Hirtenwort zur PGR Wahl

Sonntag, 20. Jänner 2002

zu verlesen am 2. Sonntag Im Kirchenjahr, 20. Jänner 2002


VOS AUTEM DIXI AM ICOS

KARDINAL DR.
CHRISTOPH SCHÖNBORN Erzbischof von Wien

 

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Am 17. März 2002 wählen die Pfarren in ganz Österreich ihre neuen Pfarrgemeinderäte. Die Vorbereitungen sind vielerorts schon weit gediehen. Über vier Millionen Katholiken sind wahlberechtigt, etwa 30.000 Männer und Frauen werden als Mitglieder der Pfarrgemeinderäte gewählt werden,

Viele wurden oder werden noch angesprochen, sich als Kandidaten zur Verfügung zu stellen. Aus manchen Pfarren höre ich, dass erfreulich viele zur Kandidatur bereit sind, in anderen Pfarren gibt es die Sorge, genügend ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden. Belastungen in der heutigen Arbeitswelt, vielfältige sonstige Verpflichtungen oder Interessen, enttäuschte Hoffnungen, auch eine gewisse Scheu vor längerfristigen Bindungen tragen zu dieser Schwierigkeit bei. Umso größer ist die Freude über alle, die sich - oft unter persönlichen und familiären Opfern - für den Dienst an den Gemeinden zur Verfügung stellen. Ihnen allen gilt schon jetzt mein herzlichster Dank.

Ein ebenso herzliches "Vergelt's Gott" sage ich allen, die bisher die Arbeit im Pfarrgemeinderat getragen haben, Sie haben durch Ihre Beratungen und Ihren Einsatz von Ihrem Glauben Zeugnis gegeben und vieles an pfarrlichem Leben ermöglicht. Sollten Sie nicht mehr unter den Kandidaten sein, so hoffe ich, dass Sie weiter Ihrer Gemeinde und Jesus Christus als lebendige Glieder verbunden bleiben, "berufen als Heilige", wie Paulus heute die Gläubigen in Korinth nennt (2. Lesung).

Es ist sicher nicht leicht, sich einer Wahl zu stellen, Ein solcher Schritt kann auch bedeuten, die eigene Berufung als Christ, als Getaufter und Gefirmter, neu und bewusst anzunehmen und zu leben. Die erste Lesung aus dem Buch Jesaja spricht von der Berufung des "Gottesknechtes" vom Mutterleib an, das Volk Gottes zu sammeln und heimzuführen-. Was hat Gott mir vom Mutterschoß an zugedacht? Was ist meine Berufung? Lasse ich mich von Gott für Sein Volk in Dienst nehmen? Wie sehr braucht der Herr heute Menschen, die bereit sind, mit Ihm zu sammeln, die Versprengten und die Suchenden heimzuführen!

Die Pfarrgemeinderatswahl und ihre Vorbereitung ist eine große Chance, auf Menschen zuzugehen, andere anzusprechen, einzuladen, und das setzt immer voraus, ihnen zuzuhören, Zuwendung und Aufmerksamkeit zu schenken. Die Sehnsucht danach ist groß. So viele warten auf Schritte des Zugehens. Tun wir es, wo wir können!

Dazu ist freilich die Haltung des Täufers Johannes nötig, von der das heutige Evangelium zeugt: es geht nicht um uns, sondern um Jesus Christus. Nicht für uns wollen wir Menschen gewinnen, sondern für Christus. Ihn dürfen wir bezeugen, nicht uns selber wollen wir wichtig machen .

In dieser Einstellung kann es uns gelingen, wieder neu Menschen für Christus anzusprechen, die in unseren Gemeinden noch fremd, neu zugezogen oder auf Distanz gegangen sind, Besonders muss es unsere vordringliche Sorge sein, jüngere Menschen zu ermutigen, mitzuwählen, sich als Kandidaten zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört aber auch die Bereitschaft, sich auf "junge Ideen" einzulassen. So können wir dazu beitragen, dass bei jungen Leuten wieder viele Beruf ungen wach werden, als Christen in der Welt, als Priester oder Ordensleute Christus nachzufolgen.

"VIELstimmig - Pfarre mitverantworten und gestalten", so lautet das Wahlmotto 2002. Viele sollen am 17. März mitstimmen, damit durch die Vielfalt der Begabungen in den Pfarren vieles stimmig" werden kann

Mit dem Wort des Apostels Paulus aus der heutigen Lesung grüße ich Sie alle von Herzen:
"Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater,
und dem Herrn Jesus Christus" (Kor 1,3)

Ihr Erzbischof

+ Christoph Kard. Schönborn

Wien, am 13. Jänner, am Fest der Taufe des Herrn

 


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