Besuch in Kiev

Freitag, 1. November 2002

Zwischen Goldkuppeln und bitterer Armut

Kiever HöhlenklosterVon weitem leuchten die vergoldeten Zwiebeltürme des Kiever Höhlenklosters oder der Sophienkathedrale, prächtige Bauten am Rande der großen Straßen, viele Grünflächen, pulsierender Verkehr über die Brücken des mächtigen Dneprflusses, überragt von der Kolossalstatue "Mutter Erde" - das ist die eine Seite der Millionenstadt Kiev, Hauptstadt der Ukraine.

Und dann die sichtbare Armut, immer wieder Bettler, total verarmte Familien, Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und immer wieder die Leidtragenden: die Kinder.

Eingeladen durch meinen jüngsten Bruder Florian, der geschäftlich nach Kiev musste, reiste ich für drei Tage nach Kiev, um das Straßenkinderheim, das unsere Pfarre seit zwei Jahren finanziell unterstützt, zu besuchen. Vera Koshyl , die Leiterin des "Fonds ACPERN", zeigte stolz das Heim und präsentierte ihre Arbeit mit den Kindern. Wir konnten uns davon überzeugen, dass das von Aspern gespendete Geld hier ausgezeichnet angelegt ist. Das Kinderheim ist mit einfachen Möbeln und Mitteln, aber sehr liebevoll und sauber ausgestattet. Die Kinder fühlen sich hier sehr wohl.

Wir besuchten auch die Eltern von Luda. Das 13-jährige Mädchen ist von zu Hause ausgerissen. Wenn man die dunkle, total abgewohnte Wohnung ohne Möbel sieht, kann man aber Luda verstehen, dass sie nicht beim oft alkoholisierten und gewalttätigen Vater, sondern lieber im schönen Heim bleiben will.

Nach einem Sightseeingtag in prachtvoll restaurierten Kirchen und zu einem Freilichtmuseum gab es vor dem Abflug noch eine Begegnung mit den Groß- und Pflegeeltern jener Kinder, die in den letzten Jahren jeweils für drei Wochen zu den Familien nach Aspern gekommen waren. Zwei Kinder sangen ukrainische Volkslieder, die "Babuschkas" bedankten sich einzeln für die Gastfreundschaft und für alle Hilfe, die ihren Kindern von Aspern entgegengebracht wurde.

"Bitte lassen Sie die Familie ... in Aspern grüßen. Vielen Dank! Unserer Kinder haben so von den Ferienwochen profitiert. Bitte
kommen Sie wieder ..."

Diese dankbaren Worte und die vielen Erlebnisse zwischen Goldkuppeln und leuchtenden Kinderaugen hinterließen bei uns einen tiefen Eindruck. Ja, wir sollten unbedingt wiederkommen!

Pfarrer Georg Stockert


Fotos vom Kinderheim

 

 


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