Predigt

Sonntag, 17. Oktober 2004 – 09:30

Liebe Schwestern und Brüder.
Manchmal kommt mein Glaube ganz schön ins Wanken:

Ein kleines Kind in unsere Pfarre ist gestorben,
eine junge Frau kämpft seit Jahren einen vergeblichen Kampf gegen den Krebs.
Seit 10 Jahren kümmert sich unsere Pfarre um Straßenkinder in Kiew in der Ukraine. Trotz vieler Bemühungen werden Kinder rückfällig. Hat es einen Sinn zu spenden und zu helfen?

Solche Lebenssituationen erscheinen wie der aussichtslose Kampf,
den Israel gegen die übermächtigen Amalekiter auf dem Weg durch die Wüste bestehen muss.
Ihr ohnmächtiges Rufen und Schreien scheint im Winde zu verwehen, so wie die Klagen und Bitten der wehrlosen Witwe, von der Jesus im Gleichnis erzählt hat.
Ist Gott in unserer Mitte oder nicht? Ist er noch bei uns oder hat er uns verlassen? So fragen verzweifelt nicht nur die Israeliten damals – sondern viele heute.

Und weil wir uns so ohnmächtig erleben, meinen wir:
Es hat doch keinen Sinn zu beten, wenn Gott uns nicht erhört?

Als Pfarrer erlebe ich aber auch das andere: Ich finde es sehr tröstlich und ermutigend, wenn Beterinnen und Beter sich auch heute zum Gebet zurückziehen. Abseits vom Kampfgetümmel des Alltags wenden sie sich Gott zu.
Vielleicht wie der altgewordene Mose versuchen auch Sie es,
die Sie heute mit uns via Fernsehen verbunden sind.
Viele unter ihnen sind treue, stille Beter. Manche von Ihnen sind auch alt und krank geworden, aber das können Sie, ihre Hände zum Gebet erheben.:
Sie halten mit Ihren Händen alle Menschen vor Gott hin, die seine Zuwendung brauchen: die Straßenkinder und die Jugendlichen, die Enttäuschten und Entmutigten.

Aber Beten dauert und kann anstrengend sein.
Mose, der seine Hände zu Gott erhebt, braucht Hilfe.
Er braucht die Unterstützung durch die beiden Mitarbeiter, die seine Hände.

Natürlich kann jeder allein beten, im stillen Kämmerlein zu Hause
oder allein in einer Kirche.

Aber es ist doch ermutigend und tröstend, wenn Menschen zum Gebet zusammenkommen. Bei der großen Wallfahrt der Völker im Mai in Mariazell haben es viele tausende Beter erfahren, als Kroaten und Polen Tschechen, Slowaken, Österreicher und viele andere miteinander gebetet und Gott gelobt haben..

Wir stützen dabei einander. Die Fröhlichen die traurigen, die jungen die altgewordenen.
Sie zu Hause oder im Krankenzimmer erfahren durch die Fernsehübertragung hoffentlich auch eine Stütze in Ihrem Glauben und Ringen.
Und wir hier in Aspern - als Gottesdienstgemeinde - wissen uns wiederum von Ihrem Beten mitgetragen.

Israel fragte damals in einer aussichtslosen Situation: Ist Gott in unserer Mitte oder nicht?
Die Antwort gibt unser Gott selber. Ganz anders und viel schöner zeigt er seine Treue, dass er mit den Menschen mitgeht.

Johann Georg Neumark hat diesen Gedanken in eines der beliebtesten
Kirchenlieder gekleidet, das nun der Chor in der bekannten Fassung von
Johann Sebastian Bach singen wird:

Wer nur den lieben Gott lässt walten (GL 295)

Ort

„Kamera läuft …”

Sonntag, 17. Oktober 2004 bis Sonntag, 12. Mai 2024

09:30-11:00
St. Martin - Pfarrkirche
09:30-10:30
St. Martin - Pfarrkirche
09:30-00:00
St. Martin - Pfarrkirche
09:30-00:00
St. Martin - Pfarrkirche
09:30-00:00
St. Martin - Pfarrkirche
09:30-00:00
St. Martin - Pfarrkirche
09:30-00:00
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