Hoffnungs-Splitter

Mai 2020

Als diplomierte Krankenpflegerin gehört Veronica Lobo zu den sogenannten System- Erhalterinnen. „Das ist im Moment schwierig, denn wenn ich arbeite, muss mein Mann drei Schulkinder und ein Kindergartenkind beschäftigen und er muss sich auch um den Haushalt kümmern.“ Dabei sind gerade jetzt ihre Arbeitstage besonders lange, weil auch einige Kolleginnen ausgefallen sind. „Ich habe erfahren, dass alle Probleme gelöst werden können, wenn man den Willen und das Vertrauen zu Gott hat.“

Der 15-jährige Marko Maschler engagiert sich beim Einkaufen für Angehörige der Risikogruppen. Über das aktuelle Angebot der Kirche freut er sich: „Auch wenn es nur über das Internet ist, ist man dennoch beim Gottesdienst dabei.“ Marko erlebt die Krisenzeit als Einschränkung, aber auch als Erweiterung. „Ich kann mich nicht mit Freunden treffen, aber dafür habe ich Zeit fürs Beten.“ Diese Angewohnheit möchte er gerne in die Zeit nach Corona mitnehmen: „Außerdem würde ich gerne den Zusammenhalt der Menschen mitnehmen.“

Den 17-jährigen Niklas Pfeisinger nervt das Thema Corona schon: „Es lohnt sich überhaupt nicht mehr Zeitung zu lesen, weil die sich die ganze Zeit nur mit diesem einen Thema befasst.“ Persönlich betrifft ihn das Thema nicht nur, weil die Schule auf Fernunterricht umgestellt ist und er jetzt öfters Besorgungen für seine Oma macht: „Es ist schon eine Umstellung, nicht jeden Sonntag in die Messe zu gehen und dort mit den anderen zu feiern. Aber ich finde das Angebot mit der Online Messe eine gute Idee.“ Eine Erfahrung will er sich nach der Krise behalten: „Dass Zusammenhalt sehr wichtig ist.“

Bernhard Zölß lebt auf dringendes Anraten seiner Ärztin in freiwilliger Isolation. Homeoffice ist ihm schon länger vertraut, aber: „Jetzt verlasse ich die Wohnung halt nur, wenn ich zum Postkasten oder zur Mülltonne gehe.“ Begeistert erzählt er, dass sich auf seine Bitte hin innerhalb von 24 Stunden gleich sieben bisher nahezu unbekannte Nachbarn bereit erklärten, für ihn einkaufen zu gehen.

„Dass es schließlich um die Gesundheit von Menschen und nicht um politisches Kleingeld geht“, dazu würde er sich auch von kirchlicher Seite fallweise eine mahnende Wortmeldung wünschen, aber: „Das Bild vom Papst alleine am Petersplatz beim Segen Urbi et Orbi, das hat mich beeindruckt. Und die Pfarren sind sehr kreativ, die religiösen Bedürfnisse abzudecken. Ich kann mir vorstellen, dass die Kirche jetzt sogar Menschen erreichen kann, die schon länger keinen Kontakt mehr hatten.“
Der EDV-Spezialist arbeitet in St. Katharina daran mit, geeignete Online-Möglichkeiten für das Gemeindeleben zu etablieren. Eine Herausforderung, denn: „Die Tools müssen für größere Gruppen geeignet sein. Da es in manchen Kommunikationen um vertrauliche Informationen geht, ist höchste Datensicherheit gefordert. Die einzelnen Nutzer haben keine einheitliche Plattform zur Verfügung und man muss Einschränkungen berücksichtigen, da nicht alle Geräte unter der vollständigen Kontrolle der Benutzer stehen. Und letztlich darf die Software auch nichts kosten.“
Bei allen Herausforderungen kann er der Situation aber auch viel positives abgewinnen: „Der Wert von Menschlichkeit und gegenseitiger Unterstützung wird zurzeit wieder stark entdeckt. Vielen ist auch bewusst geworden, wie sehr die Natur aufatmet, wenn wir unsere Bedürfnisse nur etwas zurückschrauben.“

Renate Ivan erlebt die Corona-Krise gemeinsam mit ihrem älteren Gatten: „Langeweile kommt bei uns nicht auf. Ich habe für die Familie Masken genäht, bin mittlerweile versierte Bäckerin von Sauerteig-Brot, und im Haus und Garten gibt es immer viel zu tun.“ Auch spazieren und Rad fahren in der Lobau genießen beide. „Es wäre perfekt, würden wir nicht unsere erwachsenen Kinder vermissen, die uns aus Rücksichtnahme nicht besuchen kommen.“
„Die Corona-Zeit bedeutet für mich schon einen Verzicht auf meine geliebten sozialen Kontakte mit Familie und Freunden. Mir fehlen auch die gemeinsamen Feiern und das Musizieren bei den Gottesdiensten in St. Katharina. Gleichzeitig bin ich erstaunt und froh darüber, dass mit den sozialen Medien unsere vertraute Heimatkirche und unser unermüdlicher Pfarrer Georg mit seinen Gottesdiensten Einzug in unsere Wohnzimmer gehalten hat. Die Online-Messen können zwar das freudige Mitfeiern nicht ganz ersetzen, aber sie geben doch Halt und Gewissheit, dass wir als Kirchengemeinde den Anschluss nicht verlieren und notfalls mit unseren Sorgen nicht allein gelassen werden.“
Renate Ivan betet und hofft für jene, die die Krise schwer trifft. Gleichzeitig erfährt sie diese Zeit als Neu-Orientierung und Besinnung auf die wahren Werte, als soziales Zusammenrücken trotz des notwendigen physischen Abstandhaltens. „Ich hoffe, dass wir die positiven Erfahrungen und Veränderungen in die Normalität hinüberretten können.“
Sie selbst setzt sich mit ihrer Kreativität ein. „Vor kurzem habe ich ein Bild vom Evangelisten Markus für die neu restaurierte Kapelle am Kapellenweg fertiggestellt“. Die zum SMZ-Ost gehörende Kapelle soll nach der Krise feierlich eingeweiht werden. Wie schon in den Vorjahren, hat Renate Ivan auch die Osterkerze von St. Katharina gestaltet, heuer zum Thema Bibel. Ihre persönliche Lieblingsstelle in der Bibel: „Der Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte!“

Petra Pories und Eva Kohl

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