Eindrücke aus Bolivien

Mai 2017

Das Wissen um Auferstehung und neues Leben in die Welt hinaus tragen und bezeugen – zuhause im Alltag oder in der Ferne, auf der anderen Seite der Welt: So wie Margot Nessmann im Wintersemester 2016.

in Sainete„Ab morgen dürfen die Kinder wieder in die Schule gehen“, so lautete die Aussage unseres Pfarrers beim Sonntagsgottesdienst in St. Katharina zu Ende der Semesterferien. Kurz bin ich stutzig geworden: hätten nicht die meisten von uns das Wörtchen „dürfen“ durch das Wörtchen „müssen“ ersetzt? Und gleich waren meine Gedanken wieder in Bolivien bzw. Lateinamerika. Dort ist es nicht selbstverständlich, dass alle in die Schule gehen. Zwar gibt es – wie bei uns – die Schulpflicht, aber wenn die Schule nicht erreichbar ist oder wenn andere Dinge für die Familie wichtiger sind, dann besuchen die Kinder die Schule eben nicht. Mein Eindruck war, dass das Zur- Schule-Gehen nicht als lästige Pflicht, sondern als wichtiger Baustein für die Zukunft betrachtet wird.

Was habe ich nicht alles erleben dürfen in meiner Zeit in San Ignacio! In den ersten Monaten gab es wohl keinen einzigen Tag, an dem ich nicht gestaunt habe. Ich habe gestaunt über die Speisen, über das wunderbare Obst, über die Pflanzen- und Tierwelt, über Geräusche und Gerüche, über die Transportmittel, die kunstvoll geflochtenen Zöpfe der Mädels, die Lebensweise…

Spendenübergabe für BolivienIch habe auch gestaunt über die wunderschönen Plakate, die die Jugendlichen zu diversen Anlässen gestaltet haben; über die Art des Unterrichts, bei dem hauptsächlich Auswendig-Lernen gefragt ist; über die Selbstverständlichkeit, mit der Jugendliche spontan Reden halten; über den Zusammenhalt, der in dieser Schule spürbar ist („eine Familie“); über die Anerkennung, die den Schülern und Schülerinnen für besondere Leistungen entgegenbracht wurde; über die Freude, mit der Neuanschaffungen wie beispielsweise Instrumente begrüßt werden.

Meine Aufgabe war, im Musikunterricht zu unterstützen. Bald wurde mir bewusst, dass es in musikalischer Hinsicht vieles zu tun gibt: So habe ich einen Chor gegründet, den musikalischen Teil des Musiktheaters übernommen, Instrumental- und Gesangstunden gegeben, viele Noten transkribiert oder Begleitungen in singbarer Lage aufgenommen – schließlich sollte mein Aufenthalt auch einen nachhaltigen Effekt haben.

Abgesehen vom Musikunterricht habe ich in so manchen jungen Menschen die Begeisterung für das Jonglieren geweckt – die dazugehörigen Jonglierbälle werden gleich in der Schule genäht und dann verkauft. Und wenn eine Schülerin bei ihrer Abschlussrede meint, sie habe von mir gelernt, nie mehr „no puedo“ (kann ich nicht) zu sagen, dann ist mein Wirken über das Musikalische hinausgegangen. Nie werde ich die Wertschätzung und Dankbarkeit vergessen, die ich selbst erfahren durfte! Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich all diese Erfahrungen machen durfte!

Aus Spendenaktionen konnte St. Katharina im Jänner nochmals Aus Spendenaktionen konnte St. Katharina im Jänner nochmals die Schule in Granja Hogar unterstützen.

Margot Nessmann


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