Hirsch Nummer 1000

Der sich durch Jahrhunderte hinziehende Rechtsstreit zwischen den Bischöfen von Freising und den jeweiligen weltlichen Regenten um die Jagdrechte in den Donauauen wurde 1803 mit der Säkularisation beendet. Die Lobau war nun als Ganzes dem Staate einverleibt. Grund- und Jagdrecht gehörte nun zur Gänze dem kaiserlichen Hof. Jetzt konnten die adeligen Jagdgesellschaften nach Herzenslust ihren Jagdtrieb stillen.

Legendär sind Kaiser Franz Josefs Hofjagden in Ischl. Besucht man dort die Kaiservilla, so wird man förmlich erdrückt von den vielen Jagdtrophäen, die die Wände bedecken. Darunter befindet sich auch eine Trophäe mit der Beschriftung ASPERN 3. April 1860.

Hirsch 1000

Doch der schießwütigste aller Habsburger dürfte Erzherzog Franz Ferdinand gewesen sein. Er hat insgesamt 277.769 Tiere zur Strecke gebracht. Nur einen Bären zu erlegen wie sein Bruder Kaiser Franz Josef, dieses „Glück“ blieb ihm versagt. Seinen 1000. Hirsch erlegte er am 3. Dezember 1897 in der Lobau im Kronwörth. Um dieses „Jagdglück“ auch späteren Generationen zur Kenntnis zu bringen, wurden Kopf und Geweih des Tieres in Bronze gegossen und als kleines Denkmal an der Abschussstelle aufgestellt. 48 Personen - Förster, Forstadjunkten, Forstpraktikanten, Hofjäger, Hofjagdverwalter, amtl. Tagwerker und Private wie Arzt, Apotheker, Lehrer und Kaffeesieder waren beim Setzen der Gedenktafel dabei und sind auf der Rückseite des Originalbildes namentlich aufgelistet.

König Eduard VII. von England (1903) und einige Jahre später Kaiser Wilhelm II. von Preußen ließen als Jagdgäste Kaiser Franz Josefs in der Lobau ihre Büchsen knallen. Im 3. Reich wurde die Lobau zum Reichsjagdgebiet und Reichsnaturschutzgebiet erklärt. Auch der zuständige Reichsmarschall Hermann Göring (ihm zu Ehren wurde damals die Straße von Groß Enzersdorf nach Mühlleiten asphaltiert) nutzte die Lobau für einen Jagdausflug. In dieser Zeit wurde mit dem Bau des Donau-Oder-Kanals begonnen. Dabei stand das Denkmal „1000. Hirsch“ im Weg und musste dem „Fortschritt“ weichen. Obwohl aus Bronze entging es den kriegsdienlichen Buntmetallsammlungen und somit dem „Einschmelztod“. Derzeit ist das Denkmal in privater Obhut.

Johannes Holba