Wirtschaft neu denken,

Juli 2022

um Gottes Schöpfung zu bewahren

„Andere Anzeichen der aktuellen Situation stehen im Zusammenhang mit der Erschöpfung der natürlichen Ressourcen. Wir wissen sehr wohl, dass es unmöglich ist, das gegenwärtige Konsumniveau der am meisten entwickelten Länder und der reichsten Gesellschaftsschichten aufrechtzuerhalten, wo die Gewohnheit, zu verbrauchen und wegzuwerfen, eine nie dagewesene Stufe erreicht hat. Es sind bereits gewisse Höchstgrenzen der Ausbeutung des Planeten überschritten worden, ohne dass wir das Problem der Armut gelöst haben.“ (Papst Franziskus in Laudato si‘, 27)

Nachdem unsere Pfarre aufgrund der dringlichen Situation schon 2020 den Klimanotstand ausgerufen hat, werden pfarrliche Entscheidungen im Sinne der Schöpfungsverantwortung getroffen. Bei Pfarrfesten etwa kam es zu einer Umstellung von Einweg zu Mehrweggeschirr, Glas- statt Plastikflaschen sind in Verwendung, eine Solaranlage wurde am Dach installiert und es gibt bei diversen Veranstaltungen immer wieder einen Fairtrade Stand. In der Langen Nacht der Kirchen 2021 gab es einen Schwerpunkt zum Thema Klimawandel mit einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde. Die Pfarre Aspern gehört zur Welthaus-Initiative FairWandeln und ist so regelmäßig in Austausch mit anderen Pfarren, in denen zum Thema Schöpfungsverantwortung kleine und größere Projekte vorgestellt werden, sodass verschiedene nachhaltige Konzepte und Aktionen auch andere zum Tun inspirieren können.

Nachdem die Ausbeutung der Ressourcen mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen hat, wie auch Papst Franziskus es mit klaren Worten beschrieben hat, sind alle nachhaltigen Handlungen, wie auch jene in unserer Pfarre, begrüßenswert. Allerdings wird uns das nicht retten, wenn es nicht gelingt, Wirtschaft an sich neu zu denken. Dass es dahin kommen konnte, wo wir jetzt stehen, liegt daran, dass sich durch dieses Wirtschaftssystem eine Sicht auf die Welt etabliert hat, die den Menschen als von der Natur getrennt erscheinen lässt. Sie führt zu Verhaltensweisen, die den Anschein vermitteln, wir wären von der Umwelt unabhängig.

Die Wirtschaft, die sich seit der Industrialisierung etabliert hat, basiert auf der Idee ständigen Wachstums – und kann auch ihrer Logik gemäß nur so funktionieren. Diese Logik aber widerspricht dem Faktum, dass es planetare Grenzen gibt, es also nicht unendlich viele Böden gibt, die zubetoniert werden können, nicht unendlich viele landwirtschaftliche Flächen, die mit Pestiziden verseucht werden können, nicht unendlich viele Fische, Bäume, Erze…

Längst gibt es alternative Modelle, wie etwa die Gemeinwohlökonomie und die Donut-Ökonomie, die beide eine Haltung bzw. Handlungsmodelle beschreiben, die unser Überleben auf diesem Planeten sichern würden. Denn die Erde braucht uns nicht – wir brauchen sie. Und es ist ein Wandel erkennbar, dem sich immer mehr Menschen anschließen, indem sie Produkte kaufen und konsumieren, die auf eine gerechte und schonende Weise hergestellt wurden oder indem sie auf eine klimafreundliche Art der Fortbewegung umsteigen.

Heilung ist möglich, wenn wir das tiefe Verbundensein von allem mit allem wieder wahrnehmen und einen achtsamen und liebevollen Umgang untereinander und mit Pflanzen, Boden, Tieren, pflegen. Und in Verbundenheit mit jedem und allem zu leben, bedeutet, im Geiste Gottes zu sein.

Buchtipps:

  • Kate Raworth, Die Donut-Ökonomie, Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört
    Carl Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-25845-7
  • Christian Felber, Gemeinwohlökonomie
    Piper, ISBN 978-3-492-31236-3
  • Vivian Dittmar, Echter Wohlstand. Warum sich die Investition in inneren Reichtum lohnt
    Kailash Verlag, ISBN 978-3-424-63214-9

Renate Delpin

Ort

Terminübersicht