Portugal und Belgien für Kinder

November 2018

Schöne Erinnerungen – Teil 1

Vor 70 Jahren – heute fast vergessen – gab es Aktionen der Hilfsbereitschaft, die die Grenzen in Europa überwanden. Hermi Klein und
Linde Feda aus der Gemeinde St. Martin erzählen als Zeitzeuginnen von ihren höchst interessanten Erinnerungen. Der zweite Teil über die Erlebnisse in Belgien folgt in einer der nächsten Nummern des Pfarrblatts.

Hermi KleinHermi Klein verbrachte mehr als ein halbes Jahr in Portugal. Sie berichtet:

Von 1948 bis 1953 hat die Caritas jedes Jahr unterernährte Kinder zur Erholung nach Portugal geschickt. Ich durfte im Juli 1949 mitfahren.  Zwei Tage mit dem Sonderzug bis Genua, dann fünf Tage mit dem Schiff bis Lissabon. Es waren 1500 Kinder bei meiner Fahrt. Die Aufteilung  wurde mit Bussen in verschiedene Kleinstädte und Dörfer durchgeführt. Eine sehr liebe Familie hat mich aufgenommen. Zwei Söhne waren im  Internat, weil es in der kleinen Stadt kein Gymnasium gab. Aus Mitleid und Nächstenliebe haben sie ein Kind in ihr Haus genommen. Durch mich ist wieder Leben und Lachen eingezogen. Die Portugiesen sind ganz allgemein sehr herzlich und kinderliebend.

Im Jahr 1917 ist die Mutter Gottes in Fatima erschienen, das war, als ich hinkam, erst 32 Jahre her. Die Menschen konnten sich noch sehr gut an die Begeisterung und an die Gefühle von damals erinnern. Ich habe die Sprache schnell gelernt, weil die Eltern und Angestellten ständig mit mir geübt haben, deshalb konnte ich auch bald portugiesisch beten. Portugal war damals eine Diktatur, die meisten Leute sehr arm, es gab keine Krankenkasse, keine Pensionen, keine Schulpflicht. Die reichen Familien wurden mehrfach Taufpaten und unterstützten auf diese Weise die ärmere Bevölkerung. Manches Mal bezahlte auch der Arbeitgeber einen Arzt.

Zurück in Österreich fühlte ich mich immer verbunden mit meiner portugiesischen Familie. Einige Familienmitglieder haben uns besucht, wir waren auch öfter in Portugal zu Besuch. Die Erholungszeit, die für sechs Monate vorgesehen war, dann doch länger dauerte, hat mein ganzes  Leben sehr positiv geprägt. Danke an die Caritas, an Portugal und an die Familie Sa´ in Elvas.

Hermi Klein, Brigitta Mychalewicz

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