Der Taufstein

Durch den Empfang des Sakramentes der Taufe wird man in die Gemeinde Christi aufgenommen. In den ersten Jahrhunderten der Kirche war es üblich, die Täuflinge (meist erwachsene Personen) durch Untertauchen in „lebendiges“ Wasser, (ab dem 4. Jh. dann durch Übergießen) zu taufen. Dazu hatte man in frühchristlicher Zeit in den Boden eingelassene Becken – Pascinas (lat. Wasserbehälter). Diese Taufbecken befanden sich in einem eigenen Raum, dem Baptisterium, das meist ein runder oder polygonaler Zentralbau neben der Kirche war. Mit der Verbreitung des Christentums wurden immer mehr Kinder getauft und das große Taufbecken entwickelte sich um den heute gebräuchlichen kleinen Taufstein, der laut Kirchenrecht in keiner Pfarrkirche fehlen darf. Asperns Kirche stand ursprünglich am östlichen Ende des Dorfes (heute Lobaugasse 31), am Ufer des Donauarmes „Gemeindegraben“. Nach jedem größeren Hochwasser oder Eisgang musste man die am Gotteshaus entstandenen Schäden mühsam beheben.

Durch langen strengen Frost, gefolgt von plötzlichem Tauwetter, bildete sich 1670 ein „Jahrhundert-Eisstoß“, der die Kirche total zerstörte. An einem etwas höher gelegenen und vom Eisgang sicheren Platz (dem heutigen Standort) baute man ein neues Gotteshaus, das am 27. November 1671 dem heiligen Martin geweiht wurde.

Der 1678 angeschaffte Taufstein ist heute noch in Verwendung. Sein Steckbrief: Sandstein, frühbarocke Steinmetzarbeit, 90 cm hoch, 85 cm im Durchmesser, mit gegossenem und gehämmerten Kupferdeckel.

Er überstand als einziges Inventarstück den Brand der Kirche anno 1809 und kann auch sonst einiges über sein bewegtes Leben erzählen. 1937 wurde die St. Anna bzw. Taufkapelle mit zwei großen Beichtstühlen ausgestattet und wurde somit zur einer Beichtkapelle. Den Taufstein hat man aus Platzmangel stillgelegt und „eingemottet“. 1973 ließ Pfarrer Otto Klohna die beiden Beichtstühle entfernen und den Raum für kleinere Gottesdienste zu einer „Wochentagskapelle“ (inklusive dem guten, alten Taufstein) umrüsten. 1993 holte ihn Pfarrer Georg Stockert aus der Kapelle und platzierte ihn in den Altarraum, links neben dem Hochaltar. 1999 im Zuge der Kirchenerweiterung wurde er gründlich restauriert und bekam seinen jetzigen Platz im Zentrum des Presbyteriums.

 

Johannes Holba