Eröffnung des Straßenkinderheims in Kiew

Montag, 14. Mai 2001 bis 01:00 Uhr

3 Tage Kiew - ein Erlebnis!

Zur Eröffnung des Tagesheimes für Straßenkinder in Kiew - unsere Pfarre hatte heuer öS 150.000 für dieses Projekt aufgebracht und gespendet - war Helga Tippel als Vertreterin von Aspern zur Eröffnungsfeier im Mai eingeladen. Hier ihre Eindrücke:

Der Aufenthalt in Kiew hat mich sehr beeindruckt. Ich konnte bei der Leiterin unserer Kinder - Ferienaktion und jetzigen Direktorin des Kinderheimes, Frau Vera Koschil, wohnen. Sie hatte sich rührend bemüht, mir den Aufenthalt so schön, wie möglich zu machen. Das war nicht so einfach, wohnt sie doch in einem desolaten Fabriksarbeiter-Haus (Fabrik derzeit geschlossen, daher Gatte arbeitslos) mit rostigen Wasserrohren, ohne Warmwasser, abseits einer spärlichen Buslinie nach Kiev und das klapprige Uraltauto wird bald den Geist aufgeben.

Betreuer, die schon in Aspern waren, übernahmen die Stadtführung. Die vergoldeten Kirchtürme, viele frische Fassaden und die eben zum Republik-Jahrestag fertiggestellten Platz- und Straßenrenovierungen täuschen eine Situationsverbesserung vor. Die Wirtschaftslage hat sich eher verschlechtert. Ich hatte Gelegenheit die vielen Bettler, die armen Straßenverkäufer, aber vor allem die zahlreichen Straßenkinder zu sehen. Zusammen mit Frau Koschil versuchten wir an die beim Feuer im Park hockenden Kinder heranzukommen. Doch sie hatten Angst, liefen weg. Die Betonstreben einer Eisenbahnunterführung sind Plätze für verlassene Kinder. Da hat es mich schon sehr beeindruckt, dass Frau Koschil Handzettel vorbereitet hat, um die Kinder davon zu verständigen, dass sie ab nun ins Kinderheim kommen können - dort gibt es Essen, Reinigung und vor allem menschliche Zuwendung. Am Montag, den 14. Mai 2001 war endlich die feierliche Eröffnung des Straßenkinderheimes "ASPERN" (ACMEPH).

Das Haus, welches auch von einem Garten umgeben ist, war mit Tafel, Blütenkranz und Stoffvolants geschmückt. Die Kinder hatten die Luftballons, die ich mitbrachte, auf das Gartengitter gebunden. Es gab mehrere Eröffnungsreden mit Glückwünschen und Versprechungen, die hoffentlich von der Gemeinde Kiev auch gehalten werden. Frau Filip sprach Frau Koschil ihre Anerkennung aus.

Dann kam ich an die Reihe: Stellvertretend für unsere Pfarre enthüllte ich feierlich die Muttergottes-Statue, die bis vor kurzer Zeit ihren Platz in St. Josef hatte. Nun soll sie den Schutz dieses Hauses symbolisieren. Ich verlas den Begleitbrief mit den Segenswünschen, der simultan übersetzt wurde. Es folgte eine kleine Andacht vor der Statue und eine Haussegnung. Auch ein Baum wurde gepflanzt.

Die Freude war sehr groß. Anschließend übergab ich den Kinder die mitgebrachten Geschenke (T-Shirts mit d. Aufdruck der Asperner Kirche, Plastikboxen, Filzstifte, Zeichenblöcke und Süßigkeiten). Ich wurde umringt und oftmals umarmt. Da war ich sehr glücklich! Alle Anwesenden, Kinder, Angehörige von Ferienkindern, Festgäste, aber besonders Frau Koschil baten mich, den innigsten Dank an alle hilfsbereiten Menschen in Aspern zu übermitteln.

Meine Überraschung war sehr groß. Nicht nur, dass die Renovierung so rasch abgeschlossen werden konnte, sondern dass sie nach West-Standard so schön gelungen war. Schön ausgestaltet, hell und gut eingerichtet. Ich konnte sehen, dass unsere Spendengelder gut angelegt wurden. Auch das Personal in den grünen Kitteln macht einen guten Eindruck. Besonders überrascht war ich aber von den Kindern selbst. Kinder, die vor kurzer Zeit auf der Straße lebten, sind nicht nur satt und sauber, sondern lachen wieder. Sie zeigten mir schon etwas Spielzeug, zwei Kinder übten sich im "Bügeln" unter Aufsicht, einige zeichneten Wandschmuck.

Da gab es aber auch bekannte Gesichter: größere Kinder, die schon in Aspern waren, helfen hier mit. Aber auch Angehörige von Ferienkindern bemühen sich hier, bei den noch ärmeren Kindern, Frau Koschil zu helfen. Sie zeigen ihre Dankbarkeit für den Aufenthalt in Aspern. Es ist somit gelungen, eine schöne Verbindung herzustellen. Ich rechne diesen Erfolg hoch an. Für mich war dieser Besuch in Kiev sehr wertvoll. Ich sah, dass unsere Unterstützungen sinnvoll sind und dass noch viel fehlt, besonders wenn der Heimbereich erweitert werden kann. Ich freue mich, wenn die Kinder am 23. Juni ankommen werden! Dann werden wir den Bus für die sofortige Rückkehr mit Hilfsgütern vollstopfen und das Kinderheim so gut als möglich weiter unterstützen.

Helga Tippel


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