Ein Brief aus der Ukraine

Mittwoch, 1. Oktober 2003

Kiev, Oktober 2003

Liebe Freunde in Aspern,

zu Beginn möchte ich mich von ganzem Herzen für Ihre großartige Unterstützung bedanken. Durch Ihr Engagement und Interesse war es uns erst möglich, die so notwendige Hilfe für die obdachlosen Kinder auf den Straßen Kievs zu leisten und auch zu verbessern. Anbei einige Zahlen, die unsere Tätigkeiten veranschaulichen: 2001 konnten 3696 soziale Dienste (Krankenversorgung, Mahlzeiten, Körperpflege, Beratungen, etc.) geleistet werden. 2002 war es uns möglich, 5508 soziale Dienste anzubieten. Im ersten Halbjahr 2003 wurden bereits 3776 soziale Dienste absolviert ...

Vera Koshil mit "ihren Kindern"Selbstverständlich ist es unser aller Bestreben, die Hilfe für obdachlose Kinder weiterhin zu gewährleisten wie auch Schritt für Schritt auszubauen. Dass wir einem Großteil der Kinder aber nach wie vor weder Hilfe noch Schutz anbieten können, ist eine traurige Gewissheit. Allein um diese Gewissheit nicht zu einer bleibenden Tatsache werden zu lassen, möchte ich Sie erneut um Ihre Hilfe und Unterstützung für unser Projekt bitten. Im Schnitt benötigen wir täglich Mahlzeiten für 34 Kinder (Frühstück, Mittag- und Abendessen).

Würde uns das knapp bemessene Budget ein Mehr an Ausgaben erlauben, könnten selbstverständlich noch weitere Kinder von den Ausspeisungen profitieren. Die regelmäßige Versorgung der Kinder mit ausgewogener Ernährung bildet den Kern unserer Betreuung, da eine Vielzahl den Tuberkulosevirus in sich trägt und jede weitere Schwächung des Körpers die Krankheit zum Ausbruch bringen kann.

Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit sind auch die Hausbesuche bei Familien - sofern noch vorhanden -, um das soziale Umfeld des Kindes kennen zu lernen und damit auch eine Vertrauensbasis herzustellen. Oftmals sind die Kinder aus dem ländlichen Bereich alleine in die Stadt gekommen und weitere Strecken müssen zurückgelegt werden. Wir sehen es auch als unsere Pflicht an, Kindern, denen keinerlei staatliche Hilfe zukommt und die unter sehr schwierigen sozialen Bedingungen bei einem Elternteil oder bei Verwandten leben, zu helfen.

Wir wollen einen Psychologen und einen Psychotherapeuten für die individuelle Arbeit mit den Kindern, aber auch für die notwendige Gruppentherapie anstellen. Alkohol und/ oder Drogenmissbrauch der Eltern, Misshandlungen und Vernachlässigung haben bei unseren Schützlingen gravierende psychische Schäden hinterlassen. Kinder, die jahrelang auf der Strasse gelebt haben, müssen mit den Folgen dieses Daseins in körperlicher, vor allem aber in seelischer Hinsicht kämpfen.

Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe, und ich hoffe, dass es Ihnen möglich ist, unser Projekt weiterhin zu unterstützen.

Mit den herzlichsten Grüßen aus Kiev,

Vera Koshil


Mit verschiedenen Aktionen wollen wir die nötigen Geldmittel (€ 28.000) für 2004 aufbringen: Nikolaus-Besuchsaktion, Punschstand an den Donnerstagen und Freitagen im Advent vor der Ströckfiliale, Weihnachtsspende und Flohmarkt im Februar.


Terminübersicht