Tor des Monats

Samstag, 1. Juni 2002

Toooooor!" -

das Wort des Monats Juni, zweifelsfrei. Denn Tor oder nicht Tor, das ist die entscheidende Frage in der Zeit zwischen dem 31. Mai und dem 30. Juni 2002, in der es wieder passiert: Tausende einsame Ehefrauen flüchten sich mit ihren Leidensgenossinnen in sich bis in die tiefe Nacht ausdehnende Kaffeekränzchen oder in die Putzwut, kriegen Heulkrämpfe und besuchen ihren Psychiater, während ihre Ehemänner sich in verrauchten Kneipen der unteren Kategorie zusammenrotten oder mit, starrem Blick, nervösen Zuckungen oder lauten Tobsuchtsanfällen auf dem Sofa verharren, um das Eine zu tun - Sie wissen schon: Glotzen ... Ja, es ist wieder Fußball-WM!

Nicht, dass der Gedanke aufkommen könnte, die Autorin dieser Zeilen sei Fußball-Muffelin; nein, nichts dagegen, dass man(n) und natürlich auch frau sich vergnügt, WM-Feten veranstaltet mit Chip und Bier und allem, was dazugehört; nichts gegen einen ordentlichen Fußball-Krimi. Nur, wenn das der einzige, alles beherrschende Sinn des Alltags wird, wenn ich den Fernseher aufdrehe und mir schon gleich das runde Leder entgegenfliegt, das imstande ist so manch anderes aus dem Programm zu kicken, dann wird die "Tor- Begeisterung" zur "Tor-heit".

Ab und zu sollte man sich schon noch mal besinnen, dass es auch noch was anderes gibt: die Partner, die Familie mit ihren großen und kleinen Sorgen, die Freunde, die vielleicht meinen Rat brauchen in ihrem Alltag - und natürlich auch mich selbst. Ich brauche ab und zu die Ruhe, in mich selbst hineinzuhorchen und ich brauche Gott, mit dem ich über alles reden kann - auch über Fußball übrigens.

Toooor!Deshalb stelle ich mich mitten im WM- Trubel mal bewusst ins Abseits:

mein "Tor des Monats" wird schon mal zum

Tor! meiner Pfarrkirche.


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