Kreuzweg 2003

Freitag, 28. Februar 2003 – 19:00 bis 20:00 Uhr

Der Kreuzweg

Entstanden ist der Brauch dieser Andacht im 14. Jahrhundert aus Umgängen, auf denen man in Jerusalem die Heiligen Stätten besuchte. In unseren Breiten baute man meist an hügeligen Stellen Nachbildungen (" Kalvarienberge" , z.B. in Wien 17 – Kalvarienberg-kirche oder Kirchschlag/NÖ). Die heutigen 14 Stationen festigten sich seit etwa 1600. Etwa 100 Jahre später begann man, im Kircheninneren bildliche Darstellungen der Stationsinhalte anzubringen und gemeinsame Andachten abzuhalten.1 Sinnenhaft erfahrbar wird das Mit- bzw. Nachgehen des Leidensweges jedoch nur, wenn man ihn tatsächlich geht. So wollen wir nun (zumindest auf dem Papier) den Kreuzweg nachgehen.

Die Besonderheit unseres Kreuzweges besteht darin, dass er 15 Stationen umfasst, denn er beginnt bereits vor der Verurteilung Jesu:

1. Station: Jesus betet am Ölberg

Hier im Garten Getsemani betet Jesus, vor Angst Blut schwitzend, zum Vater: Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst. Petrus ist dabei, kann aber seine Müdigkeit nicht besiegen. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.2 Wie oft geht es uns so wie Petrus? Sind wir so wie Jesus bereit, uns auf den Willen des Vaters einzulassen?

2. Station (I): Jesus wird zum Tode verurteilt

Aufgebaut auf dem erkauften Verrat des Judas, ebenso erkauften Falschaussagen und unter dem Hassgeschrei der Juden fällt Pilatus das Urteil. Wieder ist Petrus zu schwach und leugnet dreimal, Jesus zu kennen. Statt den König der Juden freizulassen, begnadigt er den Mörder Barabbas, um die Menge zufriedenzustellen. Jesus aber schwieg und gab keine Antwort.3 Wollen wir nicht auch manchmal anderen nach dem Mund reden, auch wenn das auf Kosten eines schweigend leidenden Mitmenschen geht?

3. Station (II): Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Der lange Weg nach Golgotha beginnt. Nur wer sein Kreuz auf sich nimmt und Jesus nachfolgt, der kann sein Jünger sein.4 Wie schwer fällt es uns, dieser Forderung nachzukommen! Und doch gibt es auch in der heutigen Zeit Menschen, die es uns vorleben, die – unbeirrt von körperlichen Leiden – ihren Weg der Nachfolge gehen. Vielleicht ist es das, was uns an Mutter Theresa von Kalkutta, Kardinal König oder Papst Johannes Paul II. so fasziniert?

4. Station (III): Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Trotz seines geschwächten Zustandes wird Jesus von den Soldaten mit Schlägen und Tritten gezwungen, wieder aufzustehen. Wie oft liegen auch wir am Boden und können nicht weiter? Bitten wir den Herrn, uns die Kraft zu geben, weiter zu gehen!

5. Station (IV): Jesus begegnet seiner Mutter

Wie schwer zu ertragen muss es für eine Mutter sein, ihren eigenen Sohn unter solchen Qualen, begleitet vom Spott und Hohn der Römer wie der Juden, seinen letzten Weg gehen zu sehen? Vier der " Sieben Schmerzen Mariens" betreffen die Passion Jesu: Kreuzweg, Kreuzigung, Kreuzabnahme und Grablegung. Das " Stabat mater" von Jacopone da Todi (um 1300) dichtet diese Schmerzen nach:

Wer könnt ohne Tränen sehen

Wer nicht mit der Mutter weinen,

Christi Mutter also stehen

Seinen Schmerz mit ihrem einen,

In so tiefen Jammers Not?

Leidend bei des Sohnes Tod?5

6. Station (V): Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Er tut es nicht freiwillig, die Soldaten zwingen ihn dazu.. Leider ist nicht überliefert, ob Simon unter dem Kreuz stehen blieb und vielleicht über diesen Jesus von Nazareth nachzudenken begann. Ich halte es für möglich. Tun wir nicht auch oft etwas gezwungener-maßen, zumindest aber weil es halt getan werden muss? Manchmal kommen wir später drauf, dass es doch sein Gutes hatte.

7. Station (VI): Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Ohne dem Abend der "Jesusbegegnungen" vorgreifen zu wollen, kann ich verraten, dass Veronikas Legende ursprünglich nichts mit dem Tag der Kreuzigung Christi zu tun hatte. Sie wollte aber ein Bildnis Jesu bei sich haben, da sie seine Jüngerin war. Erst um 1300 wurde die Begebenheit dem Leidensweg zugeordnet. Das angeblich echte Schweißtuch wird im Petersdom zu Rom aufbewahrt. Veronika starb 70 wahrscheinlich in Soulac (Frankreich). Auch wir tragen ja gerne Bilder unserer Liebsten bei uns. Tragen wir aber das Bild Christi in unserem Herzen?

