Pfarre Aspern im historischen Überblick

„Transdanubien" wird die Gegend nördlich der Donau oft etwas spöttisch genannt. Auch für die „Alten Römer" war der Donaustrom die Nordgrenze ihres Reiches, dahinter begann für sie die Wildnis. Damals sicher eine unwirtliche Gegend mit urwaldähnlichen Auen und einem weitverzweigten Netz von Nebenarmen der Donau, bis weit ins Marchfeld hinein. Auch der Russbach bei Deutsch Wagram gehörte dazu. Nach jedem größeren Hochwasser schaute die Landschaft anders aus. Alte Flussläufe wurden zugeschwemmt und neue Wasserarme entstanden. Es war ein sich ständig änderndes Labyrinth. Dennoch lebten hier schon in der Jungsteinzeit Menschen. Den Beweis dafür fand man 1937-39 bei Erweiterungsarbeiten am Flugfeld Aspern (heute General-Motors-Werk). In der stillgelegten Ziegelei Kiesling wurden unter Leitung des Naturhistorischen Museums Grabungen vorgenommen. Man legte eine 7 m lange Wohngrube frei, in der sich noch Stücke des Wandbewurfes, sowie Steinwerkzeuge und Gefäße befanden. Zahlreiche Hüttenfundamente und Brandgräber zeugten von einer Besiedelung dieses Gebietes schon 2700 v. Chr. Die Nähe des unberechenbaren Donaustromes und die damit verbundenen Gefahren hinderten die Menschen lange Zeit, sich hier in größeren und festen Ansiedlungen niederzulassen. Erst gegen Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus scheinen in Dokumenten unsere Nachbargemeinden auf.

1150 steht im Stadlauer Urfahrrecht:

Wer über die Tunaw will und heruber, die soll man enthalb nehmen. Und die drew dorffer Asparn, Wulzendorf und Prietenle: was dieselben auf Ir grünten pawen und ziehen, welcherley das sey, nichts ausgenommen, do geben sie kein Maut. (Capt. Krecmer)

1170 hatte die adelige Familie derer von Asparn (ihr Schloss stand in Asparn an der Zaya) hier größere Landbesitzungen. Der Name Aspern dürfte sich nicht von dem "Ort unter den Aespen", sondern von den Grundbesitzern derer von Asparn ableiten.

1258 wird das Dorf Aspern erstmals urkundlich im Rentenverzeichnis des Bistums Passau und auch im Zehentbuch der Landesfürsten genannt. Der Bischof OTTO VON LONSDORF - Oberhaupt des Bistums Passau - bekam von den 50 Lehen in Aspern den halben Zehent, die andere Hälfte erhielt der Landesfürst, der Herzog von Österreich. Zu dieser Zeit hatte Aspern noch keine eigene Kirche und gehörte, wie auch Wulzendorf (damals schon verödet), Kagran, Hirschstetten und Leopoldau zur Mutterpfarre St. Georg - Stadlau (Stadel in der Au).

1301 quittierte HADMAR VON ASPERN dem Stift Klosterneuburg den Empfang der von ihm geliehenen 20 Muth Korn. (Zeibig, Hartmann: Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg. Wien, 1857. (Fontes Rerum Austriacarum II/10), S. 75)

1316 wird laut einer Urkunde, die von Friedrich dem Schönen gesiegelt ist, unter anderem auch der Zehent von Aspern für eine -Fundation" bestimmt.

1334 erscheint in einem Schematismus der Diözese Passau das Dorf Asparn minus (Klein Aspern) als eigene Pfarre, unter dem Patronat des Herzogs von Österreich, mit einer Verleihungssteuer von 24 Pfund Pfennigen an den Passauer Bischof. Die Trennung von St. Georg - Stadlau war vollzogen.

1429 wird im Verzeichnis der Kirchen und Pfarren Aspern nochmals als selbständige Pfarre unter dem Patronat des Landesfürsten genannt.

1529, während des Türkenkrieges, wurden die gotische Kirche und der Pfarrhof, die damals am Ostende des Dorfes, am "Aubergl", heute etwa Lobaugasse 31 (Jägerhaus bzw. Zillbauerhaus) standen, arg beschädigt. Die Stiftbriefe, Register und Grundbücher verbrannten. Die Pfarre stand unter dem Patronat der Landesherren, die auch für die Bestellung der Pfarrer (ausschließ1ich Weltpriester) zuständig waren.

