Der Tabernakel

Das Wort wird vom lateinischen Tabernaculum (was soviel wie Hütte oder Zelt bedeutet) abgeleitet. Der Tabernakel ist der Aufbewahrungsort der in der heiligen Messe gewandelten Hostien, die nach katholischem Glauben der Leib Christi sind. Eine Hütte oder ein Zelt war in früheren Zeiten Wohnraum für die Menschen und so ist der Tabernakel, in dem der Leib Christi – die Eucharistie – aufbewahrt wird, das Zelt Gottes bei den Menschen – tabernaculum Dei cum hominibus.

Im Bezirksmuseum am Kagraner Platz steht ein alter hölzerner Tabernakel, er kann folgende Geschichte erzählen: Ein Jahr nach der Schlacht am 27. Juni 1810 trat Pfarrer Maximilian Hybl in Aspern seinen Dienst an. Viele Häuser hatten noch Kriegsschäden und auch die Kirche stand noch ausgebrannt ohne Dach und Fenster da. Also wurden die ersten hl. Messen in der kleinen Feuerrequisitenhütte gefeiert. Als Altar diente ein einfacher Holztisch, darauf zwei Lichter, ein Kruzifix und das durch die Kriegswirren verwüstete Marienbild.

Der Tabernakel war eine mit einem Schloss zu versperrende kleine Holzschachtel. Bei der Messfeier standen die Gläubigen vor der Hütte und schützten sich mit einem Dach aus belaubten Ästen vor der Sonne. Nach drei Monaten hatte die Kirche bereits ein neues Dach, doch innen fehlte noch alles. In dieser Notsituation spendete der hochwürdige Dechant und Pfarrer von Probstdorf Josef Winkler den eingangs erwähnten Tabernakel. Dieses Provisorium dauerte drei Jahre, danach wurde er in die Freydhofskapelle (heutiges Museum) übertragen.

Nach Auflassung des Freydhofes hat man ihn so gut deponiert, dass er in Vergessenheit geriet. Nach seiner „Wiederentdeckung“ bekam er einen Ehrenplatz in der „Aspern-Nische“ des Bezirksmuseums.

Der bei der Kircheninstandsetzung nach der Schlacht installierte Tabernakel wurde im Laufe der Zeit mehrmals modifiziert, z.B. mit Vorhängen umhüllt, mit einem Aussetzungsthron versehen usw.

Anfang der 1960er Jahre wurde passend zum neuen Altartisch ein aus Marmor und Bronzeguss gefertigter Tabernakel angeschafft.

Johannes Holba