Fastenzeit 2009

Mittwoch, 25. Februar 2009

Aschermittwoch

Mit Paulus auf Ostern zugehen

Sich auf Ostern vorbereiten – ist das eine Frage von Liederauswahl, von praktischen Vorkehrungen, von Dekoration? Ein Ereignis in der Reihe von so vielen „pfarrlichen Fixpunkten”, dem zwar die höchste theologische Wertigkeit zugeschrieben wird – doch wird diese Bedeutung auch konkret erfahrbar?

Die österliche Bußzeit (Fastenzeit) lädt uns ein, Schritte zu tun, die uns zur „Feier des Osterfestes, (dem) Herz und Mittelpunkt des Kirchenjahres und unseres gesamten Daseins” (Benedikt XVI) hinführen. Es geht ums – immer neu, immer tiefer, immer wieder – Christwerden.

KreuzDiese Zeit war in der alten Kirche besonders charakterisiert: Den neu dazukommenden ChristInnen wurden die Geheimnisse des Glaubens – Taufe, Firmung, Eucharistie – erstmals geschenkt, die schon Getauften ließen diese in Erinnerung und erneuerter Entscheidung wieder aufleben. So wuchs in der österlichen Nachtfeier die Kirche, und wurde zum Leib Christi, zur Gegenwart Christi in dieser Welt, gestaltet.

Das Evangelium nach Markus prägt das aktuelle Kirchenjahr. Diese Schrift als Ganze ist als Einführung ins Christwerden konzipiert: Der Weg Jesu und der Weg der Jünger mit Jesus soll auch „nachwachsenden“ Generationen von ChristInnen Orientierung geben. Für die allermeisten von uns war das Christ- oder Christinwerden, eine “einfache”, wie automatisch vorgezeichnete Geschichte. In einem “katholischen Land” in eine “katholische Familie” hineingeboren, war das Leben – vor allem die großen Schritte und Abschnitte wie Erwachsenwerden, Heirat, Taufe der Kinder, Tod,... – christlich-kirchlich geprägt. Sind wir damit wirklich Christinnen und Christen geworden? Leben wir als “neue Menschen” in Gemeinschaft mit Jesus Christus (Röm 6,4.11)?

Für viele Menschen sind Kirche und Glaube wie eine Heimat, wie ein bergendes Haus. Das ist gut, darin kann aber auch die Gefahr liegen, “zu vergessen, wie außerordentlich das Abenteuer ist, in das Jesus uns verwickelt hat.” Über bloße Kulturprägung hinaus, tiefer gesehen, meint Christsein eigentlich stetiges Christwerden, denn damit wird niemand je fertig, das ganze Leben lang nicht! Es geht darum, sich immer wieder, immer neu “von Jesus erobern zu lassen”.
Auf dem WegSo kann die 40-tägige Fastenzeit, die österliche Bußzeit, diesen Prozess, der ein Leben lang dauert, konzentrieren und “bündeln”. Sie lädt uns ein, Schritte zu tun, die uns zur “Feier des Osterfestes, (dem) Herz und Mittelpunkt des Kirchenjahres und unseres gesamten Daseins” hinführen. So geht der Weg, “auf dem der Christ zum Christen wird”.

Die Taufbewerberinnen und -bewerber (Katechumenen) in der alten Kirche bereiteten sich auf Taufe, Firmung und Eucharistie vor, die bereits Getauften schlossen sich ihnen an: im Bemühen, im Gebet füreinander, in der Begleitung. Die Geheimnisse des Glaubens, die den einen erstmals geschenkt wurden, ließen die anderen in Erinnerung und neu bekräftigter Entscheidung wieder aufleben. So wuchs im zentralen Geschehen der österlichen Nachtfeier die Kirche, und wurde zum Leib Christi, zur Gegenwart Christi in dieser Welt, gestaltet. In dieser frühen Zeit war das ein aufregendes Abenteuer - das kann Christsein auch heute sein!

Dabei ist es gut, erfahrene Menschen zu kennen, die Mut machen für den Weg, die uns auch Gewissheit geben, dass er – mit Auf und Ab, mit Wendungen und Sackgassen – gelingen kann.

PaulusGanz bestimmt ein solcher erfahrener Mensch ist der heilige Paulus, der uns in diesem Jubiläumsjahr Anregungen geben kann. Texte aus seinen Briefen, die in der Liturgie der Fasten- und Osterzeit vorgesehen sind, können Wegweiser werden, können Einsichten erschließen und zu Not wendenden Schritten einladen:

  • Ein großes Thema ist die Umkehr: Umkehr als menschliches Tun, als Versöhnung, die allerdings eine erschütternde Voraussetzung hat: die Umkehrung der Verhältnisse, da der große Gott wie ein Sklave wird, da Weisheit und Kraft Gottes sich im Gekreuzigten gleichsam “verkleiden”, da Jesus sich aus Liebe unerschütterlich und unwandelbar auf unsere Seite stellt, egal wie schuldig ein Mensch auch sein kann.
  • Diese Beziehung zu Jesus Christus wächst durch die untrennbare Verbundenheit, die sich in der Taufe begründet. Paulus spricht vom Mitsterben, Mitbegrabenwerden, Mitauferstehen und Mitleben als neue Menschen in seinem Geist. In der Communio mit ihm – in der Kommunion, in der gelebten Liebe, im gemeinschaftlichen Leben – gewinnen Christinnen und Christen Nahrung, Kraft und immer neue Ermutigung für dieses - anspruchsvolle - erfüllte Leben.

Anregungen, Hilfen zum Verstehen und Möglichkeiten der Vertiefung wollen wir miteinander suchen, erarbeiten und finden. Wir laden ein, sich 4 Donnerstagabende in der Fastenzeit dazu Zeit zu nehmen:

Aschermittwoch, 25. Februar 2009 – 19 Uhr Wortgottesfeier mit Spendung des Aschenkreuzes “Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch mit Gott versöhnen.” (2 Kor 5,20b)

Do 5. März – 19.30 Uhr “Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?” (Röm 8,35) – Gestaltung: PAss Christa Steiner

Do 12. März – 19.30 Uhr “Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten.” (1 Kor 1,23) – Gestaltung: PAss Petra Pories

Do 19. März – 19.30 Uhr “Er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave.” (Phil 2,7) Gestaltung: Kpl. Daniel Kamieniecki

Do 26. März – 19.30 Uhr “So sollen auch wir als neue Menschen leben.” (Röm 6,4b) – Gestaltung: Pfr. Georg Stockert

Do 2. April – 19 Uhr Bußgottesdienst “Jeder soll sich selbst prüfen.” (1 Kor 11,28a) Gestaltung: PAss Markus Pories

Mit allen Interessierten, allen, die sich besonders zur Liturgie hingezogen fühlen, oder die in diesem Bereich Aufgaben ausfüllen, wollen wir mit Paulus Schritte durch diese “Zeit der Gnade” (2 Kor 6,2) gehen.

Mag. Christa Steiner

Zitate aus der Ansprache Benedikts XVI. bei der Generalaudienz am Aschermittwoch 2008


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