöhe. In gewissen Dingen mag ich dich überholt haben, aber mein Meister bleibst du trotzdem, denn was ich von dir gelernt habe, das trägt und begleitet mich bis zum heutigen Tag.

Deine Freundschaft war zu erkennen, als es mir schlecht ging. Du standst mir in den schwierigsten Monaten meines Lebens mit Wort und Taten bei. Das war mir eine große Ehre, dass du in mir einen Freund erkannt hast und ich dein Freund sein durfte.

Mir fehlen die Worte, um dir Danke zu sagen. Am 27. Dezember wollte ich von dir Abschied nehmen, aber du konntest nicht länger warten und bist durch den offenen Himmel gegangen. Wenn ich darf, dann auf Wiedersehen im Himmel, Exzellenz, wo du ohnehin einen freien Eintritt hast. Denn wofür du berufen warst auf Erden, hast du alles meisterhaft erfüllt. Auf Wiedersehen!

Dein Cliff

Dankesworte zum Abschied an Georg Stockert

Exzellenz!

Ich danke dir, …

  •  dass ich dich kennenlernen durfte, zuerst als dein Kaplan (1996-1999), dann   als Begleiter und Ratgeber und immer als guter Freund.
  • dass ich Dank deinem großen Vorbild sehr viel lernen durfte (Seelsorge, Liturgie, …) und dass ich in der Schule Aspern dich als meinen Mentor und Professor hatte.
  • denn vieles was ich von dir lernen durfte, konnte ich in meiner weiteren Tätigkeit erfolgreich anwenden.
  • dass ich in dir einen unermüdlichen Arbeiter im Weinberg des Herrn, einen guten Hirten, der sein Leben für seine Schafe aufopfert, erleben durfte.
  • dass dich das Leid der Menschen (auch weit über Landesgrenzen hinweg, z.B. Caritas oder Chernobyl) nicht kalt gelassen hat.
  • dass du, als ich bei dir war, mir meine Fehler nicht angerechnet hast und dass du die Liturgie im wahrsten Sinne des Wortes als einen Dienst an Gott und den Menschen gesehen hast.
  • dass du dich, trotz deines vollen Kalenders immer nach meinem Wohlergehen erkundigt hast, egal wo ich war.
  • dass du dir – noch bis zum vergangenen Sommer – Zeit genommen hast, jedes Monat ein Treffen mit mir zu vereinbaren für Austausch und Gespräche.
  • dass du in den schwierigsten Monaten meines Lebens tatkräftig zu mir gestanden bist.

Wie kann ich Aspern vergessen – wie kann ich dich vergessen?
Nein! kann ich nicht, werde ich nicht! Wir sehen uns wieder, so Gott will.

Deine Eminenz, dein Kaplan
Cliff

* Pfarrer Georg Stockert hat immer Eminenz zu mir gesagt, im Gegenzug nannte ich ihn Exzellenz.

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