Ständig bedankt sich jemand bei mir …

September 2023

Die Kassiererin im Supermarkt für meinen Einkauf, die Wiener Linien für mein Verständnis für die technische Störung und der Radiomoderator fürs Zuhören. Dabei habe ich eher umgekehrt der Kassiererin zu danken, mein Verständnis ist erzwungen (was kann ich schon tun außer zu warten) und meine Aufmerksamkeit beim Radiohören unterschreitet sogar die meiner Schüler in der sechsten Unterrichtsstunde.

Aber man bedankt sich halt. Jedenfalls wenn man Erziehung genossen hat, was ich bei Ihnen, geschätzte Leserin und verehrter Leser, voraussetze.

Komischerweise bedanken wir uns vorwiegend für Selbstverständlichkeiten und Kleinigkeiten, siehe oben. Für das Wechselgeld in der Trafik, für eine aufgehaltene Tür, für die Auskunft, dass der Enzianweg die nächste Quergasse links ist.

Sich dafür zu bedanken, ist natürlich richtig. Ein undankbarer Snob, wer es nicht täte. Aber eigenartigerweise vergessen wir oft die Dankbarkeit für die großen Dinge. Haben Sie sich jemals bei Ihrer Mutter bedankt, dass sie Ihnen geschätzt 2000 Mal die Windeln gewechselt hat? Dass sie Ihnen dutzende Male in der Nacht Medikamente gebracht hat, als Sie krank waren? Dass sie Ihnen vorgelesen, vorgesungen, Geschichten erzählt hat? Oder dafür, dass sie Sie in Ihrer Pubertät nicht vor die Tür gesetzt hat? Falls es nicht zu spät ist – holen Sie das Bedanken nach! Die Überraschung und Rührung im Gesicht der Mutter / des Vaters ist unbezahlbar. Andernfalls ist es trotzdem nie zu spät; als Christen haben wir das große Glück, mit unseren Verstorben verbunden zu sein.

Als Christen haben wir ein zweites Glück: wir wissen im Zweifelsfall immer, bei wem wir uns bedanken können. Ich stolpere, und da ist eine Stange, an der ich mich festhalten kann – Danke, Schutzengel! Ich suche wieder einmal meine Schlüssel, und finde sie an einem absolut unmöglichen Ort: auf dem Mikrowellenherd – Danke, heiliger Antonius! Ich übersehe ein Nachrangschild, aber es kommt gerade kein Querverkehr – Danke, heiliger Christophorus!

Und natürlich immer: Danke, Vater im Himmel! Denn er schickt uns seine Schutzengel, er hört auf die Fürbitten der Heiligen. Das ist alles nicht selbstverständlich. Wer aufmerksam ist, kann zigmal täglich Gott danken. Und das ist nicht etwa eine lästige Pflicht, sondern eine große Freude. Indem ich mich bedanke, weiß ich, dass ich beschenkt worden bin. Und wenn ich beschenkt worden bin, dann weiß ich auch, dass ich geliebt werde. Wie schön!

Und dann gibt es auch noch die großen Danksagungen der Christen: den Dank für die Schöpfung, für das Leben. Den Dank für die Erlösung durch Jesus Christus und für den Heiligen Geist. Den Dank für die Vergebung der Sünden und für den Himmel, der uns versprochen ist. Diesen Dank sagen wir täglich in der Eucharistiefeier. „Eucharistie“ heißt „Dank sagen“. Und die Feier der Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens.

Beim Erntedankfest danken wir besonders für die Früchte der Erde. Bei dieser Gelegenheit: Dank an alle Menschen, die dieses Fest vorbereiten, von der Organisation über den Schmuck und das Putzen bis zur Musik. Ihr seid jedes Jahr großartig!

Norbert Schönecker

Ort

Terminübersicht