1534 wurde das Gotteshaus, nach dem Türkensturm kaum aufgebaut, zuerst durch einen Brand und bald darauf durch ein Hochwasser schwer beschädigt.

1544 klagte im Zuge einer Visitation Pfarrer Stepahn Schintlach, dass er wegen zu geringer Einkünfte nicht bleiben wolle. Der Pfarrbesitz: 2 Lehen mit 30 Joch Anbauäckern, 2 Tagwerk Wiesen (zehentfrei) und ein Viertel Weingarten. Die Gemeinde steuerte zum Unterhalt 34 Pfund Pfennige bei, 3 Schilling 28 Pfennige kamen noch von Zehentleuten. Davon musste er seinen Lebensunterhalt bestreiten, den Schulmeister besolden, die seit dem Türkenkrieg verfallene Kirche und den Pfarrhof aufbauen und für die Kirchenbeleuchtung sorgen.

1557 richtete ein Eisstoß wieder große Verwüstungen an, die Kirche drohte einzustürzen, deshalb suchte man um Steuererlass auf 3 Jahre an.

1568 brachten ein Brand und schwere Hochwasserschäden die Bewohner zur Verzweiflung. Man wollte den Ort verlassen und in das benachbarte öde Wulzendorf übersiedeln. Dazu kam es jedoch nicht.

1576 erbat man sich die Bewilligung, die Kirchenweingärten in Oberstammersdorf zu verkaufen. Mit dem Erlös von 280 Gulden baute man die Kirche notdürftig wieder auf.

1577 war die Reformation bis ins Marchfeld vorgedrungen. Pfarrer Ulrich Trimann war auf der Priesterversammlung des Dekanates Pillichsdorf, wo man die Beschlüsse der Passauer Bistums-Synode beriet, die die Erhaltung der wahren katholischen Religion zum Ziele hatten. Die Priester Trimann aus Aspern, Kaspar Vietor aus Kagran und Benedict Glepsch aus Groß Enzersdorf stellten das Ersuchen, der armen Priesterschaft die beiwohnenden Hausmatronen gnädigst zu lassen und die Contributionen an die Herrschaften einzustellen.

1580 befahl der passauische Rat und Dompropst zu Wien, Melchior Khlesl, die Pfarrer von Kagran, Aspern und Wagram zu sich, da sie ihrer Religion fast ärgerlich, auch in ihren Revieren frommen Christen u. kath. Priestern große Beschwerden und Widerwertigkeiten zufügen sollen, um sie ihrer Religion, Lehre, Leben und Wandel wegen fleißig zu examinieren und sonst notwendige Inquisition zu halten. (Primärquelle nicht bekannt) Keiner der Abtrünnigen kam, weshalb nochmals die Aufforderung an sie erging, zu erscheinen, ansonst sie gefänglich verwahrt werden. Diesem Befehl kam nur der Pfarrer von Aspern nach, aber von der neuen Glaubenslehre ließ er sich nicht abbringen.

1581 verließ Trimanndie Pfarre, denn Melchior Khlesl, setzte auf Forderung des Klosterrates in Aspern einen anderen Pfarrer ein.

1598 war Aspern noch immer protestantisch, und der Dechant von Pillichsdorf berichtet an das Consistorium: um die Zeit der vergangenen Weinlese sei der Prädicant zu Wagram (damals Filiale von Kagran) an der Pest verschieden. Jetzt unterstehe sich der Clamant (Schreihals) von Aspern jeden dritten Sonntag die Wagramer mit seinen Predigten zu stärken. Ja man wolle ihn sogar am kommenden Georgitag als Pfarrer aufnehmen. Dazu meinte der Dechant von Pillichsdorf: solange ein solcher Pfarrer geduldet würde, sei den Priestern im Marchfeld alle Hoffnung genommen, ihre verführten Schäflein wieder zum Schafstall Christi zu bringen. Auch dieser Glaubensstreit ging vorbei. Aspern wurde wieder katholisch. Dem Priestermangel Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts ist es zuzuschreiben, dass zeitweilig kein Pfarrer in Aspern war. Bekannt sind nur Raphael Augustinus von Willenbroch und um das Jahr

1630 Valentin Stumpf, der sich als confirmierter Pfarrer zu Kagran, Gerersdorf und Aspern bezeichnete. Der Pfarrsitz war vorübergehend Kagran, da Pfarrhof und Kirche in Aspern durch das protestantische Interregnum noch mehr in Verfall gekommen waren.

