Festpredigt von Weihbischof Dr. Helmut Krätzl

Sonntag, 22. Oktober 2006 – 09:00

Festgottesdienst - 10 Jahre St. Katharina/Aspern

22. Oktober 2006

Sonntag der Weltkirche

Hier ist vor 10 Jahren neu gebaut worden. Lange wurde debattiert, ob auf der freien Fläche  die  Filiale eines Supermarktes errichtet werden solle. Schließlich entstand statt des Supermarktes eine Kirche, ein Ort, wo die Menschen Gott nahe sind. Hat man damit den Menschen hier etwas genommen? Man hat ihnen vieles geschenkt. Ein Supermarkt ist notwendig, bietet viele Lebens-Mittel, unverzichtbare, aber auch vieles, was man sich nur in einer gut situierten Gesellschaft leisten kann.  Die Kirche hier bietet mehr: einen Ort, wo man Gott findet auf vielerlei Weise, im Wort, im Gebet, im Sakrament, in der feiernden Gemeinde. Einen Ort wo die vielen Menschen, die hier aus der ganzen Welt kommen, eine ganz eigenartige Einheit bilden. Kirche bietet viel mehr, als der best sortierte Supermarkt bieten kann: etwas für das Leben, das hält, ihm Sinn gibt und Ziel.
Das Leben mit Gott ist mehr! Wo Gott nahe erlebt wird, ändert sich die Welt. Oder, wie wir im Evangelium hörten:  „Bei euch aber soll es nicht so sein“

1. Zu den Kathi-Kids.
Ihr habt gestern in  Klosterneuburg bei der 40 Jahrfeier des Bibelwerkes in wunderbarer Weise die 72 Bücher der Hl. Schrift uns Erwachsenen gezeigt und z.T. sogar durch Zeichen interpretiert. Wisst ihr, dass ihr uns dadurch auf eine ganz persönliche Botschaft Gottes - durch Menschen vermittelt - aufmerksam gemacht habt? Denn Gott spricht durch dies Schriften zu uns, auch heute noch.
Was will er euch sagen? „Du bist ein Kind, das ich gern habe. Ich habe dich gekannt, bevor deine Eltern von dir wussten. Ich habe dir Fähigkeiten mitgegeben, dass du sie für andere entfaltest. Du bist ‚einmalig’“. Wer sich Gott nahe fühlt, dem erscheint auf einmal die Welt schöner:  die Natur, wie schön hat sie Gotte gemacht! Meine Leistungsfähigkeit, auch im Sport, ist ein Wunder seiner Liebe. Wer Gott anerkennt weiß mehr als andere, welches Geschenk die Liebe unter Menschen ist. Als ihr das Hohelied der Liebe hereingetragen habt, habt ihr uns ein Kusshändchen geschickt. Richtig: das Hohelied der Liebe spricht von  so vielen Formen der Zärtlichkeit.
Und zu den Erwachsenen: Wo Gott ist, werden Kinder anders betrachtet. Eine Welt ohne Gott sieht oft im Kind eine Belastung. Wer an Gott glaubt weiß aber, dass Leben weitergeben Teilhabe an seiner Schöpferkraft ist. Das ist wichtig einer Gesellschaft zu sagen, die in Europa aus Egoismus auszusterben droht. 

