Mag. Anton Schröttner

Montag, 1. März 2004

Kommen. Und Sehen.

2004. Das Jahr der Bibel.

Mag. Anton Schröttner unterstützt das pfarrliche Engagement für die Straßenkinder in Kiew, indem er dank seiner Sprachkenntnisse Briefe und Verträge aus dem Russischen für die Pfarre und für die Gasteltern übersetzt; auch als Dolmetsch hat er bei der Kinderferienaktion mitgeholfen.

"Nimm und lies" soll eine von Gott inspirierte Kinderstimme dem hl. Augustinus am Wendepunkt seiner Bekehrung zugerufen haben. Diesen Aufruf, von dem Augustinus in seinen "Bekenntnissen" selbst berichtet, verstand er als eine Deutung, die Heilige Schrift zur Hand zu nehmen und jene Stelle zu lesen, auf die er zuerst träfe: "Nicht in Schmausereien und Trinkgelagen .... vielmehr zieht an den Herrn Jesus Christus.." machten ihn über alle Zweifel seiner Umkehr erhaben. Diese Episode als auch die Einblicke in die Heilige Schrift, die ich auf dem Wiener Theologischen Kurs gewinnen konnte, weckten auch in mir das Interesse, mich mit dem am meisten gelesenen Buch der Welt, der Bibel, näher auseinanderzusetzen.

Den Lesegewohnheiten unserer Zeit entsprechend nehmen wir beim Bibellesen gerne den Maßstab von der täglichen Zeitungslektüre, die sich meistens ja doch nur im "Überfliegen" der wichtigsten Tagesereignisse erschöpft. Das Wort Gottes kann man aber nicht "überfliegen", um Informationen zu erhalten. Man muss "graben", um den "Schatz im Acker" zu finden. Und in der Bibel sind viele Schätze vergraben. Die anfänglichen Schwierigkeiten beim Verstehen des Wortes Gottes könnten die berechtigte Frage aufkommen lassen, ob die Bibel eigentlich noch ein "Buch für alle" ist. Kann man überhaupt noch ohne wissenschaftliche Bindung den Sinn des Gotteswortes verstehen?

Zunächst müssen wir unverbrüchlich daran festhalten, dass Gott durch die Bibel zu seinen Geschöpfen sprechen will, die er liebt und von denen er auch verstanden werden will. Selbst wenn dieses Verstehen noch kein wissenschaftliches Textverständnis darstellt, so ist doch das unmittelbare "Verstehen mit dem Herzen" der eigentliche und adäquate Vollzug christlichen Glaubens. Im persönlichen Ergriffensein wirkt in uns durch die Heilige Schrift derselbe Geist Gottes, der einst die Evangelisten inspirierte.

Dadurch hinaus gibt es namhafte Autoren und Exegeten, die für das spirituelle Verständnis schwieriger Textstellen gute und allgemein verständliche Erklärungen anbieten.

Zur Schriftlesung gehört aber auch das Gebet, das Nachdenken und Betrachten. Je mehr ich mich mit der Bibel auseinandersetze, um so besser verstehe ich die Textstelle im Johannesevangelium: "Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben". In einer Zeit, wo heute so viele Menschen auf der Suche nach bleibenden Werten sind, ist die Bibel für mich letztendlich auch deswegen von unschätzbarem Wert, da sie allein eine bleibende Antwort auf die Fragen der Menschheit gibt: "Woher kommen wir? Wohin gehen wir?

"Nimm und lies" könnte somit auch für uns alle ein Ansporn sein, die Bibel zu einer Kraftquelle für unser Leben aus dem Glauben werden zu lassen. In diesem Sinne verstehe ich auch die Worte der französischen Sozialarbeiterin und engagierten Christin Madeleine Delbrel: "Das Evangelium ist das Buch vom Leben des Herrn und dazu da, das Buch von unserem Leben zu werden".


Kommen. Und Sehen.

Donnerstag, 1. Jänner 2004 bis Donnerstag, 12. Dezember 2024

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