Kein Platz in der Herberge

Donnerstag, 6. Dezember 2007 – 16:00

Es kann schon an den Nerven zehren, wenn man ohne vorbestelltes Quartier nach einer langen Autofahrt noch am späten Abend eine Übernachtungsmöglichkeit suchen muss. Heutzutage sicher keine Dramatik, denn notfalls schläft man ein paar Stunden im Auto. Doch damals vor rund 2000 Jahren war das Reisen wesentlich beschwerlicher. Als Kaiser Augustus eine Volkszählung anordnete, war halb Israel unterwegs, denn es musste sich jeder in seiner Heimatstadt in die Steuerlisten eintragen lassen.

So zog auch Josef mit seiner hochschwangeren Maria von Nazaret in den Süden Israels nach Betlehem. Am Ziel angekommen suchte Josef eine Herberge, doch überall, wo er anklopfte, wurde er abgewiesen. Wir sind überfüllt, kein Platz mehr frei, musste er immer wieder hören. Wahrscheinlich hatten die Leute auch Angst, es könnte Komplikationen bei der knapp bevorstehenden Geburt geben. Eine Höhle, die auch als Stall benützt wurde, diente dann dem Paar als Notunterkunft und wurde zur Geburtsstätte Jesu.

HerbergssucheHerbergssucheHerbergssuche

Diese dramatische Begebenheit beflügelte schon immer die Fantasie der Menschen. Das Herbergsuchen in der Adventzeit ist ein alter christlicher Brauch, der heute noch gepflegt wird. Im ländlichen Gebiet übernehmen meist zwei Kinder die Rolle von Josef und Maria. Sie ziehen von Hof zu Hof und bitten (mit dem Wechselgesang: „Wer klopfet an?...“) um Aufnahme in die Herberge, die ihnen verwehrt wird („.. nein es kann nicht sein ...“). Bei einer anderen Form des Hebergsuchens wird das Marienbild (oder Statue) von Familie zu Familie getragen. Der letzte Herbergsgeber bringt dann das Marienbild zur Christmette in die Kirche.

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In Aspern gibt es ab heuer eine besondere Art des Herbergsuchens. Schon zu Beginn des Advents wurde von unserem Krippenbauer Michael Horn in der Kirche der Stall von Betlehem aufgestellt, allerdings ohne Krippe und nur mit zwei Figuren. Sie zeigen Josef und die auf einem Esel sitzende Maria bei der vergeblichen Herbergsuche. Am hl. Abend werden sie dann gegen die üblichen Figuren ausgetauscht.

Johann WallischDas Schnitzen und Werken mit Holz hat Johann Wallisch schon immer fasziniert. Doch erst mit dem Eintritt in den Ruhestand – viele AspernerInnen kennen noch die Fleischhauerei Wallisch auf der Erzherzog-Karl-Straße - findet er Zeit für dieses schöne Hobby. Mit viel Feingefühl und kunstbegabten Händen hat er diese Herbergsuchenden für unsere Kirche geschaffen. Dafür gebührt dem Asperner „Herrgottschnitzer“ ein herzliches Danke!

Johannes Holba

Johann Wallisch

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