Jakobsweg

Dienstag, 25. August 2009 – 08:00 bis 09:00 Uhr

Pfarrer Georg Stockert unterwegs auf dem Jakobsweg

Ich habe meine erste Nachricht heute nun ohne Fehlmeldung – anders als vor ein paar Tagen – abschicken können, daher schreibe ich nun weiter.

PonferradaBis Ponferrada ging alles sehr problemlos. Trotz Hitze konnte ich in meinem Zeitplan bleiben. Burgos, Leon, Astorga waren die Höhepunkte – wunderschöne Kirchen, Kathedralen. Leider hat man als Fußpilger nicht wirklich viel Zeit und auch noch weniger restliche Energie, um sich alle gut anszuschauen.

Meine große Befürchtung, dass der "Camino" total überlaufen sein würde, hat sich bisher nïcht ganz bestätigt. Ich habe bisher relativ leicht ein Quartier bekommen, sei es in einer Herberge oder in einem Hostal. Die Herbergen sind zwar recht überfüllt, manchmal werden noch Notbetten aufgestellt. Aber sie sind eigentlich sehr sauber. Wenn man die ersten eifirgen Wanderer in der Früh vorausziehen lässt, kann man dann auf dem Weg recht einsam wandern. Was ich gerne bevorzuge. Am Morgen ist es auch immer sehr angenehm und kühl, ab 11 Uhr war es aber oft sehr heiß. Dadurch, dass jeder/jede sein/ihr Tempo hat, und weil doch so viele unterwegs sind, gibt es nur flüchtige Kontakte. Manche habe ich aber schon mehr als acht Tage hindurch täglich gesehen, wir haben sichtlich die gleichen Etappenziele. Aber dann ist es wieder das Sprachproblem, denn leider kann ich kaum Spanisch sprechen. So bleibt es meinstens bei einem "Olà" oder "Buon camino"...

Am Sonntag hatte ich leider eine böse Überraschung, aber ich versuchte es mit Galgenhumor zu akzeptieren. Mich hatte wahrscheinlich ein Insekt in den rechten Daumen gebissen, der Daumen schwoll immer mehr an, auch die Hand... Aber es war Sonntag, die Apotheken waren natürlich geschlossen. Ich wollte schon aus Ponferrada hinauswandern, als ich an einer Rot-Kreuz-Station vorbeikam, junge Mitarbeiter brachten mich zuerst in eine Ambulanz, diese überwies mich an ein Spital in der Stadt. Dort untersuchte man mich, stellte fest, dass eine akute Entzündung da sei und ließ mich nicht fortgehen. So landete ich Sonntag nachmittags im Spital, in einer großen Überwachungsstation mit ca. 20 PatientInnen. Ich bekam mein Bett am Gang ... Trotz Sonntags wurden Untersuchungen gemacht, Röntgen, Infusionen .... Abends um 20 Uhr gab es wie in Spanien üblich das Abendessen, recht gut, morgens um 9 Uhr erst das Frühstück... Dann sagte mir eine Englisch sprechende Ärztin, die schon zweimal im wunderschönen Wien war, sie müssten mich noch zwei, drei Tage behandeln. Als ich daraufhin nicht begeistert war – ein Tag im spanischen Spital war recht unterhaltsam und informativ, doch länger Santiago de Compostellawollte ich nicht da bleiben – da gab sie mir die Anweisung für die Einnahme der Medikamente, die ich nun zehn Tage nehmen muss. Mit der Bitte, für sie zu beten in Santiago, entließ sie mich. Also eine Überraschung.

Nun befinde ich mich wieder in "Freiheit" und freue mich des Lebens ... Jetzt warte ich auf den Autobus, da ich doch sehr viel Zeit verloren habe, werde ich heute 90 km mit dem Autobus fahren, um dann doch noch rechtzeitig am Samstag in Santiago ankommen zu können. Ich denke gern an die Menschen in Aspern. Gerne werde ich ihre Anliegen mitnehmen zum Grab des hl. Jakobus.

Viele Grüße und bis bald,

Pfarrer Georg Stockert


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