Ökumenische Bibelrunde

Montag, 4. Dezember 2000

Das Jahresthema der Bibelrunden 2000/2001 lautet:

"Zeit bis Pfingsten und Pfingstereignis"

Berichte und Erfahrungen der Urkirche in der Apostelgeschichte.

2. Abend: Auftrag und Verheißung Jesu, Himmelfahrt Jesu

I. Einleitung:

Der letzte Abend im November musste wegen Krankheit entfallen. Die Themen vom November [Auftrag und Verheißung Jesu (Apg 1,4-8)] und Dezember [Himmelfahrt Jesu (Apg 1,9-11)] wurden zusammengelegt. Es handelt sich darin um die letzten Anweisungen Jesu an seine Jünger vor seiner Himmelfahrt und die letzten Fragen und Anliegen der Jünger an Ihn, sowie die Auswirkungen der Himmelfahrt Jesu auf uns.

II. Auftrag und Verheißung Jesu:

A. Warten auf die Verheißung:

  1. Was hat der Vater verheißen? Jesus hat schon früher darauf hingewiesen (Lk 11,9-13) und Er erinnert nochmals daran und mahnt diese Verheißung ernst zu nehmen. Da die ganze Stelle auf Pfingsten hinweist, sind wohl alle Verheißungen gemeint, die damit zusammenhängen: Der Vater gibt jedem den Heiligen Geist jedem, der darum bittet (Lk 11,13). Das zeigt: wir haben einen guten Vater. Er ist nicht nachtragend sondern barmherzig. Er gibt großzügig, nicht nach unserem Verdienst (vgl. Joh 10,11 aber bei Lk 6,38heißt es auch: wenn wir auch geben!) Er gibt gerade den Heiligen Geist jedem, der darum bittet: ich habe es selbst immer wieder erlebt. Der Heilige Geist wird jeden führen, wir brauchen keine Angst haben (Lk 12,12): zur rechten Zeit gibt der HG, was wir brauchen. wir sollen deshalb keine eigenen ängstlichen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Damals waren die Jünger noch ängstlich, sie versammelten sich hinter verschlossenen Türen. Bald, nach Pfingsten, zeigten die Jünger ein radikal anderes Verhalten. Der Vater gibt alles, was wir brauchen, wenn wir Sein Reich suchen (Lk 12,29-32). Die Jünger hatten nichts anderes im Herzen, auch wenn sie in der Praxis oft noch ungeläutert waren. Sie dürfen jetzt auf Jesu Wort bauen, brauchen nicht mehr an den früheren weltlichen Beruf denken (vgl. Joh 21,1-3). Sie brauchen sich keine Sorgen mehr machen.
  2. Auftrag Jesu (in Jerusalem) zu bleiben: Warum laufen wir Menschen so gerne davon? Weshalb befiehlt Jesus so ausdrücklich zu bleiben? Wir wollen uns ungern auf Gottes Wege einlassen. Wir misstrauen Gott, glauben ihm nicht, dasser es gut mit uns meint und wollen lieber unsere eigenen Wege gehen, nach unserem Zeitplan. Wir haben noch keine richtige Beziehung, zu wenig Vertrauen und Liebe zu Jesus: unter Belastung (Test unserer Treue) halten wir nicht durch, weil wir noch zu sehr der Sünde verflochten sind und unsere eigenen Wege gehen, weg von Gott. Wir müssen auf die verheißene Salbung durch den Heiligen Geist, diese Weihe zur missionarischen Sendung warten. Erst dann sind wir ausgerüstet für unseren Dienst, unsere Aufgabe.
  3. Das bedeutet: Geduld und Treue zu üben:
    Geduld: schon Psalm 37,7 sagt: still sein und auf den Herrn warten, ruhig und gelassen werden. Denn Gott verläßt uns nicht. Dabei aber nicht eigenwillig vorausstürmen, weil Gott uns den nächsten Schritt durch sein Wort (Ps 119,105) zeigen will. Wir haben bei unserem letzten Besuch in Afrika gelernt, nicht vorschnell Lösungen anzubieten, sondern uns fest an den Stuhl anzuklammern!
    Treue: heißt auch in Schwierigkeiten durchhalten, die Verheißung und Weisung Gottes nicht vergessen: es dauert eben einige Zeit, bis aus dem Samen reiche Frucht erwächst. Wir sollen uns deshalb nicht verwirren oder ablenken lassen und Gottes Auftrag bis zum Schluß treu ausführen (Offb 2,10). Alle Verheißungen werden erfüllt werden - auch wenn es dauert. üben: lernt man durch Einüben und Ausüben. So wie wir Kindern beispielweise das Zähneputzen beibringen. Auch unsere tägliche Beziehung mit Gott müssen wir in Treue üben.