1639 beschloss die Gemeinde Aspern, die Einkünfte des Pfarrers aufzubessern, die Besoldung auf 170 Gulden zu erhöhen und ein eigenes Pfarrhaus mit einem Stall fur zwei Kühe zu bauen. Dazu kamen jährlich 10 Klafter Auholz und eine Wiese, die jährlich 3 Fahrteln tragen würde. Der Pfarrbesitz betrug 38 Joch Acker in 3 Feldern, wobei dem Pfarrer überlassen blieb, die Äcker selbst zu bebauen oder zu verpachten. Wer nach dieser Anhebung der Pfarreinkünfte die nächsten Pfarrer waren, ist uns mit Namen noch nicht bekannt. Doch eines ist sicher: rosig stand es um unsere Pfarre nicht, sonst würde ein nicht namentlich genannter Priester nicht auf die Asperner Pfarre verzichtet haben.

1668 begann mit der Präsentation des Pfarrers Johann Ferdinand Rämpelhuber, Magister der Philosophie, eine neue Ära. Die notdürftig zusammengeflickte Kirche am Aubergel stand bedrohlich nahe an einem Wasserlauf der Donau. Patrozinienforschungen zufolge wurden Kirchen an Fluss1äufen mit Vorliebe dem hl. Martin geweiht.

1670 verursachte plötzliches Tauwetter nach lang anhaltendem Frost verheerende Überschwemmungen. Alle Donaubrücken wurden weggerissen, unsere Kirche zerstört und der Turm weggespült. Eine Landkarte des oberösterreichischen Pfarrers Georg Mathias Vischer zeigt alle Nachbardörfer mit Kirchtürmen, nur Aspern hatte keinen mehr. Pfarrer Rämpelhuber überzeugte die Gemeinde (unter Führung des Ortsrichters Georg Pannzer), eine neue Kirche an einem geschützteren Ort zu bauen. Aspern war ein geschlossenes Angerdorf und entsprechend den unsicheren Zeiten als Wehranger ausgebaut, das heißt es gab nur zwei Ortseingänge, die bei Gefahr durch Falltore geschlossen wurden. An der Westseite außerhalb des befestigten Dorfes stand auf einem Hügel (ca. 4 m höher als das Aubergel und nicht so nahe an einem Wasserarm) ein romanischer Wehrturm, der Eigentum der Gemeinde Aspern war. An diesen Wehrturm baute man ein Kirchenschiff an, jedoch ohne Chor, Sakristei und Pfarrhof.

1671, am 31. Juli, bat man mit folgendem Schreiben das bischöfliche Consistorium um Einweihung der neuen Kirche:

Es hat uns leider die grosse Wassergüß unser zu Groß Aspern an der Thonau armes Kirchel ganz hinweggerissen, daß wir gezwungen wurden eine neue auf 'grüne waßen' wieder von unseren kleinen Mitteln zu erbauen, welche nun der heiligen Weihe höchst bedürftig ist. Wenn wir solch heiliges Werk an unserer lieben Frau Himmelfahrtstag den 15. eingehenden Monats August gerne angestellt und verrichtet ein sichtbares Verlangen tragen, so bitten wir Eure Gnaden ganz gehorsamst, Sie geruhen zu wollen uns deswegen einen Bescheid zu erteilen, damit wir uns dahin gefaßt halten und was unsererseits dabei zu tun wäre.

Der Pfarrer von Pottenstein, Dr. Josef Keller, wurde angewiesen, die neue Kirche in Augenschein zu nehmen und zu berichten. Der von Aspern gewünschte Einweihungstermin ging vorbei. Erst am 27. November 1671 wurde das neue Gotteshaus (ebenso wie die alte Kirche) dem hl. Martin geweiht.

1678 wurde der Taufstein angeschafft, der noch heute benutzt wird.

1680 kam Johannes Stainer als Pfarrer nach Aspern. Da es keinen Pfarrhof gab, musste er in einem Haus der Gemain gehörig wohnen.

