Die Feitsingergasse

Die von der Oberdorfstraße abzweigende kurze Sackgasse (Blickrichtung zur Kirche) wurde nach Leopold Feitsinger (1763-1849) benannt. Er war Lehenbesitzer, Zechmeister der Schiffmüller und stand auch der Gemeinde Aspern als Ortsrichter vor, wo er mit vier angelobten Geschworenen die freie Herrschaft und Dorfobrigkeit vertrat.

In dieses Amt wurde er vom Stift Melk eingesetzt. Die Rechte des Landesgerichtes wurden vom Wiener Stadtmagistrat ausgeübt.

In Aspern gibt es viele Gassennamen, die sich auf das Schicksalsjahr 1809 beziehen. Großteils sind es Namen von Militärpersonen, die sich in der Schlacht am 21. und 22. Mai verdient gemacht haben.

Eine Ausnahme ist die Feitsingergasse, denn Leopold Feitsinger war kein „Kämpfer“, sondern Zivilist, der damals durch sein kluges und mutiges Agieren Aspern und seiner Bevölkerung sehr gedient hat.

Als man sicher war, Napoleon wird bei Kaiser Ebersdorf die Donau queren, um über die Insel Lobau ins Marchfeld zu gelangen, befahl man Feitsinger die Evakuierung der Asperner Bevölkerung. Da einige partout nicht weg wollten, entschloss er sich auch zu bleiben. Eine französische Patrouille verhaftete Feitsinger und brachte ihn zu Napoleon, der ihn über die Standorte der Österreicher befragte, danach ließ man ihn wieder frei.

Kaum hatten sich die Franzosen nach der verlorenen Schlacht in die Lobau zurückgezogen, begann man unter Aufsicht von Ortsrichter Feitsinger in Aspern aufzuräumen. Er motivierte auch die Geflüchteten zum Heimkehren, sehr zum Missfallen der Militärs, denn man erwartete eine Folgeschlacht. Feitsinger musste ins Hauptquartier der Österreicher (damals Breitenlee) zum Rapport.

Feitsinger konnte alle Vorwürfe entkräftigen und die „hohen Herren“ von seinem Tun und Planen für den Wiederaufbau derart überzeugen, dass man ihn für eine Auszeichnung vormerkte. Diese erhielt er auch in Form einer goldenen Ehrenmedaille aus der Hand des Kaisers.

Feitsinger war schon an die 80 Jahre alt, als der Maler Hugo v. Charlemont von ihm ein Aquarell anfertigte. Da das Original 1945 in den Kriegswirren verloren ging, gibt es nur aus der Sammlung A. Rother diese s/w Fotokopie.

Johannes Holba