Misslungene Donauüberquerung

Der Krieg 1809 begann für Österreich mit einem Misserfolg. Gegen den Willen Erzherzog Karls (die österreichische Armeereform war noch nicht abgeschlossen) erklärte Österreich den Krieg gegen Frankreich. Die Österreicher überschritten am 16. April die Isar und besetzten München. Bei Regensburg trafen sie auf Napoleon. Bei dieser Begegnung verloren sie alle Gefechte (Thann, Abensberg, Landshut, Eggmühl) und wurden bei Regensburg über die Donau nach Norden abgedrängt. Nun war, bis auf 30.000 Mann unter General Hiller, der Weg für Napoleon am Donauüberquerungrechten Donauufer nach Wien frei. Hiller wurde zurückgedrängt, und nach dem verlorenen Gefecht am 3. Mai bei Ebelsberg zog er sich am 6. Mai bei Mautern mit 20.000 Mann über die Donau zurück, um sich der österreichischen Hauptarmee anzuschließen. Die restlichen 10.000 Mann schickte er nach Wien, um dort die Verteidiger zu unterstützen. Rund 45.000 Mann standen nun zur Verteidigung Wiens bereit, als am 10. Mai die Franzosen eintrafen. Napoleon ließ die Stadt von 11. Mai, 21 Uhr bis 12. Mai, 4 Uhr beschießen. Der Verteidiger Wiens, Erzherzog Maximilian, wollte größere Zerstörungen verhindern und zog sich mit seinen Soldaten ans nördliche Donauufer zurück. Napoleon hatte sein Ziel fast erreicht. Wien kapitulierte und er konnte stolz ins Schloss Schönbrunn einziehen. Es fehlte ihm nur noch der endgültige militärische Sieg über das österreichische Heer. Um diese Entscheidung herbeiführen zu können, musste er über die Donau, denn im Marchfeld formierte Erzherzog Karl seine Truppen. Den ersten Brückenschlag versuchte man am 13. Mai von Nussdorf aus in die Schwarzen Lackenau. Um den Brückenbau vom linken Donauufer aus decken zu können, wurden ca. 1000 Mann übergesetzt und von den Österreichern sofort in Kämpfe verwickelt. Da bis am Abend keine Entscheidung gefallen war, versuchte Major O’Brien vom Regiment Kerpen die französischen Linien zu umgehen und sie von hinten anzugreifen. Durch eine Holzplanke gedeckt gelangten sie unbemerkt in ihren Rücken, griffen sofort an und zwangen die Franzosen zur Aufgabe. Somit war der Brückenschlag gescheitert.

DonauüberquerungDie nächste günstige Örtlichkeit, die Donau zu queren, war bei Kaiser Ebersdorf. Hier konnte der Brückenschlag in 3 Etappen erfolgen, denn der Strom war in 3 Arme geteilt. Der Hauptarm vom rechten Ufer bis zur Sandbank „Schneidergrund“ war 450 m breit, der Nebenarm bis zum „Lobaugrund“ 225 m breit und der „Stadler Arm“ von der Lobau in die Mühlau 130 m breit. Die Hochwasser führende Donau und starker Wind, sowie uneinheitliche Plätten, Pontons und Boote und auch der Mangel an Tauen, Brettern und Ankern verzögerten den Brückenbau. Außerdem ließ die österreichische Uferbesatzung unter Hauptmann Magdeburg von „Spitz“ bei Floridsdorf Plätten und Flöße vollbeladen mit Steinen stromabwärts treiben. Solche schwimmenden Steinbomben (Kehlheimerschiffe) verursachten beim Auflaufen auf die Pontonbrücke erheblichen Schaden. So wurde die Brücke statt wie geplant am Morgen des 20. Mai erst am Abend fertig. Die noch sehr gebrechliche Brücke ermöglichte nur einen langsamen Übergang. Die Reiter mussten absitzen und schweres Material konnte vorerst nicht passieren. Napoleon überschritt als Erster mit den Marschällen Massena, Berthier, Lannes und Bessières die Brücke. Ab 6 Uhr abends wurden sofort Infanterie und Geschütze in die Mühlau versetzt. Bereits um 7 Uhr rückte die Division Lasalle gegen Aspern vor und drängte die Österreicher Richtung Leopoldau zurück. Teile der Division Lasalle und Marschall Massena bezogen Nachtquartier in Aspern und Marschall Lannes bei Essling.

Noch am selben Abend wurden der Ortsrichter Leopold Feitsinger und der Oberförster von Groß Enzersdorf zu Napoleon, der im Jägerhaus Quartier bezogen hatte, gebracht und eingehend über die österreichischen Vorposten befragt. Doch ihre Auskünfte waren wenig aufschlussreich, und so stieg um Mitternacht Marschall Massena auf den Kirchturm, um am etwaigen Lichtschein von Lagerfeuern die Stellung der Österreicher zu orten.

In den folgenden zwei Tagen, den 21. und 22. Mai kam es zur Schlacht, die Napoleon nicht für sich entscheiden konnte. Er musste den Befehl zum Rückzug in die Lobau geben.

Johannes Holba