Michael Wiesinger

Sonntag, 1. Oktober 2006

Aus dem Pfarrgemeinderat

Nachdem Sie gerade beginnen, diesen Artikel zu lesen, sind Sie – geschätzte Leserin, geschätzter Leser – jemand, der trotz Reizüberflutung im Postkastl das Pfarrblatt zur Hand genommen hat und es vor dem direkten Weg in den Altpapiercontainer bewahrte. Warum handeln Sie so? Warum lesen Sie eine kirchliche Zeitung? Vielleicht geht es Ihnen wie mir. Ich finde es spannend, sich in der Leistungs- und Wohlstandsgesellschaft des 21. Jahrhunderts ernsthaft mit Fragen des Glaubens, des sozialen Umgangs miteinander und somit eigentlich seiner eigenen Orientierung zu befassen.

Ich hatte das Glück, schon als Kind in meiner oberösterreichischen Heimat innigen Zugang zur Kirche und zum Glauben zu finden. Dass ich Kirche und Glaube hier in einem Satz erwähne ist Absicht. Keiner der beiden Begriffe kann allein stehen. Die Kirche ist die Gemeinschaft der Gläubigen und somit viel energiereicher als die Summe von individuellen Wohnzimmerkatholiken. Trotz mancher möglicher Irrwege der so genannten Amtskirche ist diese Glaubensgemeinschaft derart stark, dass sie meinem Leben Halt, Orientierung und Sinn gibt. Überzeugen Sie sich selbst davon. Sie haben jeden Sonntag die neue Chance dazu!

Ich bin 35 Jahre alt, verheiratet und Vater von 3 Kindern - und somit fast automatisch mitten drinnen im Lebensgetriebe beherrscht von Aufgaben in der Familie, dem Weiterkommen- Wollen im Beruf – manche nennen es Karriere – dem Häuselbauen, u.s.w. Fast täglich erreiche ich eine kleine oder größere Weggabelung. Wohin soll ich gehen? Genau an diesen Weichen stehend, hilft mir persönlich der Glaube, die katholische Soziallehre, die zu lebende Nächstenliebe. Das sind keine Begriffe von Vorgestern, sondern sie sind aktueller denn je.

Die Tätigkeit in der Pfarre – meine Betätigungsfelder liegen im Bereich Familie, Kirchenmusik und der Mitarbeit bei Festen und Feiern sowie bei Sozialprojekten wie der Sternsingeroder Nikolausaktion – ist nicht nur ein Dienst an der Gemeinschaft und am Nächsten – ich tu es eigentlich auch ein wenig für mich. Ich kann dabei meine Akkus wunderbar aufladen.

Den wesentlichsten Grund, warum ich in der Pfarre mitlebe, habe ich mir für den Schluss dieser Zeilen aufgehoben. Es ist die Feier der Gottesdienste, die Liturgie, das Erfahren der Anwesenheit Gottes mit allen Sinnen: sehen, riechen, hören, fühlen, schmecken. Dazu gehört nur ein bisschen Mut, sich zu öffnen und Nachhaltigkeit, um die Pflanze des inneren Glaubens auch zu pflegen, denn mit dem Glauben ist es so wie mit der Liebe, wenn man sich auf’s Dahinplätschern beschränkt, wird man scheitern.


Aus dem Pfarrgemeinderat

Samstag, 1. Jänner 2005 bis Freitag, 29. März 2024

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