Des Asperner Löwen kleiner Bruder

Den Namen Aspern verbindet man noch immer mit der „Fliegerei“, obwohl es seit 1977 keinen Flugbetrieb mehr gibt. Knapp vor dem 2. Weltkrieg wurde die österreichische Jagdfliegergruppe mit dem Namen „WIEN-ASPERN“ aufgestellt. Beim Anschluss Österreichs wurde diese Gruppe unter der Bezeichnung I.JG76 in die deutsche Luftwaffe eingegliedert und später in II/JG54 umbenannt.

In dieser II. Gruppe des Jagdgeschwaders 54 waren vorwiegend Österreicher und obwohl damals „RotWeißRot“ verpönt war, führten sie ihren stilisierten Asperner Löwen auf rot-weißem Kreuz weiter in ihrem Wappen. Das gesamte Geschwader hatte das „grüne Herz“ als Wappen.

Ende 1939 bekam Kommodore Trautloft einen Dackelrüden geschenkt und gab ihn an Gruppenkommandeur Philipp weiter. Bald wurde der Dackel das Maskottchen der Staffel und in Anspielung auf den Löwen im Wappen „Löwe von Aspern“ genannt. Er hatte vorübergehend eine Freundin namens "Minke-Pinke" (Dem Namen nach sicher eine Preußin). Das Bild zeigt beide Dackel am Leitwerk der Me109 des Oberleutnant Philipp.

Ab August 1943 gehörte der „Löwe“ zum fixen Inventar des II./JG54. Rührend hat sich Flugzeugführer Robert Moser (dem ich diese Information verdanke) um den kleinen „Löwen“ gekümmert. In den strengen russischen Wintern 1943/44 und 1944/45 hat dieser sich als „Wärmeflasche“ für Hr. Mosers kalte Füße bedankt.

Er genoss es auch, wenn er als Copilot gelegentlich mitfliegen durfte. Beim letzten Flug am 8. Mai 1945 (in die englische Gefangenschaft) von Liebau (Kurlandkessel) nach Flensburg wurde der Löwe von einem älteren Flugzeugführer mitgenommen. Es galt als ungeschriebenes Gesetz, dass der Dienstälteste auch „Herrchen des Löwen“ war. Wie es unserem kleinen Helden weiter erging, war nicht zu eruieren, doch eines ist sicher: Mit seinem treuen „Löwen-Dackelblick“ wird das Maskottchen „Löwe von Aspern“ auch die Gefangenschaft gut überstanden haben.

Johannes Holba