Maria mit dem Jesuskind

Votivgeschenk der Appollonia Hoferin (gestiftet 1746)

Es wurde während der Schlacht 1809 von einem Hauptmann des Regimentes Kerpen aus der brennenden Kirche gerettet und von zwei gemeinen Soldaten in Sicherheit gebracht. Wohin wusste aber niemand.

Durch Nachforschung des hiesigen Wundarztes Gottlieb Thurner, wurde es in Leopoldau beim Schullehrer gefunden. Schwer beschädigt (vermutlich durch einen Säbelhieb), seiner Kronen u. Votivgaben beraubt kam es nach Aspern zurück. Das Bild ließ Herr Georg Gaterer, bürg. Gärtner unter den Weißgärbern in Wien restaurierten und brachte es in einer feierlichen Prozession am letzten Sonntag im September 1810 in die Kirche. Lange Jahre hing es über dem Hochaltar, später dann im Presbyterium an der linken Wand. Unter Pfarrer Otto Klohna kam es als Leihgabe in das Museum "Aspern Essling 1809".

1996 holte es Pfarrer Georg Stockert (im Tausch mit der Gedenktafel des Kriegsveteranen Franz Jacob) wieder in die Kirche zurück. Bei einer gründlichen Restaurierung wurden die alten Übermalungen entfernt und die ursprüngliche Darstellung wieder sichtbar. Seit dem 18. April 1999 (Einweihung der erweiterten Kirche) hat Maria mit dem Jesuskind wieder ihren angestammten Platz am Hochaltar über dem Tabernakel.

Wie das Marienbild von Byzanz nach Aspern kam

"Und das Wort ist Fleisch geworden" (Joh 1,14) - die hochtheologischen Worte eines Evangelisten, die im täglichen Gebet des "Engel des Herrn" auch von den einfachen Betern zitiert werden, haben immer schon die Fantasie der Künstler angeregt und beschäftigt, so auch den berühmten Maler Lukas Cranach (d. Ältere). Er malte Jesus, den Mensch gewordenen Gottessohn in den Armen seiner Mutter Maria. Die Darstellung und der Bildaufbau stammen aus dem byzantinischen Kulturkreis und sind dort unter der Bezeichnung "Theotokos Glykophilousa" zu deutsch "Gottesgebärerin, die Zärtliche" bekannt.

Der Landesfürst von Tirol Erzherzog Leopold V. bewunderte anlässlich seines Besuches beim Kurfürsten von Sachsen dieses Bild in der fürstlichen Galerie zu Dresden und bekam es von seinem Gastgeber prompt als Geschenk. So kam das Bild über Passau (Leopold V. war auch Bischof von Passau) nach Innsbruck in die Hofburg. Bei besonderen Anlässen wurde es in die Pfarrkirche St. Jakob gebracht. Auf Wunsch der Bevölkerung blieb es ab 3. Juli 1650 in der Stadtkirche - heute Domkirche St. Jakob. Von der Ausstrahlung dieses Bildes waren die Menschen derart fasziniert, dass es von vielen Malern unzählige Male kopiert wurde und daher in ganz Europa verbreitet ist. 1660 kam so eine Kopie durch Don Cölestin Joanelli, vom Orden der Barnabiten, nach Wien. Dieses Bild ziert in der Mariahilferkirche im 6. Bezirk in der Barnabitengasse den Hochaltar. 1746 wurde eine Kopie dieses Mariahilfer Bildes für St. Martin - Aspern gestiftet.

Das Original von Lukas Cranach
Unser Asperner Marienbild

Lukas Cranach der Ältere - geboren 1472 in Kronach (Franken) - war Maler, Kupferstecher und Holzschnitzer. Seine Jugendwerke sind im Stil der Donauschule - besinnliche Szenen in romantischer Landschaft, mit starker Farbwirkung. 1503/4 wirkte er in Wien, ab 1505 war er Hofmaler Friedrich des Weisen in Wittenberg. Seine Werke sind Kulturdenkmäler der Reformationszeit, z.B. das Bildnis Luthers und sein Kreis, div. Illustrationen für Bibel und Schriften, sowie Mitgestaltung am Gebetbuch Kaiser Maximilian I. Cranach starb 1563 in Weimar, seine Söhne Hans und Lukas (d. Jüngere) führten seine Werkstatt weiter.

Johannes Holba