1683 verteidigte Pfarrer Stainer beim 2. Türkeneinfall das Kircheninventar (den wenigen Kirchenschatz) unter größter Lebensgefahr. Er beklagte sich, dass die Pfarrhofäcker an die Gemeinde fielen (24.1.1691 an das Passauer bischöfliche Konsistorium). Weiters wünschte er, dass die Asperner den Pfarrhof erbauten und die Pfarre in solchen Stande setzten, dass er sich persönlich erhalten könnte. Das Konsistorium beauftragte den Dechant von Probstdorf, Friedrich Kapeller, die Zustände zu untersuchen. In seinem Bericht vom 27.6.1691 hielt er der Gemeinde Aspern vor, es sei unmöglich, dass der Pfarrer keine eigene Behausung habe, sondern in einem ruinierten Gemainhaus nicht ohne Gefahr leben müsse. Er verlange eine genügsame Wohnung, und ein eigenes Pfarrhaus möge gebaut werden und auch die 38 Joch Pfarräcker sollen zurückgegeben werden. Anfangs blieb die Gemeinde stur, anerkannte aber dann das Recht des Pfarrers und gab 1694 den Grund zurück.

1701 wurde der Pfarrhof in seiner heutigen Form erbaut. Wegen seiner Verdienste und Tapferkeit während des Türkenkrieges wird Johannes Stainer auch „Türkenpfarrer" genannt. Seine Grabtafel befindet sich links neben dem Hochaltar.

1727 - Eine kleine Begebenheit zum Schmunzeln: Hans Georg Ostermann und Hans Georg Bayer, beide Schuster von Aspern, beklagen sich beim Vicedom'schen Amt, dass Christoph Perchtaler, Schuster in Stadlau, trotz Abmahnens, selber, aber auch durch seine Mutter und seinen Bruder in Aspern Schuhe herumtragen und verkaufen lässt.

1753, am 3. Juli, wurde Aspern von den n.ö. Herrenständen an das Stift Melk verkauft, die Verwaltung wurde von Weikendorf ausgeübt.

1754 übernahm das Stift Melk auch die Patronatsrechte. (Als Erzbischof von Wien erklärt Christoph Kardinal Schönborn das Patronat des Benedeiktinerstiftes Melk an der Pfarrkirche Aspern, mit 1. Juli 2001 für erloschen.)

Über ein Jahrhundert konnte sich Aspern in Frieden ungestört entwickeln. Wohl haben Eisstöße und Hochwasser den Ort mehrmals heimgesucht, Kirche und Pfarrhof blieben dank ihrer erhöhten Lage am Kirchenhügel weitestgehend verschont. Die Bewohner waren relativ wohlhabend durch Landwirtschaft, Fischfang, Holzwirtschaft und nicht zuletzt durch ihre Schiffsmühlen. Das k.u.k. Hofjägermeisteramt führte in Aspern die Aufsicht über die Hofjagd. Die Fischerei wurde von sechs Ortsbewohnern hauptberuflich betrieben. Auch die Zech- und Bruderschaft der Schiff- u. Donaumüller war hier. Ihre Zeche umfasste 39 Schiffsmühlen (von Korneuburg bis zur Marchmündung). Am Mühlwasser hatten sie ihre Haftplätze. „Groß Aspern", wie es auch genannt wurde, war eine der größten und reichsten Gemeinden des Marchfeldes, mit 106 fest gebauten Häusern und ca. 700 Einwohnern. Diese ländliche Idylle fand ein jähes Ende.

1809, man schrieb den 21. Mai. Die Truppen Napoleons überquerten die Donau und rückten von der Lobau aus Richtung Marchfeld vor. Erzherzog Karl stellte sich mit seinen Soldaten dagegen. Während der Schlacht lag das Dorf Aspern im Zentrum der Kampfhandlungen. Es wurde 6 mal von den Franzosen erstürmt und immer wieder von den Österreichern zurückerobert.

Die Kirche auf dem Hügel und speziell der Turm waren strategisch sehr wichtig und die hohe Mauer um den Friedhof ideal zum Verschanzen. Deshalb ließ FML Hiller die Mauer umlegen und Kirche und Pfarrhof in Brand stecken. Als sich am Abend des 22. Mai die kämpfenden Heere trennten und sich Napoleon in die Lobau zurückzog, blieb vom blühenden Dorf Groß Aspern nur ein Trümmerhaufen. 

