Jakobus „der Ältere“

Juni 2024

Vor der Basilika schweben einzelne Regenschirme durch den Nieselregen. Die meisten Menschen aber tragen Regenponchos, darunter Rucksack und Wanderschuhe. Eine der Grüppchen begrüßt einen Neuankömmling mit Applaus und Jubelrufen: Wieder hat es jemand zur Wallfahrtskirche des hl. Jakob geschafft.

Jakobus der Ältere war einer der vier erstberufenen Apostel. Der Fischer vom See Genezareth war bei allen wichtigen Ereignissen im Leben Jesu dabei und wurde später der erste der Apostel, der als Märtyrer starb. Die Apostelgeschichte erwähnt nichts davon, doch spanische Legenden erzählen von einer Missionsreise des Jakobus nach Hispanien, dem heutigen Portugal und Spanien.

Deswegen sollen zwei seiner Jünger nach der Hinrichtung Jakobi dessen Leichnam auf sagenhafte Weise per Schiff nach Spanien gebracht und in Santiago de Compostella bestattet haben. Im Jahr 823 soll der Einsiedler Pelayo gemeinsam mit Bischof Teodomiro unter einem ungewöhnlichen „Sternenfeld“ (Campus Stellare - Compostella) ein römisches Mausoleum mit den sterblichen Überresten des „Sanctus Iacobus“ (Santiago) und seiner beiden Jünger entdeckt haben. Seither pilgern Gläubige zur dort erbauten Basilika.

 Jakobswege heute

Heute kennt man fünf Pilgerwege nach Santiago de Compostella – jeden davon mit einigen Varianten. Pilger lassen sich meist alleine, zu zweit oder dritt auf die Ungewissheiten der manchmal wochenlangen Fuß- oder Radreisen ein. Längst hat die Tourismusbranche den Trend erkannt und weitere Strecken ausgeschildert. Doch letztlich gibt es so viele „Jakobswege“ wie Erdenbewohner: Jeder Pilgerweg beginnt an der eigenen Haustür.

Wer aus religiösen Gründen nach Santiago kommt und nachweislich die letzten 100 Kilometer zu Fuß gegangen ist, darf sich eine „Credential“ genannte Urkunde erhoffen. Betritt er oder sie in einem Heiligen Jahr – wenn der Jakobstag, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt – die Basilika durch das „Heilige Tor“, umarmt dann die Statue des Heiligen von hinten und beichtet ehrlichen Herzens bei einem Priester, ist ihm oder ihr die Vergebung aller bisherigen Sünden sicher.

Wo endet frommer Glaube und beginnt der Aberglaube? Jeder gläubige Mensch, der auch ohne Pilgerschaft zur Beichte geht, darf - immer und überall - auf Sündenvergebung vertrauen. Auch viele Menschen, die aus nicht-religiösen Gründen am Jakobsweg unterwegs sind, erfahren seine verändernde Kraft – ganz unabhängig von Credential und Generalablass.

Wenn Sie auf etwas bequemer nach Santiago reisen möchten, können Sie sich noch unserer Pfarrreise 2024 anschließen.


Eva Kohl


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