Warme Gedanken in der Kalten Kuchl

September 2022

auf dem Weg nach Mariazell

Wallfahrt 2021

Georgs letzte. Von seiner Krankheit geschwächt, ließ er es sich nicht nehmen die Wallfahrt zu führen. Da Georg größere Wegstrecken nicht mehr gehen konnte, fuhr er mit dem Begleitauto zu den Stationen mit. Er hielt das Morgenlob und las die Messen. Man sah ihm an, dass er seine ganze Kraft zusammennehmen musste. Unterwegs beteten wir den Rosenkranz ohne ihn, aber mit seinem Heftchen vom Vorjahr. Schon da fehlte Georg.

Ich erinnerte mich: Wie oft war ich hinter ihm gegangen und habe über seine starken Waden gestaunt, die bei jedem Schritt erbebten. Ein Schritt, ein Zittern in der Wade, nächster Schritt, ein Zittern in der Wade… vom Pilgern und Radfahren trainiert. Immer in der knielangen Hose und den großen Bergschuhen. Welche Gespräche haben wir geführt? Nicht nur religiöse, nicht nur tiefsinnige, aber seine Aussagen waren nicht, was er meinte, sondern wie es ist. Bestimmt und glaubwürdig.

Die Messe am zweiten Tag wurde in der Kirche in Rohr gefeiert und nicht wie üblich in Maria Einsiedl, weil Georg auf den Unterberg nicht raufgehen konnte. Maria Einsiedl, wo ich Georg vor ein paar Jahren ersucht habe, unsere Silberhochzeit in die Messe einzubauen. Georg hat daraus eine richtig schöne Feier gemacht. Gitti und ich nur leidlich frisch gemacht – am Unterberg gibt es kein Fließwasser. Die Frauen haben der Braut einen Wiesenblumenstrauß gebunden und ich dieser verschworenen Runde am Abend ein Glas spendiert. – Anstatt mit der Verwandtschaft zu feiern.

Bei der Messe in der Kalten Kuchl das übliche Ritual: Wir sprechen bei den Fürbitten spontan die Namen von jenen Menschen aus, für die die Gruppe bittet. Georg zelebriert im Sitzen. Heinrich Kreuzer traut sich: „Für die Gesundheit unseres Pfarrers Georg.“ Da bleibt kein Auge trocken, auch die Augen von Georg nicht. – Mir wird warm, wenn ich daran denke.

Beim Abendessen wieder gelöst und lustig. Oder doch ein bisschen verhalten. Bis dahin habe ich diesen großen Mann nie ein kleines Bier trinken gesehen.

Wallfahrt 2022

Die erste ohne Georg. Norbert begleitet uns, er ist großartig wie immer und gut vorbereitet. Bis auf den täglichen Rosenkranz: „Da braucht ihr mich nicht.“ Gut, dass ich Gerorgs Heftchen im Rucksack hatte.

In der Kalten Kuchl ermöglicht uns Herr Thron, ein Schulkollege von Georg, eine Gedenktafel in der Wallfahrerkapelle anzubringen. Schon am Vorabend fahren wir von Rohr zur Kapelle und montieren mit Hilfe von Herrn Thron und dessen Werkzeug das Bild mit dem ausgesuchten Foto von Georg und der ersten Strophe seines Lieblingsliedes in den letzten Tagen. Anfangs hat mich das Mikrofon gestört, aber es ist ein Schnappschuss und nicht gestellt. Glücklicherweise hat sich das Foto spiegelverkehrt hochgeladen. Jetzt blickt Georg von links in die Mitte der Kapelle.

Georg hat sich selbst viele Denkmäler gesetzt. In ungezählten Begegnungen und Gesprächen, durch das Management der großen Pfarre Aspern. Ein kleines durften wir ihn setzten, das Norbert nach der Messe, mit Worten gesegnet hat, die er besser nicht wählen hätte können. Die Worte kann ich hier nicht wiedergeben, ich kann mich nicht erinnern. Aber ich erinnere mich an diesen Augenblick und mir wird warm – ums Herz.

Rupert Sprinzl

Pfarrer Georg Stockert (1952 bis 2021) führte uns 27-mal zu Fuß nach Mariazell.

Ort

Wallfahrt 2022 nach Mariazell

Donnerstag, 1. September 2022 bis Sonntag, 4. September 2022

05:30-19:00
Mariazell
08:00-19:30
Mariazell

Terminübersicht