B. Taufe mit Heiligem Geist:

Sie wird verheißen: sie ist anders als die Johannestaufe (Apg 19, 1-6). Sie ist nicht die Wassertaufe, die für die Eingliederung der Heiden in das (jüdische) Gottesvolk vorgesehen war. Es ist eine Taufe mit Heiligem Geist und Feuer (Lk 3,16). Schon beim Bericht über Johannes den Täufer wird auf den Unterschied hingewiesen! Die Wassertaufe ist das Eingangstor in das Gottesvolk (vgl. Taufsakrament). Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist wie ein Ausfallstor: wir erhalten Kraft, Dynamik [Dynamit] zur Eroberung der Welt für Jesus, zur Rückeroberung der Welt für Gott, nachdem sie Satan durch Liest an sich gerissen hatte. Es ist eine Kraft, mit der wir die Sünde Adams wieder rückgängig machen können. Trotzdem taufen die Jünger auch weiter mit Wasser (Mt 28,19), als rituelle Eingliederung in das messianische Reich. Jetzt haben Firmung bzw. Konfirmation als eigenes Sendungssakrament Berechtigung und Bedeutung.

C. Frage nach der Königsherrschaft:

Diese Frage kann auf 2 Arten ausgelegt werden, beide sind in Kommentaren vertreten:

  1.  
    1. Die Jünger haben Jesus nicht verstanden: Jesus verheißt den Heiligen Geist, die Kraft Gottes, Er mahnt zu Geduld und Ausdauer Die Jünger haben aber noch immer die Wiedererrichtung des Davids-Reiches im Sinn: alle Hoffnungen und Erwartungen gingen durch den Tod Jesu zugrunde. Es ist die falsche Auferstehuing von falschen Erwartungen. Jetzt geht es eigentlich noch besser als vorher: mit dem unverwundbarem Auferstandenen und in der Kraft des Heiligen Geistes! Die Jünger haben nichts gelernt: Die neue Wirklichkeit Jesu bedeutet (auch für uns), daß unsere Vorstellungen gänzlich erneuert werden müssen und unserer Umkehr bedürfen.
    2. Enttäuschte Naherwartung: Diese Frage hat auch die Gemeinde des Lukas: nicht nationalistische Gedanken um Vordergrund, sonder die Frage warum es nach der persönlichen Pfingsterfahrung Verfolgung gibt. Wann kommt Jesus wieder und macht Schluß damit? Wann ist die Gottesherrschaft ganz da? Jesu Antwort: jede Spekulation, "Errechnung" ist sinnlos. Jesu Herrschaft(sreich) ist anders. Es entfaltet sich in der Geschichte, wenn wir wach sind und nicht einschlafen (Mt 24,44), die Verheißung nicht beiseiteschieben (2 Petr 3,3ff) und Jesu Weisungen folgen, ohne eigenmächtig zu handeln. Dazu braucht es Geduld, das Empfangen des Heiligen Geistes und Seiner Kraft und die Bereitschaft darüber Zeugnis abzulegen.

III. Himmelfahrt Jesu:

A. Entrückung Jesu:

Die Trennung vom Auferstandenen (V. 9): "Nach diesen Worten": als es keine weiteren Fragen gab, schloß dieses Ereignis unmittelbar an. Jesu Auftrag ist erfüllt: die durch Adams Sünde erfolgte Trennung von Gott ist wieder aufgehoben. Das Gottesvolk bekam einen neuen Anfang geschenkt und kann die Erde wieder nach dem Plan des Vaters gestalten. Jsus kann zum Vater heimkehren, weil wir jetzt Seine Verwalter sind. "Vor ihren Augen": es geschah ein sinnenhaft erfahrbarer Vorgang. Die sichtbare Lösung von der Erde ist endgültig (bis zur Wiederkunft Jesu ). Er tritt jetzt beim Vater für uns ein. "Emporgehoben": verdeutlicht, daß es sich nicht um einen physischen Gang an einen anderen Ort, sondern um einen anderen Seinszustand jenseits aller sinnlichen Erfahrungen handelt. "Wolke trennt": die Wolke ist ein Symbol für die Herrlichkeit Gottes zu der Jesus emporgehoben wurde und aus der Er einmal wieder kommen wird. Zusammenfassung: obwohl uns die apostelgeschichte den ausführlichsten Bericht über die Himmelfahrt Jesu liefert, ist dieses Ereignis in einem einzigen Satz zusammengefasst: Jesus verlässt für alle erfahrbar die Seinen und kehrt heim zum himmlischen Vater.

