Ich bin wieder da

Dienstag, 1. April 2003

oder: Wie ich in die Kirche wiedereingetreten bin …

Jahrgang 45, durch und durch sozialistisches Elternhaus, der 1. Mai auf der Ringstraße und vor dem Rathaus eine Selbstverständlichkeit, dennoch getauft, gefirmt, Herz-Jesu-Freitag, Umgang, kirchlich heiraten und dann die Erkenntnis, dass die Kirche ein Verein wie jeder andere ist. Werte, oder was man darunter so versteht, konnte einem der Religionsunterricht mit seinen Bildern vom Fegefeuer im Religionsbuch nicht vermitteln. Die Hierarchie im System, die Stellung der Frau, der oft wenig zeitgemäße Umgang mit alltäglichen Themen - Kirchenaustritt mit 25, und das war´s. Bis vor kurzem. Vermutlich durch das Alter gemäßigter geworden, war es für mich überraschenderweise kein Problem, gemeinsam mit meiner Frau, die sich, auch ausgetreten, nach ihrem Wiedereintritt firmen lassen wollte, als Gast den Firmunterricht zu besuchen. Natürlich brachte ich eine Portion Skepsis mit. Die Worte des Priesters beim Begräbnis des Sohnes eines Kollegen, der bei einem Motorradunfall mit knapp 20 ums Leben gekommen war, dass Gott allzeit über uns wacht, fand ich nicht ganz passend. Wo war dieser Gott, als der junge Mann in der Kurve den LKW übersah. Und vieles mehr. In dieser Zeit machten wir es uns zur Gewohnheit, die Sonntag-Abendmesse zu besuchen. Vorerst war Zurückhaltung angesagt. Kein Kreuzzeichen, nicht mitbeten, kritische Gedanken zu jeder Lesung. Sicherlich hat die besondere Ausstrahlung unseres Pfarrers, die familiäre Atmosphäre in unserer doch kleinen Kirche ihren Teil dazu beigetragen, dass ich mich, wenn wir einmal den Sonntag auswärts waren, schon auf den nächsten Sonntag und die Messe freute. Auch heute noch sind es die Glocken, die mir, so fühle ich, entgegen läuten, die mich rufen. Den Sonntagabend mit anderen, fremden Menschen zu verbringen, mit denen mich aber doch so viel verbindet. Vermutlich mit jedem etwas anderes. Und das ist, glaube ich auch, das Geheimnis für meinen Wiedereintritt gewesen. Die Erkenntnis, dass sich jeder aus dem reichen Angebot des Glaubens seinen Teil, seine Module zusammensuchen kann. Jeder nimmt sich das, was ihm wichtig erscheint. Wer einen strengen Gott sucht, darf streng gläubig sein und sich gottesfürchtig nennen. Wer einen gütigen Gott sucht, kann selbst gütig sein und mit Barmherzigkeit rechnen. Wer in Jesus die Liebe und den Frieden sieht, besucht bei jeder Messe einen Freund. So habe auch ich mir mein Glaubenspaket geschnürt und bin wieder eingetreten. Und jedes Mal möchte ich rufen: "Da bin ich wieder!" Wann kommst du?

Josef Stribrny


Übrigens: Ein Wiedereintritt ist gar nicht so schwierig oder kompliziert: einfach mit Pfarrer Georg Stockert, Kaplan Marcus König oder einer/m unserer PastoralassistentInnen einen Termin vereinbaren. Bitte den Taufschein mitnehmen …

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