Die Mutter in der Grünen Au

Juni 2022

Die Besiedelung der Freudenau begann 1766, nachdem Kaiser Joseph II. dieses kaiserliche Jagdgebiet für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. 1862 wurde nahe dem Lusthaus eine einklassige Volksschule eröffnet, deren Schulleiter wegen der großen Entfernung zur nächsten Pfarrkirche (Praterstraße) ein Marienbild an einen Baum heftete. Es wurde am 16. Mai 1863 geweiht und so konnte man davor Andachten halten. 1911 kam eine Marienstatue dazu, um die sich allmählich eine „Waldandacht“ entwickelte. Unzählige Bilder und andere Devotionalien wurden dort deponiert. Ab 1895 durften im Turnsaal der Volksschule in der Aspernallee Gottesdienste gefeiert werden. Der Trinitarier P. Vinzenz Mayerhofer, der 1918 als Katechet und Messleser an diese Schule berufen wurde, hatte die Idee, nächst dem Marienbild eine Kirche zu bauen. Da der Stadtschulrat 1923 die Benützung des Turnsaales für kirchliche Zwecke verbot, wurde dieser Kirchenbau rasch verwirklicht. Schon am 21. Dezember 1924 wurde das nach Plänen von Josef Münster erbaute Kirchlein vom Wiener Erzbischof geweiht. Bald pilgerten viele Menschen zur „Gottesmutter in der grünen Au“ und die kleine Waldandacht mauserte sich zu einer vielbesuchten Wallfahrtsstätte, die 1931 um eine Feldkapelle erweitert wurde.

Trotz schwerer Kriegsschäden begannen schon im Mai 1945 langsam wieder die kirchlichen Aktivitäten, wie im Pilgerbuch des damaligen Pfarrers von St. Rochus (Wien III) zu lesen ist. Darin vermerkt sind Emmausgänge, Leonhardi Ritte der Wiener Reiterschaft, Feier der Hubertusmesse am 3. November, Hochzeiten, Besuch von Pilgergruppen und Kreuzwegandachten bei den Stationen außen um die Kirche.

Wenn jemand der Gottesmutter Ehre erweisen will, ihr Bitten vorbringen oder ihr danken möchte, dies aber weder vor ihrem Bild in der Heimatpfarre tun will, noch einen der großen Wallfahrtsorte im In- oder Ausland besuchen kann, ist Maria Grün ein idealer Ort. In 3 km Luftlinie und dabei einem kleinen Hüpfer über die Donau, in einer Waldlichtung nahe der Aspernallee findet man das Wallfahrtskirchlein Maria Grün.

Johannes Holba

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