(Dokumente, Bilder, Waffen, Fundgegenstände und Schlachtdarstellungen sind im Museum Aspern-Eßling 1809 zu besichtigen) Ein Großteil der Häuser war bis auf die Grundmauern abgebrannt, der Rest durch Beschuss von Artillerie und Handfeuerwaffen schwer beschädigt. Nur das Beinhäusl neben der Kirche und das Feuer-Requisiten-Haus überstanden die Sch1acht fast unbeschädigt. In der zerstörten Kirche blieben nur der Taufbrunnen von 1678 und die Grabtafel des „Türkenpfarrers" STAINER heil. Das Marienbild vom Hochaltar wurde von einem Hauptmann des Regimentes Kerpen im letzten Augenblick aus der brennenden Kirche gerettet und von zwei Soldaten in Sicherheit gebracht. 300 Asperner haben während bzw. infolge der Schlacht ihr Leben verloren, so auch Pfarrer Johannes Kramer. Er starb am 26. Oktober in Wien Leopoldstadt. Der Pfarrer von Groß Enzersdorf, Pius Högler, übernahm für Aspern die Seelsorge, die hl. Messe wurde im Beinhäusl gelesen.

1810, am 15. Februar, begann man mit dem Wiederaufbau von Kirche und Pfarrhof. Am 7. Februar war Pfarrer Maximilian Hybl, vom Patronat Melk vorgestellt worden, seinen Dienst trat er am 24. Juni an. Die Feuerrequisitenhütte diente nun als „Notkirche". Ein primitiver Altar, zwei Leuchter, ein Kruzifix und das durch einen Säbelhieb beschädigte Marienbild bildeten das Inventar. Eine Schachtel, mit einem Schlösserl versehen, diente als Tabernakel. Zu Peter und Paul, am 29. Juni, las Hybl die erste hl. Messe. Sonntag darauf hielt er die erste Fronleichnams-Prozession ab. Langsam ging es wieder „bergauf". Öffentliche und kirchliche Stellen, die Patronatsherrschaft, viele Privatpersonen und die Asperner selbst griffen tief in ihre Taschen. Von Messkleidern bis zu Ministrantenröcklein, von der Monstranz bis zum Sakristeiglöckerl, vom Steinfußboden über die Kirchenbänke bis zur Orgel, mit einem Wort: alles, was man in einem Gotteshaus braucht, wurde gespendet.

1813 war ein musikalisch bedeutsames Jahr, denn die Musik zum Pontifikalamt aus Anlass des Jahrestages der Schlacht (Zelebrant war der Generalabt der Mechitaristen, Erzbischof Babick) leitete kein Geringerer als Hofkapellmeister Antonio Salieri, und am Fest des hl. Martin erklang zum ersten Mal die neuerbaute Orgel. Diese hl. Messe las Anton Neuberger, Abt von Melk, gepredigt hat Pius Högler, Pfarrer von Groß Enzersdorf.
1814 wäre Aspern beinahe auf „Karls Sieg" umbenannt worden.


Aspern 1826

1833 hatte Aspern bereits 106 Häuser, Briefsammlung (Poststation war Wien), 138 Familien, (299 männliche, 312 weibliche Einwohner). Eine Schule mit 81 Schulkindern, 113 Pferde, 199 Kühe, 107 Schafe, 207 Schweine, einen gemauerten Gemeindeturm mit Feuerglocke, ein Gasthaus und einen Ziegelofen. 

1858 vollendete Anton Fernkorn den Asperner Löwen.


Einweihung des Löwendenkmals

1860 unterrichtete Lorenz Leitl an der hiesigen Pfarrschule. Schulpflichtig waren 46 Knaben und 49 Mädchen. Im Schulhaus standen dem Lehrer zur Verfügung: 1 Lehrerzimmer, 1 Kabinett und 1 Gehilfenzimmer. Der Unterricht war ganzjährig: täglich 6 Stunden, für den Religionsunterricht war Pfarrer Josef Schinhan zuständig, der Lehrer bekam für das Seelenläuten 2 Gulden 58 Kreuzer.

1862 entstand unser Hochaltarbild „hl. Martin" von Ludwig Mayer.

1866 blieb Aspern das Schicksal von 1809 erspart. Durch einen Waffenstillstand wurde der preußische Vormarsch gestoppt. Die schon ausgehobenen Schanzen kamen nicht zum Einsatz.

