Lobau

(im Althochdeutschen Lo=Wald, daher "waldige Au").

1021 - Kaiser Heinrich II. der Heilige schenkte das Gebiet nördlich der Donau bis Raasdorf dem bayrischen Kloster Weihenstephan. Dieses trat das Gebiet 1030 an das Bistum Freising ab.

1485 bat Kaiser Maximilian, der letzte Ritter, die Bischöfe von Freising um die Jagderlaubnis in diesen Donauauen. Sie wurde ihm gewährt.

1745 stiftete Kaiserin Maria Theresia das Gut Kaiser Ebersdorf (und somit die Lobau) der Stadt Wien zur Errichtung eines Bürgerspitalsfonds für die Armen Wiens. Die Jagd im Augebiet blieb jedoch dem Kaiserhaus vorbehalten. Zum Jagdvergnügen des Kaiserhauses wurde zusätzlich zum normalen Wildbestand noch Hochwild gezüchtet und zu diesem Zweck die Lobau mit einem 3 m hohen Gitter umzäunt.

1905 wurde die Lobau zum Schutzgebiet erklärt. Mit dem Ende der Monarchie fiel die Obere Lobau bis zum Königsgraben der Gemeinde Wien zu.

1926 öffnete die Gemeinde Wien dieses fast unberührte, durch Jahrhunderte dem „gemeinen Volk" nicht zugängliche Augebiet. Jetzt konnte man von Ostersonntag bis Allerheiligen täglich von 7 Uhr früh bis Sonnenuntergang mit einer Eintrittskarte durch das Schrödertor oder Kom- massierungstor die Au betreten.

1938 wurde die Au frei zugänglich, und in den folgenden Jahren wurden ihr schwere Wunden zugefügt. So wurde im „1000jährigen Reich" der Ölhafen angelegt, eine Pipeline und eine Ölraffinerie gebaut. Ein Großteil der Anlagen wurde – nicht der Natur zuliebe, sondern der Tarnung wegen – meterhoch mit Erde bedeckt und begrünt.

Für den Bau des Verbindungskanals von der Donau zur Oder (Donau-Oder-Kanal) wurden, wie einst bei der Donauregulierung, wieder viele Fremdarbeiter eingesetzt – nur kamen sie diesmal nicht freiwillig. Diesen Arbeitskräften stand auch eine Baracke mit dem Namen „Clarissa” zur Verfügung: Frauen, von irgendwoher aus Europa zusammengetrieben, waren hier (Liebes-)„dienstverpflichtet”.

Im Zweiten Weltkrieg schlugen Fliegerbomben in der Lobau ein, und wenn manchmal ein tiefvergrabener Öltank einen Treffer abbekam, verfinsterten riesige schwarze Rauchwolken den Himmel. Nach Kriegsende regenerierte sich das Augebiet nur langsam.

1978 Seit 1. Oktober dieses Jahres ist die Lobau per Verordnung der Wiener Landesregierung „Naturschutzgebiet", ein Jahr vorher wurde sie von der UNESCO zur „Biosphären Reserve" erklärt.

Das Augebiet droht, verursacht durch den sinkenden Grundwasserspiegel, zu versteppen. Beschleunigt wird diese Gefahr durch das Abpumpen von Grundwasser für die Wasserversorgung Wiens. Abhilfe verspricht man sich durch den Bau des Donaukraftwerkes Freudenau.

Heute ist die Lobau Teil des Nationalpark Donau-March-Thaya-Auen.