Villa Portois

Etwas zurückgesetzt von der Straße, unter alten Aubäumen und gut geschützt durch eine massive Einfriedung, steht eine große Villa. Geheimnisvoll, ja sogar unheimlich fanden neu zugezogene Asperner dieses Bauwerk in der Benjowskigasse 53 und sie fragten, was es damit für eine Bewandtnis habe: die Villa Portois (früher auch „Haschavilla“ genannt).

Die Villa Portois noch ohne Zubau, Ausschnitt aus einer Ansichtkarte um 1900Sie ist ein Stück Alt- Asperner Geschichte: errichtet 1870, diente sie während der Niederwildjagdsaison der französischen Familie PORTOIS als Jagdschloss. In der kalten Jahreszeit lebten die Portois daheim in Südfrankreich (in der Nähe von Nizza). Etwa um 1900 wurden ostseitig ein Ballsaal und Gästezimmer angebaut. So bekam die Villa ihr jetziges Aussehen. Die Decke des 110 m² großen Saales wurde von einem bekannten Maler gestaltet. 1931 kaufte der Ökonomierat Thomas Hascha das ganze Anwesen.

1938 diente die Villa deutschen Offizieren als Unterkunft. 1945 in den letzten Kriegstagen wurde die Villa von Plünderern ausgeräumt. In diesen leeren verwüsteten Räumlichkeiten „logierten“ dann russische Soldaten. Ökon.Rat Hascha war nicht nur ein Pionier im Anbau landwirtschaftlicher Produkte, vor allem beim Gemüseanbau, sondern auch ein geschickter Verhandler mit der Besatzungsmacht. Es gelang ihm, die Russen zum Verlassen der Villa zu bewegen, indem er ihnen ein Auto schenkte.

Zum landwirtschaftlichen Betrieb „GUTSPACHTUNG Aspern“ gehörten viele Grundstücke in und um Aspern sowie am ehemaligen Flugfeld. Die Bushaltestellen auf der Aspernstraße bei der Lavaterstraße (früher eine Straßenbahnhaltestelle der Linie 317) tragen sogar bis heute offiziell den Namen „Haschafeld“.

Der stets freundliche Herr Hascha pflegte immer und überall seinen Gesprächspartnern ein Zuckerl anzubieten, so wurde er als „Zuckerl Onkel“ oder auch als „Papale“ ein Asperner Original.

Als er 1976 starb, übernahm sein Neffe Dr. Thomas Hascha Haus und Betrieb. Die Villa wurde renoviert und auch die Deckenmalereien im Saal von einem Fachmann des Kunsthistorischen Museums restauriert. Seit seinem Tod im Juni 1990 bewohnt sein Bruder Mag. Jaro Hascha dieses Anwesen.

Johannes Holba

Johannes Holba