Asperns Feldaltar

Das Wort Altar leitet sich vom lateinischen „ALTA-ARA“ (hoher Herd) ab und bezeichnet eine von der Umgebung abgehobene, meist erhöhte Kult- und Opferstätte. Der christliche Altar versinnbildlicht den „Abendmahltisch“ (Tisch des Herrn) und muss ein sichtbares Kruzifix enthalten, denn er ist Sinnbild Christi und der von ihm gestifteten Kirche. Hauptoder Hochaltar, sowie Stein- und Nebenaltäre befinden sich im Gotteshaus, ein Außenaltar hingegen unter freiem Himmel im freien Umfeld, daher die volkstümliche Bezeichnung FELDALTAR.

Zum 49. Jahrestag der Schlacht fand die Enthüllung und Segnung des Löwendenkmals statt. Für die vielen Menschen, die zu diesem Festakt erwartet wurden, wäre die Kirche viel zu klein gewesen. So entschloss man sich, diese Feierlichkeit im Freien durchzuführen. Ein altes Holzkreuz an der östlichen Außenwand der Kirche wurde abgenommen und einige Meter rechts daneben (an der Rückseite der Annakapelle) ein Feldaltar errichtet. Der Altartisch, eine Steinmetzarbeit, Kreuz und Korpus aus Gusseisen gefertigt (Stil: Neoromantik) und an der Kirchenwand wurde aus Mauerputz eine „Überdachung“ angedeutet. Vier Erzherzöge, Ehrengäste des Kaiserhauses, Abordnungen des Militärs mit einigen Generälen, das Infanterieregiment Nr. 33 Benjowski mit seiner Musikkapelle und viele Bewohner von Aspern und Umgebung feierten damals am 21. Mai 1858 mit einem Festgottesdienst beim Feldaltar die „Geburtsstunde und Einweihung des Asperner Löwen“.

Bis 1939 wurden für die gefallenen österreichischen Soldaten Heldengedenkfeiern beim Feldaltar abgehalten. 1960 bei der ersten Gedenkfeier nach dem 2. Weltkrieg gedachte man erstmalig im Beisein einer französischen Abordnung ALLER Opfer von 1809 (auch der zivilen).

In den letzten Jahren gab es am Außenaltar keine Feldmessen mehr, denn der hohe Lärmpegel des enorm gestiegenen Verkehrsaufkommens würde zu sehr stören. Nur zu Fronleichnam ist der Feldaltar noch im Einsatz. Dieser schlichte Feldaltar ist zwar ein wenig verdeckt durch das Löwendenkmal und die zwei Thujenbäume und wird deshalb oft übersehen oder kaum beachtet. Ein aufmerksamer Betrachter wird aber feststellen, dass dieser Ort Ruhe, Besinnlichkeit und Frieden ausstrahlt.

Johannes Holba

Johannes Holba - Foto