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September 2019
Um das Erbe seines reichen Vaters (Gewerbe und Wirtschaft) übernehmen und weiterführen zu können, übersiedelte 1873 Willibald Richthammer mit seiner Familie von Grinzing nach Aspern.
Wegen seiner modernen Weltanschauung, seiner fortschrittlichen Ideen und seiner Aktivitäten (wahrscheinlich auch des Geldes wegen) wurde er bald vom Asperner Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt. Die anfängliche Euphorie der Gemeinderäte war bald verflogen, denn Willibald Richthammer entwickelte sich zum Despoten. Nur seine Ansichten ließ er gelten und seine Ideen setzte er oft auch gegen den Widerstand der Bevölkerung durch. Z.B. den Bau einer Zündstofffabrik (Zündhütchen) in der Au (heute Biberhaufenweg 78).
Die Angst der Menschen war groß, denn in Kagran gab es in so einem Betrieb schon eine Explosionskatastrophe.
Auch den Auwald südlich des Ortes (Benjowskigasse) ließ er rücksichtslos abholzen, nur um noch mehr Ackerfläche zu gewinnen. Wegen seiner Aversion gegen Kirche und Klerus gab es oft „dicke Luft“ zwischen ihm und Pfarrer Ignaz Sühs (vergleichbar mit den Filmhelden Don Camillo und Peppone).
In seiner Überheblichkeit verlangte Richthammer auch den „Schlüssel zum Thurm und zum Geläute”. Nicht, dass man ihm den Zutritt verwehrt hätte, nein er wollte nur im Besitz des Schlüssels sein, um seine Macht als Bürgermeister zu demonstrieren.
All seine oft fadenscheinigen Argumente und Drohungen nützten nichts, diesmal blieben die Gemeindeväter und Pfarrer hart. Somit blieb der Schlüssel zum Thurm im Pfarrhof. 1888 ist in der Pfarrchronik folgendes zu lesen: „Das freudigste Ereignis war in diesem Jahre, dass der Bäckermeister Willibald Richthammer in Voraussicht nicht mehr gewählt zu werden, seine Bäckerei und seine Ganzlehen verkaufte und nach Wien zog. Durch 9 Jahre hindurch hat er der Gemeinde dem Pfarrhof viel Unangenehmes zugefügt.”
Im alten Friedhof, an der Nordseite der Kirche erinnert heute noch eine Gruft, die „Ruhestätte der Familie Richthammer 1876“, an diesen Asperner Bürgermeister.
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