Die Dorfschmiede

Es gab sie in früheren Zeiten in jeder größeren Ortschaft, sie gehörte quasi zum Ortsbild wie die Kirche und der Kirchenwirt. Aspern hatte sogar zwei solcher  Schmiedwerkstätten. Eine, die ältere, war mitten im Ort, heute das Haus Großenzersdorferstraße 2, Ecke Gemeindegasse. Nach Schließung der „Alten Schmiede“ stand das Gebäude leer, so wie das Haus gegenüber. In diesem befanden sich einst die Räumlichkeiten des Gemeindedieners und ein Depot für die seit der Donauregulierung nicht mehr benötigten Hochwasserzillen. Beide Gebäude waren „Abbruchkandidaten“ (Foto 1960), doch die „Alte Schmiede“ überlebte und beherbergt heute das Optikerfachgeschäft Blattner. Das kleine Türmchen an der Hauskante, an dem einst als Aushängeschild ein Hufeisen montiert war, erinnert heute noch an die „Alte Schmiede“.

Als Anfang des 20. Jh. Aspern durch Zuzug und Ansiedelungen expandierte, bildete sich der Ortsteil Neu-Aspern und an der Aspernstraße Nr. 125 etablierte sich der „Huf- und Wagenschmied“ Johann Linsbauer. An diesem Gebäude (heute ein Wohnhaus) ist straßenseitig noch das Tor zur ehemaligen Schmiedwerkstatt zu sehen. Bei Schönwetter erledigte Herr Linsbauer damals das Beschlagen der Pferde gerne am Platzl vor dem Werkstatttor. Schmied und Ross ließen sich dabei auch nicht von der knapp vorbeifahrenden Straßenbahn stören. Nur der „arme 317er“ musste manchmal durch die graublaue Rauchwolke, die beim Einbrennen des Hufeisens entstanden war, „durchtauchen“. Der Gestank nach verbranntem Horn war dann in der „Bim“ noch nach einigen Haltestellen zu spüren.

Pferde waren schon immer unverzichtbare Helfer der Menschen, sei es in der Landwirtschaft im Verkehr- und Transportwesen, zum Freizeitvergnügen und leider auch zum Kriegführen. Durch die rasante Entwicklung der Technik, speziell im Verkehrswesen, verringerte sich der Pferdebestand auf ein Minimum.

Durch diese Zensur verloren die Hufschmiede nach und nach fast alle Ihre Klienten. Das helle Klingen beim Schmieden am Amboss war immer seltener zu hören – bis es eines Tages ganz verstummte. Ab dann war die Dorfschmiede Geschichte.

Johannes Holba