Wundarzt Gottlieb Thurner

Die Asperner hatten schon immer das Glück, gute Ärzte in ihrer Mitte zu haben. Damals um 1800 hieß es nicht Dr. Med.- Praktischeroder Facharzt, sondern schlicht und einfach „Wundarzt“.

Herr Gottlieb Thurner war so ein – man könnte fast sagen – „Medizinmann“. Er war nicht nur für Wunden und Krankheiten seiner Patienten zuständig, sondern stand ihnen auch mit Rat und Tat, notfalls auch mit materieller Hilfe zur Seite.

1809 nach der Schlacht war er unter den Ersten, die in das zerstörte Dorf zurück kamen. Die Opferzahl in der Bevölkerung wäre ohne ihn sicher höher gewesen. Obwohl ihm französische Soldaten sogar seine Stiefel raubten, machte er bei seiner Hilfe keinen Unterschied zwischen Freund und Feind. Das während der Kämpfe aus der brennenden Kirche gerettete Marienbild wurde durch zwei Soldaten in Sicherheit gebracht, doch niemand wusste wohin. Und so galt es nach der Schlacht als verschollen.

Gottlieb Thurner wirkte aber nicht nur in Aspern, sondern auch in den benachbarten Dörfern. Bei einem Aufenthalt in Leopoldau entdeckte er das Asperner Marienbild. Stark beschädigt und seiner Votivgaben beraubt brachte er es nach Aspern zurück.

Für sein Wirken wurde er auf Befehl seiner Majestät vom Kreishauptmann Czech mit einer goldenen Denkmünze ausgezeichnet. Nicht nur das Wohl seiner Mitmenschen war ihm ein Anliegen sondern auch die Wiederinstandsetzung des ausgebrannten und nur notdürftig reparierten Gotteshauses. So war er 1815 ... „aus freyem Antrieb der Frömmigkeit nicht nur der Besorger eines Kreuzweges, sondern bestritt auch ganz allein die Unkösten davon, welche beiläufig 600f in Einlösungsscheinen betrugen“.

1824 ließ Gottlieb Thurner durch den Maler Jacob Schilcher zu Wien die zwei Seitenaltarbilder mit der Geburt und mit der Auferstehung Christi anfertigen. Für die Kosten von 500 f.W.W. verlangte Herr Thurner weiter nichts als nur … „das Recht für sich und seine Subjekten, auf Lebenszeit, auf dem Chore dem Gottesdienst beiwohnen zu dürfen“.

Johannes Holba