  1.  
    1. Erste Reaktionen (V. 10): Im Banne des Ereignisses: die Jünger blicken Jesus vielleicht überrascht oder gedankenverloren nach: alles ging so schnell. Sie können die Bedeutung des Geschehens noch nicht begreifen. Trotzdem brauchen wir Menschen solche sinnenhaft erfahrbare Zeichen. "2 Männer": 2 Zeugen (Männer) bezeugen den Wahrheitsgehalt eines Ereignisses (Deut 19,15). Gott spricht hier durch 2 Engel (Boten), ihre Erscheinung (weiße Gewänder) unterstreicht die Bedeutung ihrer Botschaft.
    2. Aufforderung + Verheißung (V. 11): "Sie sprachen": ihre Erklärungen sind für die Jünger wieder sinnenhaft erfahrbar. Gott teilt durch sie deutlich Seine Absicht mit. "Warum schaut ihr hinauf?": sucht nichts, was vorbei ist, sondern wendet euch jetzt den Dingen zu, auf die ihr vorbereitet wurdet: auf Erden ist euer Platz. Stellt euch ganz auf die neue Situation ohne die sichtbare Gegenwart Jesu ein. "Dieser Jesus wird so wiederkommen": seid nicht traurig über sein Fortgehen, sondern freut euch auf Sein Wiederkommen (Lk 21,27f). das griechische Wort dafür "Parusia"bedeutet: Anwesenheit und bezeichnete den offiziellen Besuch des Königs. Die Engel bezeugen, daß Jesus am Ende der Zeiten als Herrscher kommt uns Sein Reich endgültig errichten wird. Das bewirkt große Hoffnung in den Herzen der Jünger, läßt sie die Pfingstverheißung geduldig erwarten und bewirkt die dynamische Ausbreitung der Urkirche.
    3. Zusammenfassung: Jesus hat unsere menschliche Natur in die Trinität hineingenommen und tritt als Priester und Fürsprecher beim Vater für uns ein. Papst Leo der Große schreibt im 5. Jahrhundert, daß die Himmelfahrt der Triumph des Sieges Jesu über den Tod und Anlaß der Freude für uns ist. Christus hat unsere menschliche Natur über alle Engel und Mächte auf den Thron Seines Vaters empogehoben. Die Wirksamkeit der göttlichen Gnade wird deutlicher, wenn nach der Himmelfahrt Jesu unser Glaube nicht verzagt, unsere Hoffnung nicht wankt und unsere Liebe nicht erkaltet. Wie könnte jemand Rechtfertigung durch den Glauben finden, wenn unser Heil nur auf sichtbaren Dingen beruht?

B. Bedeutung für uns heute:

  1.  
    1. Nicht an alte Erfahrungen klammern: Gott will uns weiter führen, auch zum Erfassen der übernatürlichen Wirklichkeit. Jedes Festhalten-wollen, genau Verstehen-müssen, jede Routine kann zum Hemmschuh für unseren Glauben werden. Jesus will uns zeigen, was es heißt dem alten Adam zu sterben (vgl. 1 Kor 15,22.45) und mit Ihm neu aufzuerstehen. Alles ist neu geworden (2 Kor 5,17). Das soll durch uns für alle sichtbar werden.
    2. Wiederkunft Jesu soll unser Leben bestimmen Die Texte der Lesungen vom Ende des Kirchenjahres und des Advent weisen darauf hin. Jeder Christ ist gerufen zu laufen, zu arbeiten und zu kämpfen bis Jesus in Herrlichkeit wieder kommt um Seinen treuen Dienern die Siegeskrone zu geben.
    3. Aufträge Jesu ernst nehmen: Mission: wir sollen Jesu Zeugen sein - bis an die Enden der Erde. Am Schlussdes Matthäus-Evangeliums gibt Jesus den Auftrag alle zu Seinen Jüngern zu machen. Treue Verwalter: sie werden von Jesus belohnt werden (Mt 24,46). Freuen wir uns auf den großen Tag, an dem Jesu Sieg auch für uns endgültig erfahrbar wird.

Fragen und Gedankenanstöße:

Auftrag, Verheißung und Himmelfahrt Jesu(Apg 1,4-11):

Welche Auswirkungen hatte die letzte Bibelrunde für mich? Was hat mich heute berührt? Gibt es Fragen?

Zu den Bibelstellen:

  •  Zu Apg 1,8: Wie habe ich die Kraft des Heiligen Geistes in meinem Leben erfahren?
  • Zu Apg 1,8: Wie kann ich Zeugnis für Jesus ablegen?
  • Zu Apg 1,10: Welche Bedeutung haben für mich Engel?
  • Zu Apg 1,11: Welchen Einflusshat die Wiederkunft Jesu auf mein Leben?

    Nächste Bibelrunde:

    Thema: Die Verheißung erwarten Bibelstellen: Apg 1,12-14

    Gedankenanstöße für die nächste Bibelrunde:

    Zu Apg 1,14: Welche Erfahrungen habe ich bezüglich "Verheißung erwarten im Gebet mit Geschwistern"?

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