1886 fuhr die erste Dampf-Tramway durch Aspern.

1904 wurde Aspern in die Stadtgemeinde Wien eingeg1iedert a1s Tei1 des 21. Bezirks, Floridsdorf. Der letzte Bürgermeister von Aspern war Hans Oberleuthner. Unser Kirchturm ging natürlich auch in den Besitz der Gemeinde Wien über.

1909 besuchte Kaiser Franz Josef I. die Feierlichkeiten anlässlich der 100-Jahr-Feier des Sieges über Napoleon.

1912. Eröffnung des Flugfeldes. Aspem begann sich zu verändern. Zum etablierten Bauernstand gesellten sich auch Gärtnereien. Piloten, Personal des Flugfeldes und Arbeiter siedelten sich an.

1919. Nach dem 1. Weltkrieg durfte man ein Stück Grund in der Lobau nutzen und bebauen – die „Kolonie Lobau" entstand. Einzelhäuser und Siedlungen, z.B. die Stadtrandsiedlung, wuchsen in der Zwischenkriegszeit wie „Schwammerl" auf den ehemaligen Bauerngründen. Einen Stillstand gab es nur nach 1945 – kaum jemand wollte sich in der „Russenzone" ansiedeln. Doch nach Abzug der Besatzungsmacht begann Aspern wieder zu wachsen.

1948 Da die Wegstrecken von den Siedlungsgebieten zur Kirche recht weit waren, kam unter Pfarrer Franz Frana eine „Fahrende Kirche" zum Einsatz. Zuerst wurde auf einem LKW mit Altartisch, später mit Hilfe eines speziell gebauten Autos die hl. Messe gefeiert. Ein Dach über dem Kopf bekam die Gottesdienstgemeinde am Biberhaufenweg erst, als Frau Gradinger ihr Häuschen für eine Notkirche zur Verfügung stellte.

1973 Als dieser Behelf zu klein und auch baufällig wurde, entstand unter Pfarrer Otto Klohna die Filialkirche St. Josef am Ulanenweg.

1982 wurde der 1956 gebaute baufällige Pfarrsaal durch einen Neubau mit Gruppenräumen und einem neuen Saal ersetzt.

1985 wurden die zwei Glocken, die den zweiten Weltkrieg „überlebt" haben wieder auf vier Glocken ergänzt und ergeben zusammen ein sogenanntes „Salve-Regina-Geläute".

1996 Der Bau großer Siedlungsanlagen (Langobardenviertel) schuf Bedarf an einem weiteren Gottesdienstraum. So wurde die Seelsorgestation St. Katharina gebaut und am 19. Oktober 1996 von Weihbischof DDr. Helmut Krätzl gesegnet. Sie ist trotz aller Selbständigkeit Teil der Pfarre Aspern.

Der Kindergarten expandierte von einer auf derzeit 6 Gruppen und 3 Hortgruppen. In der Folge wurde das Dachgeschoss des Pfarrzentrums „wohnlich" ausgebaut. Alles wurde erweitert und vergrössert, nur das Gotteshaus selbst blieb, wie es vor hunderten Jahren war – eine Dorfkirche – zu manchen Anlässen viel zu klein. Da die Bevölkerungsdichte weiter zunehmen wird, war es nötig, neuen Raum zu schaffen. Da ein Kirchenneubau nicht in Frage kam, schlug Pfarrer Mag. Georg Stockert eine Erweiterung des alten Kirchenschiffes vor. Er hat mit guten Argumenten, viel Elan, Gefühl und Beharrlichkeit die großteils skeptischen Asperner von dieser Notwendigkeit überzeugt.

1999 war es dann soweit. Heute sieht man: das Nebeneinander von Alt- und Neubau ist ein gelungenes Miteinander. Es liegt nun an uns, das erweiterte Gotteshaus anzunehmen und mit religiösem Leben zu füllen.

2001 Als Erzbischof von Wien erklärt Christoph Kardinal Schönborn das Patronat des Benedeiktinerstiftes Melk an der Pfarrkirche Aspern, mit 1. Juli 2001 für erloschen.

von Johannes Holba
nach Recherchen und Manuskript von
Alfred Rother und Johanna Höppel

Johannes Holba