8. Station (VII): Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Trotz der Hilfe des Simon ist die Last zu schwer. Sehen wir nicht auch hier eine Parallele zu unserem Leben? Fallen wir nicht öfter in unsere alten Fehler, die uns dann umso mehr drücken?

9. Station (VIII): Jesus begegnet den weinenden Frauen

Diese Begebenheit, die nur von Lukas (23, 27-31) überliefert wird, weist einerseits auf den Propheten Hosea (10, 8) zurück und anderer-seits auf das große Erdbeben (Weltgericht) bei der Öffnung des 6. Siegels in der Offenbarung des Johannes (6, 16), wo ebenfalls Hosea zitiert wird, voraus. Nicht um ihn sollen sie weinen, um sich selbst, wenn sie nicht umkehren und Jesus wahrhaftig nachfolgen. Lassen wir uns wirklich auf eine innere Umkehr ein?

10. Station (IX): Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Das dreimalige Zusammenbrechen Jesu unter dem Kreuz und damit unter unseren Sünden könnte uns zur Frage führen: wie ist es mit Glaube, Hoffnung und Liebe bei uns bestellt? Doch auch nach dem dritten Mal rafft sich Jesus mit letzter Kraft auf, um das Erlösungswerk zu Ende zu führen. Das sollte uns Ansporn sein!.

11. Station (X): Jesus wird seiner Kleider beraubt

12. Station (XI): Jesus wird ans Kreuz genagelt

Diese beiden Stationen beziehen sich auf den Leidenspsalm 22: Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand.6 Ohne Kleidung ist der Mensch schutzlos aller Willkür und Unbill ausgesetzt. Andererseits steht die Kleidung hier als Symbol für die Menschenwürde. Jesus wird seiner Würde beraubt. Dies führt direkt zu den Worten Jesu am Kreuz: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?7 weist aber auch voraus auf die Auferstehung: Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; er hat auf sein Schreien gehört.Denn der Herr regiert als König; er herrscht über die Völker.8 Stellen wir nicht auch manchmal Mitmenschen bloß, entblößen sie also ihrer Würde?

13. Station (XII): Jesus stirbt am Kreuz

Auf unserem Kreuzwegbild sieht man neben Maria und Johannes (dem Lieblingsjünger) auch Maria Magdalena und im Hintergrund einen römischen Soldaten. Dieser hat als erster bekannt: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!9

14. Station (XIII): Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

15. Station (XIV): Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt

Die letzten beiden schmerzhaften Momente bohren sich nun wie ein Schwert, von dem Simeon im Tempel zu Jerusalem gesprochen hat, in die Seele Mariens: der Abschied am Grab. Doch wir wissen: es ist kein endgültiger Abschied. Nach drei Tagen wird Christus auferstehen; das Erlösungswerk ist vollbracht. Nach den Tagen der Kreuzigung und Grabesruhe sind Jesusbegegnungen wieder möglich. Als erste begegnet ihm Maria Magdalena, doch sie glaubt, es wäre der Gärtner, denn sie weiß noch nicht, dass er auferstanden ist, doch dann erkannte sie ihn an der Stimme, so wie die Emmaus-Jünger ihn am Brotbrechen erkannt haben. So können wir ihn erkennen: im Glauben an sein Wort und in der Eucharistie.

zusammengestellt von von Gerhard Schmiedpeter


Kreuzwegandachten in der Fastenzeit jeden Freitag um19 Uhr in der Pfarrkirche

Kreuzwegbilder in St. Martin

Entstehung des Kreuzwegs


  1. Zit. nach: Berger, Rupert: Neues Pastoralliturgisches Handlexikon, Herder, Freiburg/Breisgau 1999, S. 284
  2. Mk 14, 36 und 38
  3. Mk 15, 15 und 14, 61
  4. GL 775
  5. Schott Meßbuch, Herder Freiburg/Breisgau 1941, S. 751
  6. Ps 22, 19
  7. Ps 22, 2 und Mk 15, 34
  8. Ps 22, 25b und 29
  9. Mt 27,54; Mk 15,39; Lk 23,37 (hier: ein gerechter Mensch). Joh erwähnt ihn nicht.

Ort

Kreuzweg 2003

Freitag, 28. Februar 2003 bis Sonntag, 28. April 2024

19:00-20:00
St. Martin - Pfarrkirche
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Aspern - Pfarre Aspern

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