„Wo Gott ist, ist Zukunft“

Donnerstag, 13. Mai 2010

Markus PoriesUnter diesem Motto luden die Bischöfe Österreichs VertreterInnen der Pfarrgemeinderäte aus allen Diözesen vom 13. bis 15. Mai 2010 zu einer Wallfahrt und einem Kongress nach Mariazell ein.

Als Vertreter der PastoralassistentInnen der Erzdiözese Wien durfte ich an diesem Kongress teilnehmen.

PGR-KongressEiniges davon, was Österreichs Pfarrgemeinderäte bewegt, kam hier deutlich zur Sprache: VertreterInnen aus allen Diözesen hatten Gelegenheit, ihre Sichtweise der vielfältigen Herausforderungen und Probleme, die sich im Rahmen ihrer (meist ehrenamtlichen) Tätigkeit stellen, offen anzusprechen:

  • Die Frage nach echter Mitgestaltung und Mitentscheidung
  • Die Frage der Stellung der Kirche in einer Gesellschaft im Wandel
  • Die Spannung zwischen der Beschäftigung mit „innerkirchlichen“ Problemen und dem Blick auf das Ganze der Gesellschaft: Was bewegt die Menschen, die nicht (regelmäßig) zu uns kommen?
  • Schwierigkeiten mit Äußerungen der Bischöfe
  • Die Gefahr, unser „spirituelles Zentrum“ über die vielfältigen pfarrlichen Aktivitäten und Anforderungen aus dem Blick zu verlieren
  • Die ungewisse Zukunft vieler meist kleiner Pfarrgemeinden und damit die Frage, wie diese in Zukunft Gottesdienst feiern können
  • Daran anschließend auch das Thema Zulassungsbedingungen zum Priester- amt (Zölibat, Frauenpriesterweihe)
  • PGR-KongressDie Anliegen der Jugend wurden von den jungen Delegierten sehr kreativ dargestellt: Auf große Kartons schrieben sie Themen, die junge Leute bewegen (Ernst nehmen der Jugend, jugendgerechte Sprache und Liturgie, offener Umgang mit Fragen der Sexualität...) und legten uns diese beim Betreten des Tagungsortes als „Stolpersteine“, „Steine des Anstoßes“ in den Weg.

Manche dieser Anliegen und Sorgen wurden sehr offen, ja sogar hart und schonungslos angesprochen und diskutiert. Doch diese Offenheit und Klarheit war nicht destruktiv.

Auch wenn in vielen Punkten Meinungsverschiedenheiten bestehen blieben (was auch zu erwarten war), herrschte ein Klima der gegenseitigen Wertschätzung und des Zuhörens. Für viele war es einer der seltenen Momente, wo PGR-VertreterInnen den Bischöfen „auf Augenhöhe begegnen“ konnten und diese ihnen wirklich zuhörten.

PGR-KongressDiese positive Grundstimmung wurde genährt vom gemeinsamen Gebet und der Feier des Gottesdienstes. In vielen liebevoll und ausgewogen vorbereiteten Andachten, Gebeten und in der Feier der Messe lenkten wir unseren Blick auf den, der uns alle in unseren Dienst sendet. Dabei wurde uns bewusst, dass wir mit den Bischöfen „gemeinsam in einem Boot sitzen“ (Kardinal Schönborn), gemeinsam unterwegs sind im Auftrag Jesu.

PGR-KongressSeinen Abschluss fand der Kongress am Samstag, 15. Mai 2010 mit einem Gottesdienst in der Basilika gemeinsam mit den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Zurbriggen. „Die österreichische Kirche ist in Mariazell weiter zusammengewachsen“, brachte es Kardinal Christoph Schönborn auf den Punkt. Zufriedene Erschöpfung am Schluss bei den Delegierten: Man habe „die Vielfalt von Kirche“ und „Wertschätzung auf Augenhöhe“ erfahren, verbunden freilich mit dem Wunsch, „dass der Dialog weiter geht“. Sichtbar gemacht haben das wieder die jungen TeilnehmerInnen am Kongress: sie haben aus den „Stolper–Steinen des Anstoßes“ eine Kirche gebaut.

Markus Pories

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