Priesternotruf

Es war am Muttertag 2003: eine Asperner Familie sitzt nachmittags zum Feiern beisammen. Die erwachsenen Kinder sind gekommen, ihre alte Mutter zu besuchen. Fröhliche Stimmung herrscht bei Kuchen und Kaffee; plötzlich fällt die 79-jährige Frau nach vorne tot zusammen. Es war ein "Sekundentod", wie die herbeigerufene Rettung und Notarzt nur mehr feststellen können. Die Familie ist fassungslos. Jemand kommt auf die Idee, in der Pfarre anzurufen. Schließlich war die Mutter eine gläubige Frau, es wäre doch schön, wenn ein Priester die Sterbegebete über die Mutter sprechen und der Familie im plötzlichen Schmerz ein wenig beistehen könnte.

Aber am Telefon meldet sich nur die Stimme des Anrufbeantworters. Ich selber habe für den Abend Karten erhalten und bin im Theater, unser Kaplan Marcus ist bei seiner Mutter auf Besuch und feiert dann die Abendmesse. Niemand ist also erreichbar, die Familie ist mit Recht enttäuscht ... Als ich am Abend nach dem Theater heimkomme und den Anrufbeantworter abhöre, ist es zu spät. Die Bestattung hat die Verstorbene schon abgeholt; das Wohnhaus ist verlassen, ich komme als Pfarrer leider zu spät ...

Gerne wäre ich als Seelsorger gekommen, wir versuchen in Aspern möglichst viele Stunden erreichbar zu sein, aber "rund um die Uhr" schaffen wir es nicht. Und jeder wird einem Pfarrer oder Kaplan auch Freizeit oder einen Theaterbesuch vergönnen.

Dass Menschen vor allem an Sonntagen oder außerhalb der Pfarr-Bürozeiten in seelsorglichen Notfällen keinen Priester erreichen können, veranlasste unseren Erzbischof, mit dem 1. Jänner 2004 einen Priesternotruf in ganz Wien einzurichten.

Priesternotruf 142Wenn Sie wegen eines Notfalls einen Priester erreichen wollen, rufen Sie die Pfarre Aspern an (282 23 06/11). Ist die Pfarrkanzlei nicht besetzt, dann verweist die Stimme des Anrufbeantworters auf die Telefonseelsorge. Man ruft die bekannte Nummer 142 an, sollte dort längere Zeit besetzt sein, wendet man sich an die Nummer 51552-0. Der Berater bzw. die Beraterin bei der Telefonseelsorge klärt dann ab, ob sich der Notfall auch anders lösen lässt z.B. durch Gespräch am Telefon.

TelefonseelsorgeWenn jemand aber dringend um den Besuch eines Priesters bittet, wenn ein Kranker plötzlich im Sterben liegt oder jemand gestorben ist, dann wird der diensthabende Priester "alarmiert" und fährt zu der Familie, die angerufen hat. Vergebliche Anrufe in einer großen Notsituation wie am Muttertag 2003 sollten der Vergangenheit angehören. Sollten Sie einmal priesterliche Hilfe benötigen, rufen Sie 142 an. Denn als Kirche wollen wir seelsorgliche Hilfe geben, wenn Sie benötigt wird - auch rund um die Uhr.