An den alten Schanzen

An den alten SchanzenKaum waren die Schäden und Zerstörungen der Schlacht von 1809 beseitigt, drohte dem Dorf Aspern erneut die Gefahr, wieder im Mittelpunkt einer kriegerischen Auseinandersetzung zu stehen. Am 3. Juli 1866 wurde die österreichische Nord-Armee unter Ludwig August Ritter von Benedek vom Preußenheer unter Generalfeldmarschall Helmut Carl Bernhard Graf von Moltke vernichtend geschlagen.

Grund für dieses Desaster bei Königgrätz war das neue Zündnadelgewehr der Preußen, mit dem man dreimal schneller schießen konnte als mit den alten Vorderladern der Österreicher. Unaufhaltsam rückten die Preußen gegen Wien. Am 18. Juli standen sie schon bei Gänserndorf und Bockfließ. Mit dem Rest der Nord-Armee und den schnell aus Italien herbeigeholten Süd-Armee-Truppen wollte man sich knapp vor Wien dem Feind entgegenstellen.

In aller Eile wurden Schanzen angelegt. Von Jedlesee bis in die Freudenau bildeten 32 Schanzen eine Verteidigungslinie. Die Schanzen Nr. 24 bis 27 befanden sich nördlich und östlich von Aspern, 28 bis 31 in der Lobau. Die Schanzen 24 und 25 wurden am Mittelfeld der Pfarräcker angelegt.

Für diese verlorenen 1400 Quadratklafter bekam die Pfarre 1200 Gulden ÖW. Am 18., 19. und 20. Juli rollten großkalibrige Kanonen durch Aspern und wurden auf den Schanzen in Stellung gebracht. Die Gemeinde Au wurde bis auf 250 Joch abgeholzt, um eine freie Schusslinie zu haben. Als Entschädigung bekam die Gemeinde 100.000 Gulden. Am 20. Juli kamen zur Verstärkung der Schanzenbesatzung zwei sächsische Regimenter ganz erschöpft an. Ängstlich erkundigten sie sich bei Pfarrer Süss, ob die Schanzen auch gut ausgebaut und armiert seien und sie bedauerten „auf Österreich gehalten zu haben.“ Bismarck wollte jedoch keinen Vernichtungskrieg mit Österreich und so wurde am 23. August in Prag der Friedensvertrag unterzeichnet.

In der Chronik vermerkt Pfarrer Süss, dass neben dem Pfarrhof eine ganze Brigade ihr Lager hatte und der Gestank und die Ausdünstung kaum auszuhalten waren. Im September gab es vier Cholerafälle, jedoch die befürchtete Epidemie blieb aus. Erst im Oktober wurde Aspern vom Militär geräumt. Die Bezeichnung „An den Alten Schanzen“ soll an das „Gott sei Dank“ nie benutzte Verteidigungswerk von 1866 erinnern.

Johannes Holba