2. St. Katharina, die Gemeinde der vielen Nationen.
Mehr als in anderen Gemeinden erlebt ihr hier das Zusammenkommen so vieler Nationen. Für Kinder ist das oft interessant, wie ich in Kindergärten und Schulen erlebte. Für Erwachsene wird dies manchmal fast als Bedrohung angesehen. Und Politiker spielen mit dieser Angst.
Wo Gott nahe ist kommt uns zum Bewusstsein, dass wir alle Geschöpfe des einen Vaters sind. Wo immer in der Welt Menschen sind, die an den einen Gott glauben, wissen sie sich im letzten verbunden. Wer an Gott glaubt, kennt keine „Fremden“, sie sind nur „anders“ und das sollen sie auch bleiben. Gott will keine Uniformierten! Die Vielfalt wird durch Gott vereint.  
Gerade heute erlebt ihr, wie bereichernd verschiedene Kulturen sein können. Ihre Musik, ihre Kunst, ihr Tanz, ihre Formen der Zärtlichkeit und der Höflichkeit, die verschiedene Art sich zu kleiden und zu kochen. Freut euch heute an dieser Vielfalt, sie macht das Leben reicher
Wo Menschen aus verschiedenen Nationen zusammenkommen erleben wir auch, wie sie unterschiedlich von Gott reden, ihn verehren, beten und singen. Ich bin neugierig wie es andere mache, will ihnen aber auch zeigen, was mich von Jugend auf besonders freut. Schaut, wir können auch von nichtchristlichen Religionen vieles lernen. Wie etwa Muslime ihren Ramadan halten, wie sie öfter beten als wir, wie sie manchmal sogar in ihrer Tracht ihr Bekenntnis zu Gott zum Ausdruck bringen wollen.

Es gibt heute so viel Feindschaft unter den Menschen Wo Gott im Mittelpunkt steht, dort wird die Welt anders. Denn bei auch soll es nicht so sein!

3. Vor Gott wird die Welt kleiner, die Verantwortung für die anderen bewusster.
Wir feiern heute den Sonntag der Weltkirche. Vieles ist schon darüber gesagt. Eines möchte ich noch unterstreichen. Ihr wollt ein Dorferneuerungsprojekt in Malawi in Afrika unterstützen, das von Sr. Catherine Dwyer, also auch einer Katharina, wie die Heilige dieser Kirche. Damit wird euer Blick in die ganze Welt geöffnet. Bei uns gibt es Arme, anderswo ist Armut noch viel stärker. Bei uns gibt es viele Kranke,  anderswo noch kaum Möglichkeit ärztlicher Hilfe. Wer anderen in der weiten Welt hilft, wird mehr schätzen, was er hier hat. Wer anderen in der weiten Welt hilft, wird vielleicht auch die Not des Allernächsten gleich nebenan besser sehen.
Es gibt viel Humanität in der Welt, aber auch so viel Rücksichtslosigkeit. Wo Gott nahe ist, soll es anders werden. „Bei euch soll es nicht so sein!“ sagt uns heute Jesus.

4. Wer ist bei uns der Größte?
Das fragen schon Kinder beim Spiel. Darum Ringen Menschen in vielen Bereichen des Lebens, in der Konkurrenz der Wirtschaft, in der Politik, wie wir auch gerade heute in und nach der Wahl erleben. Um Macht kann es auch in der Kirche gehen: haben die Geweihten mehr Macht, oder die Laien? Wie ist das Verhältnis von Macht und Verantwortung?
„Bei euch aber soll es nicht so sein. Wer bei euch groß sein will, der soll euer Dieners ein.“
Von diesem Diener horten wir in der ersten Lesung, vom Knecht Gottes, der in Jesus Christus seine volle Interpretation gefunden hat. Vom Priesteramt hören wir, dass es nur einen erhabenen Hohenpriester gibt, an dem alle, Getaufte wie Geweihte Anteil haben, aber immer in derselben Gesinnung, wie Jesus, nämlich im Dienst. Vom Dienst Jesu hören wir, das er geht bis zur Hingabe des Lebens.

Ich wünsche der Gemeinde St. Katharina für die nächsten Jahre, dass ihr bei aller bunten Vielfalt immer mehr eins werde durch Gott. Dass ihr ihn immer mehr als euren gemeinsamen Vater seht und verehrt. Und dass ihr erfahrt, dass ein Leben mit Gott ein viel froheres, erfüllteres ist, aber auch das Leben im Alltag gründlich verändert.

Ort

10 Jahre St. Katharina

Sonntag, 22. Oktober 2006 bis Dienstag, 23. April 2024

09:00-00:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-10:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
00:00-01:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-10:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-10:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-00:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-10:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-00:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-10:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-00:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-00:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-00:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum
09:00-00:00
St. Katharina - Seelsorgezentrum

Terminübersicht