„Arbeit, die mich erfüllt“

September 2024

Lucia Bayer, Mitglied im Gemeindeausschluss von St. Katharina, arbeitet bei den Päpstlichen Missionswerken in Österreich, kurz: Missio Österreich.

Missio hilft den Menschen in den ärmsten Ländern der Welt und fördert den Aufbau der Kirche in Afrika, Asien und Lateinamerika. Was ist damit gemeint?

Missio unterstützt einerseits Priester durch Mess-Stipendien – in vielen armen Ländern haben Priester ja kein fixes Einkommen. Andererseits unterstützt Missio verschiedene Projekte der dortigen Diözesen oder Kongregationen zum Beispiel in der Bildung, im Gesundheitssektor, im Bereich der Ernährungssicherheit, bei der Unterstützung von Straßenkindern, den Ärmsten oder den Ausgegrenzten oder auch bei Aufforstung und nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Bei Naturkatastrophen unterstützt Missio die Kirche vor Ort mit Nothilfe. Dadurch, dass Missio mit den Diözesen und Kongregationen vor Ort zusammenarbeitet, kann die Nothilfe schnell und effektiv geleistet werden.

Wie sind Sie zu Missio gekommen und was ist Ihre Aufgabe dort?

Ich fühlte mich schon als Kind zu Afrika und zur Entwicklungsarbeit hingezogen. Beruflich ging es bei mir aber über ein Sprachenstudium und über European Interdisciplnary Studies erst einmal ins EU-Projektmanagement.

Nach meinem Mutterschaftsurlaub habe ich lange gebetet, dass mich Gott dorthin führt, wo er mich haben will. Dann habe ich mich spontan bei Missio beworben, weil ich wusste, dass Missio sehr sinnvolle Projektarbeit leistet und damit so viel Gutes auf dieser Welt tut. Und jetzt bin ich dort als Projektmanagerin für Projekte in der Demokratischen Republik Kongo, in Sambia, Zimbabwe und Malawi zuständig.

Wie kann so ein Projekt konkret aussehen?

Ein besonders großes Projekt, das wir im Moment zu zweit führen, ist zum Beispiel der Bau des Sankt-Karl-Borromäus Krankenhauses in Mosambik. Vor ein paar Jahren sind Missisonsbenediktiner aus Tansania nach Mosambik gekommen, wo sie eine neue Mission aufbauen. Sie planen eine Schule, ein Spital, ein Kloster und eine Kirche. Missio Österreich unterstützt dabei den Bau des Spitals.

Der Nationaldirektor von Missio Österreich, Pater Karl Wallner, hat dieses Spitalsprojekt zu Beginn der Corona-Pandemie ins Leben gerufen. Die Menschen in der Provinz Nampula in Mosambik hatten keine genügende Gesundheitsversorgung. Es gibt zwar ein kleines Gesundheitszentrum, aber das ist in einem schlimmen Zustand. Es gibt kaum Medikamente und die Leute müssen erst bezahlen, um überhaupt eingelassen zu werden. Darüber hinaus müssen die Menschen oft kilometerlange Strecken bewältigen, um dort hinzukommen. Eine Situation, wie sie für uns hier wirklich nicht vorstellbar ist. Das Sankt-Karl-Borromäus Krankenhaus in der Provinz Nampula wird allen Menschen offenstehen und die Ärmsten werden auch unentgeltlich gesundheitlich versorgt. Das ist sicher ein wichtiges Entwicklungshilfeprojekt für die Region.

Die Tatsache, dass dort alle willkommen sind – egal ob Muslim, Atheist oder Katholik - ist ein sehr wichtiges Zeugnis. Das ist Mission. Zu diesem Zeugnis sind wir als Christen aufgerufen.

Wer entwickelt diese Projekte?

Es sind hauptsächlich die Diözesen und Kongregationen vor Ort, die auf Grund der lokalen Bedürfnisse mit ihren Projektideen kommen. Dann machen wir gemeinsam die Feinabstimmung und die ausgewählten Projekte werden finanziell unterstützt. Das ist, glaube ich, auch der richtige Zugang, dass wir nicht von Europa aus etwas aufzwingen, sondern dass die Menschen vor Ort die Lösungen für ihre Herausforderungen und Nöte selbst entwickeln.

Wie wirkt Ihr Einsatz in Entwicklungsarbeit und Mission auf Sie selbst zurück?

Ich habe eine große Dankbarkeit gewonnen: Die Lebensbedingungen in Afrika sind oft so erschütternd anders! Wenn man sieht, unter welchen Bedingungen Millionen Menschen leben, dann müssen wir in Europa sehr dankbar sein. Wir müssen uns nicht vor vielen Krankheiten und gefährlichen Tieren fürchten. Wir haben viele Möglichkeiten zu arbeiten oder zur Schule zu gehen. In Mosambik sind die Klassenräume so überfüllt, dass die Kinder dem Unterricht sowieso nicht folgen können und erst gar nicht hingehen. Oder die Kinder müssen am Straßenrand Mangos und Bananen verkaufen, um für das Einkommen der Familie zu sorgen. Uns ist oft nicht klar, dass schon die Tatsache, wo wir leben, wo wir zur Welt kommen, so ein Geschenk ist.

Vor zehn Jahren habe ich zur Vorbereitung auf meine erste, private Reise nach Afrika das Buch „Africa: Altered States, Ordinary Miracles“ des Journalisten Richard Dowden gelesen. Dowden hat selbst in verschiedenen afrikanischen Ländern gelebt. Er beschreibt, dass in Afrika die Kirche eigentlich sehr viele Aufgaben des Staates übernommen hat und das auch sehr erfolgreich macht. Diese Erkenntnis bestätigt auch mich in meiner Projektarbeit bei Missio. Ich sehe, dass die finanzielle Unterstützung der einzelnen Projekte die Kirche weiter aufbaut. Wenn die Diözesen und Kongregationen ihre Projekte durchführen können, werden die benachteiligten Gruppen wie zum Beispiel die Straßenkinder, die Schwangeren, die Kranken und die Ärmsten ohne Ausweg unterstützt und gestärkt. Deswegen glaube ich, dass die Unterstützung der Kirche in diesen Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika Sinn macht – und das macht die Arbeit für mich sehr erfüllend.

Wenn Sie mehr zur Arbeit von Missio Österreich wissen oder diese Arbeit auch unterstützen möchten: www.missio.at

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