Siegesplatz 7

Siegesplatz 7Erbaut 1904, für die damalige Zeit ein großartiges Gebäude, das die Gemeinde Aspern errichten ließ: Gastraum, Kaffeehaus mit zwei Billard, Extrazimmer, Clubzimmer und große Küche. Im Stock gab es die Wohnung für den Pächter und fünf Fremdenzimmer. Im schönen Saal mit einem großen Vorsaal, einer Galerie und diversen Nebenräumen war Platz für 400 Personen.

Die Zwischenkriegszeit war die Glanzzeit des Gemeindegasthauses. Die Zimmer wurden meist von internationalen Gästen (Piloten, Flugpersonal und Fluggäste des Asperner Flughafens) belegt, und der Saal war mit Veranstaltungen immer ausgebucht. Es gab Theateraufführungen der Asperner Laiengruppe, Liedertafeln mit dem Männergesangsverein, Bälle, Weinlesefeste und Kirtage, die Musikriege, den Turnverein usw. - kurz - Siegesplatz 7 war der kulturelle Mittelpunkt in Aspern.

Siegesplatz 7 um 1930Ab dem Jahr 1939 ging es "begab", der Restaurantbetrieb war wegen der Lebensmittelkarten sehr eingeschränkt. Die Veranstaltungen wurden immer spärlicher und in den Fremdenzimmern waren meist Frauen und Kinder von Fliegersoldaten untergebracht. Zu Kriegsende dienten die Räume als Zwischenlager von Lebensmitteln der Deutschen Wehrmacht. Außer einem Brandbombentreffer, der jedoch kaum schaden anrichtete, blieb das Gebäude heil. Mitte April 1945 waren die "neuen Gäste" da. Sie transportierten sämtliches Inventar ab und lagerten ihre "requirierten" Möbel ein (darunter 11 Klaviere). Ab 1946 durften wieder Bälle abgehalten werden, doch bald danach kam das Aus. Die Russen besetzten auch den Saal und nutzten ihn als Kino, Sporthalle, Boxring und Tanzlokal für die Soldaten, und in den Zimmern waren die "Flintenweiber" einquartiert.

1949 wurde die Pächterfamilie Weiss delogiert, sie eröffneten in Neu-Aspern ein Café - heute Restaurant Lahodny. Durch die Eingemeindung Asperns in die Gemeinde Wien hatte 1904 auch das Gemeindegasthaus einen neuen Hausherren erhalten. Dieser (Gemeinde Wien) ließ nach Abzug der Russen das Gebäude renovieren und machte daraus das "Volkshaus". Die alte prächtige Fassade (mit den Wappen von Wien und Aspern) wurde durch eine "moderne, dem neuen Zeitgeist entsprechende" ersetzt. Lange Zeit war in den vorderen Räumen der KONSUM untergebracht. Nach dem Neubau gegenüber zog die Städtische Bücherei ein.

Ein Dank an Auguste Lahodny für Bild und Informationen

Johannes Holba