Erinnerung des jüngsten Bruders

Jänner 2022

Wir Brüder von Georg sind sehr angetan über die vielen und rührenden Reaktionen und Nachrufe auf seinen Tod in der Pfarrhomepage, sodass ich als Jüngster auch gerne ein paar Erinnerungen an unseren Bruder teilen möchte.

Georg war der Erstgeborene, ich bin acht Jahre jünger. Als ich 10 Jahre war, verließ Georg bereits das Elternhaus um seinen Präsenzdienst als einjährig Freiwilliger beim Bundesheer in Salzburg zu leisten. Als er 1971 gegen Ostern einmal vom Dienst nach Hause kam, drängte ihn unser Vater endlich kundzutun, was er nach dem Bundesheer zu studieren gedenke: „Theologie, ich möchte ins Priesterseminar eintreten“ war die etwas überraschende Antwort, die nur unserem Vater, wenig später selber zum Diakon geweiht, einleuchtend war. „Was sollte er denn sonst studieren?“ Unser Mutter konnte es nicht wirklich fassen, sie war zunächst sehr unglücklich und brach in Tränen aus: „ob Georg das nur schaffen werde?“ Er hat es geschafft, und wie!

Georg war uns in allen Dingen immer voraus, zuerst in der Schule, dann im Gymnasium, zuerst beim Heer, zuerst Skilehrer. Ebenso ging er uns Brüdern als Ministrant in Sankt Stephan und Jungscharführer am Schotten Gymnasium voran. Die Schule und die Universität ist Georg nicht immer leichtgefallen, öfters war er mit bestimmten Professoren über Kreuz. Als Georg wieder einmal mit einem 5-er aus der Schule nach Hause kam und von der Mutter attackiert warum „die Lehne Zwillinge einen 4er und Georg, nur einen 5er hast“ antwortete Georg: „Vielleicht haben die Lehnes intelligentere Eltern…“ Obwohl Schüler des Schottengymnasiums, wollte Georg nie in das Schottenkloster eintreten, trotzdem er dort sehr viele Priestervorbilder hatte.

Georgs Intention war offensichtlich immer Pfarrer zu werden. Kaplan in St Brigitta, Studienpräfekt in Sachsenbrunn waren nur Zwischenstationen und letztendlich hat Georg bewusst die Pfarre Aspern angestrebt und dort seine Heimat und zweite Familie gefunden. Wenn immer Georg die Eltern und uns Brüder am Wochenende besuchen gekommen war, hat er ausgiebigst von seiner Tätigkeit als Seelsorger gesprochen. Einmal erzählte er, dass Taufen, Erstkommunion, Firmung und Hochzeit alles sehr schöne Feiern seien, aber „Begräbnisse“ seien „Chefsache“ und hat Georg sich diese öfters vorbehalten, weil da „kommt man an die Leut‘ ran“, da kann man helfen“. Das beeindruckte mich. Georg war nach unserer Wahrnehmung auch nicht jener Seelsorger der die große Inszenierung suchte, sondern konzentrierte sein Wirken auf den kleinen Kreis, der persönliche Kontakt als Pfarrer am Rad war im wichtig.

Gerne erinnere ich mich auch an die Reise mit Georg als Geschenk von uns zu einem runden Geburtstag nach Kiew in das Kinderheim Aspern, einer seiner mit voller Kraft unterstützten Sozialprojekte.

Unvergesslich auch die vielen Hochzeiten, Taufen in der Familie, zuletzt auch immer mehr Begräbnisse. Ich habe Georgs Predigtstil oft bewundert: Das hin und her blenden zwischen den liturgischen Texten und der zu feiernden Sache oder zur betrauenden Person. Das hat mich immer sehr angesprochen.

Stolz war ich auch, dass ich Georg äußerlich ähnlich sein musste, denn mehrmals haben mich mir Fremde einfach auf der Straße oder im Supermarkt angesprochen: „Entschuldigung, sind sie mit dem Pfarrer von Aspern verwandt?“

Zu Weihnachten hatten wir uns die letzten Jahre nie mehr traditionell beschenkt, aber vorgenommen, uns gegenseitig im kommenden Jahr zu einem Theater oder Oper einzuladen, und dann gemeinsam noch anschließend essen zu gehen.

Bei Familienfesten blieb Georg immer bis zuletzt, auch wenn er am nächsten Tag Frühmesse zu feiern hatte.

Aufgrund Georgs zahlreicher Tätigkeiten hatten wir uns nicht so oft sehen können, und wenig voneinander gehört, wochenlang gar nichts. Als wir von Georgs Krankheit erfahren mussten und seine Diagnose uns klar war, haben wir Brüder sofort eine WhatsApp Gruppe „Georg SMZOST“ eingerichtet, sie ist Zeugnis geworden unserer Sorge, unseres gemeinsamen Bemühens Georg in seiner Krankheit zu helfen, ihn zu begleiten bis an das Ende. Wir sind heute sehr dankbar allen Menschen in der Pfarre, seinen Freunden, den Cousins und Cousinen, die Georg umsorgt und gepflegt haben. Danke, gemeinsam ist das gelungen.

Ich war fest überzeugt, dass Georg uns Brüder überleben würde um uns jüngere begraben zu können, es sollte anders kommen, noch immer unglaublich.

Florian Stockert

 

Ort

In Memoriam † Georg Stockert

Aspern - Pfarre Aspern
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St. Martin - Pfarrkirche
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